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Ein Leben für die Literatur

ของ Prof. Dr. Michael Braun

Nachruf auf Marcel Reich-Ranicki

Wohin er kam, da war die deutsche Literatur. Das von Marcel Reich-Ranicki gern verwendete Wort geht auf Thomas Mann zurück, einen seiner Lieblingsautoren, an dessen Werk er die Literatur seiner Zeit zu messen pflegte. Auf die Frage, was er am meisten fürchte, hat er in dem berühmten FAZ-Fragebogen geantwortet: "Den Tod". Am 18. September 2013 ist Marcel Reich-Ranicki gestorben.

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Geboren wurde Marcel Reich-Ranicki am 2. Juni 1920 in Polen. 1928 siedelte er mit seiner Familie nach Berlin. Auf dem Werner-von-Siemens-Realgymnasium in Schöneberg rächte er sich an seinen Mitschülern, die den Namen seines Geburtsortes Włocławek nicht aussprechen konnten, indem er "bis zum Abitur der beste Deutschschüler der Klasse" (damals auf dem Fichte-Gymnasium) wurde. Wie es weiterging, der Weg in die Deportation, die Demütigungen der Juden im Warschauer Ghetto, der Kampf ums Überleben gemeinsam mit Teofila (1920-2011), seiner Frau, die mutige Flucht aus der Todeskolonne im Januar 1943, der erneute Überlebenskampf und das Versteck bei einem arbeitslosen polnischen Setzer bis zur Befreiung durch die Rote Armee 1944, die Zeit beim polnischen Auslandsgeheimdienst und als Lektor – all das ist nachzulesen in seinem wohl erhellendsten, ehrlichsten, erfolgreichsten und auch verfilmten Buch, der Autobiographie "Mein Leben" (1999, 18. Auflage 2009). Es ist ein Lebens- und Überlebensbuch, eine europäische Chronik und ein Bekenntnis zu Deutschland, eine wunderbare Literatur- und Liebesgeschichte. Aus erster Hand erzählt Marcel Reich-Ranicki, wie er, seit 1958 in Deutschland, als Literaturredakteur zunächst bei Der Zeit, dann bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (1973 bis 1988 als Leiter der Literaturredaktion), das literarische Leben geprägt und bestimmt hat. Es ist ja wahr: die deutsche Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur hat Geschichte gemacht - durch diesen viel bewunderten, viel gescholtenen, doch stets urteilsfreudigen Literaturkritiker, der seinen immensen Einfluss mit eloquentem Wissen, mit unstillbarer Neugierde und einem nie versiegenden Anekdotenschatz verband. Sein Verdienst ist es, die Literatur, und längst nicht nur die deutsche, einem größeren Publikum dadurch schmackhaft gemacht zu haben, dass er sie danach beurteilte, ob sie zu fesseln vermochte oder eben doch nur langweilte. Dies gelang ihm durch seinen pointierten, scharfzüngigen, klaren und deutlichen Stil. Und auch durch eine unnachahmliche Rednergabe; auf der Feier von Hilde Domins 85. Geburtstag in einem Heidelberger Restaurant unterbrachen die Köche ihre Arbeit, nur um seiner Geburtstagsrede lauschen zu können.

Marcel Reich-Ranicki wurde vielfach geehrt. Er saß auf einem der Richterstühle der legendären 'Gruppe 47', er traf Entscheidungen in renommierten Jurys, er ließ das Preiskarussel beim Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt kreisen. Unvergessen ist seine Rolle als schlagfertiger Kunstrichter im Literarischen Quartett (1988-2001). An die zweitausend Gedichte ließ er in der 1974 von ihm begründeten Frankfurter Anthologie kommentieren. Er entdeckte Wolfgang Koeppen und Ulla Hahn, lobte als einer der ersten Wolf Biermann und Hans Joachim Schädlich, setzte sich hartnäckig mit Martin Walser und Günter Grass auseinander. Mehrere Kritikergenerationen sind durch seine Schule gegangen und haben Scharfsinn und Arbeitsfleiß, Deutlichkeit und Freimut von Marcel Reich-Ranicki bewundert, dem die Bezeichnung "Literaturpapst" unbehaglich war, weil er sich nicht für unfehlbar hielt und einen Irrtum auch eingestehen konnte.

Der Konrad-Adenauer-Stiftung war er bei mehreren Gelegenheiten verbunden. In den 1990er Jahren musste in Eichholz ein Zelt aufgeschlagen werden, um der Besucher bei einer Diskussion mit Marcel Reich-Ranicki über polnische Literatur Herr zu werden. 1995 hielt er im Weimarer Goethehaus eine fulminante Laudatio bei der Literaturpreisverleihung der Konrad-Adenauer-Stiftung an Hilde Domin. Im ehemaligen Plenarsaal des Deutschen Bundestages in Bonn sprach er 2004 über den von ihm neu entworfenen Kanon der deutschen Literatur, ein beispielloses Opus in 50 Bänden. Am 27. Januar 2012 berichtete er auf Einladung des Bundestagspräsidenten Prof. Dr. Norbert Lammert MdB im Deutschen Bundestag in Berlin, wie er am 22. Juli 1942 als Mitglied des "Judenrats" im Ghetto auf einer Sitzung von SS-Offizieren deren mörderische Maßnahmen zur "Umsiedlung" von sechstausend Juden protokollieren und einer polnischen Übersetzerin diktieren musste. Es war eine ergreifende, im Fernsehen mitzuverfolgende Stunde der Erinnerungskultur.

Marcel Reich-Ranicki hat den Holocaust überlebt, auch und vor allem dank der Literatur, dem Theater und der Musik - also mit der deutschen Kultur. Er hat sein Leben wie kaum ein anderer der Literatur gewidmet. Ein weltweit berühmter Kritiker, vielleicht der bedeutendste der Deutschen, ist verstorben. Seine Noten zur Literatur werden bleiben.

Ausgewählte Literatur

  • Lauter Verrisse. München (Piper) 1970 und München (dtv) 1993.
  • Lauter Lobreden. Stuttgart (DVA) 1985.
  • Über Ruhestörer. Juden in der deutschen Literatur. München (Piper) 1973, erweiterte 2. Auflage München (dtv) 1993.
  • Thomas Mann und die Seinen. München (DVA) 1987.
  • Mein Leben. München (DVA) 1999.
  • Vom Tag gefordert. Reden in deutschen Angelegenheiten. München (dtv) 2001.
  • Meine Bilder. Porträts und Aufsätze. München (DVA) 2003.
als Herausgeber

  • Frankfurter Anthologie. Frankfurt am Main (Insel Verlag) 1978 (2011 bei S. Fischer)
  • Der Kanon. Die deutsche Literatur. Romane / Erzählungen / Dramen / Gedichte / Essays. 50 Bände (und 5 Begleitbände). Frankfurt am Main (Insel) 2002-2006.

Biographien und Gespräche

  • Thomas Anz: Marcel Reich-Ranicki. München (dtv) 2004.
  • Thomas Anz (Hrsg.): Die Literatur, eine Heimat – Reden über und von Marcel Reich-Ranicki. München (DVA) 2008.
  • Franz-Josef Görtz: „Fabelhaft! Aber falsch!“ Marcel Reich-Ranicki in Anekdoten. Köln (DuMont) 2010.
  • Frank Schirrmacher: Marcel Reich-Ranicki. Sein Leben in Bildern. Eine Bildbiographie. München (DVA) 2001.
  • Hubert Spiegel (Hrsg.): Begegnungen mit Marcel-Reich-Ranicki, Frankfurt am Main (Insel) 2005.

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สำนักพิมพ์

Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.

erscheinungsort

Berlin Deutschland