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Виступи на заходах

„Nächstes Jahr in Jerusalem“

Entwicklung und Gegenwart des zionistischen Projektes Israel 70 Jahre nach der Staatsgründung

Aus Anlass des 70. Jahrestages der Staatsgründung Israels richtete die Abteilung Zeitgeschichte eine Fachkonferenz samt abendlicher Festveranstaltung mit hochrangigen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in der Akademie in Berlin aus.

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Professor Julius Schoeps, Dr. Michael Borchard und Gil Yaron (v.l.) Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.
Professor Julius Schoeps, Dr. Michael Borchard und Gil Yaron (v.l.)

Michael Borchard, Stellvertretender Leiter der Hauptabteilung Wissenschaftliche Dienste/ ACDP begrüßte die über 250 anwesenden Gäste. Ziel der Veranstaltung sei es, ein tieferes Verständnis für die Geschichte und gegenwärtige Lage Israels zu gewinnen, da die deutsche Sicht oft von einer „profunden Oberflächlichkeit“ geprägt sei. Im Mittelpunkt der Veranstaltung solle die Frage stehen, welchen Einfluss der Zionismus als die Idee einer „Heimstatt für das jüdische Volk“ für die Entstehung des Staates Israel in der Vergangenheit gespielt habe und welche Rolle das historische zionistische Projekt in der Gegenwart spiele.

„Nächstes Jahr in Jerusalem“ - Charlotte Knobloch und Joachim Gauck im Gespräch mit Norbert Lammert

Im ersten Panel stand die Staatsgründung Israels als zionistisches Projekt im Mittelpunkt. Michael Wolffsohn, emeritierte Professor für Neuere Geschichte an der Universität der Bundeswehr München, skizzierte zunächst das Spannungsfeld zwischen einem jüdischen Staat auf der einen und der jüdischen Diaspora auf der anderen Seite. Vom Beginn der zionistischen Bewegung bis heute sei in der weltweiten jüdischen Gemeinschaft umstritten, welche Option die sinnvollere sei. Nach der Staatsgründung 1948 und in den folgenden Jahrzehnten hätten zunächst enge Bindungen der Juden in der Diaspora zum Staat Israel bestanden. Seit dem Ende der 1970er Jahre habe sich die jüdische Diaspora aber zunehmend von der Idee des Zionismus emanzipiert. Trotzdem seien der Zionismus und der Staat Israel nach wie vor eine Art „Lebensversicherung der Diaspora-Juden“. Hanny Caspi, Mitarbeiterin des Herzl-Instituts in Jerusalem, die kurzfristig für den Politikwissenschaftler Shlomo Spiro eingesprungen war, ging in ihrem Vortrag auf die Rolle der Frauen in der zionistischen Bewegung ein. Am Beispiel mehrerer Frauen – darunter Golda Meir und Hannah Szenes – zeigte sie, dass Frauen eine wichtige Rolle spielten, indem sie mithalfen, Juden die Aus- bzw. Einwanderung nach Palästina zu ermöglichen und vor Pogromen und dem Holocaust zu schützen. Selbst in den Kampfhandlungen im zeitlichen Umfeld der Staatsgründung seien viele Frauen zum Einsatz gekommen. Da man befürchtete, sie könnten als Kriegsgefangene in die Hände des Gegners fallen, wo sie höheren Risiken als Männer ausgesetzt wären, wurden sie jedoch von Kämpfen an vorderster Front ausgeschlossen. Wie auch an anderen Beispielen deutlich werde, sei im Vergleich zur Gründergeneration ein Prozess der „Verbürgerlichung“ der israelischen Gesellschaft im Laufe der letzten Jahrzehnte zu beobachten.

Das zweite Panel drehte sich um die Frage, welche Rolle der Zionismus und die Shoa jeweils für die Staatsgründung gespielt hatten. Tom Segev, weltbekannter israelischer Historiker und Ben Gurion-Biograph, berichtete von einem Treffen im Jahr 1968, dass er als junger Mann mit dem damals über 80-jährigen Ben Gurion hatte. Gurion sei ein „Herzelianer“ gewesen, dessen Ziel es war, den erträumten jüdischen Staat „um jeden Preis“ zu verwirklichen, auch wenn dies bedeutete, „dass die palästinensischen Araber vertrieben wurden“, so Segev. Die Shoa habe Ben Gurion in erster Linie als ein Verbrechen gegen das Staatsgründungsprojekt gesehen. Schließlich hätte die Verfolgung und Vernichtung des Großteils der europäischen Juden dem jüdischen Staat potentielle Bürger entzogen, die beim Aufbau eines modernen Staatswesens hätten helfen können.

Thomas Brechenmacher, Professor für deutsch-jüdische Geschichte an der Universität Potsdam, fragte in seinem Vortrag danach, ob die Shoa überhaupt eine notwendige Voraussetzung für die Staatsgründung gewesen sei. Er kam zu dem Ergebnis, dass der Staat Israel sehr wahrscheinlich auch ohne die Shoa gegründet worden wäre und man zumindest nicht von einer monokausalen Beziehung ausgehen dürfe. Schließlich müsse die Staatsgründung im Zusammenhang der Entkolonialisierung gesehen werden. Allerdings gebe es zahlreiche Indizien dafür, dass die Erfahrung des Holocaust die Abstimmung über den UN-Teilungsplan 1947 stark beeinflusste. In jedem Fall habe die Shoa die Staatsgründung zusätzlich legitimiert, da einflussreiche Stimmen dies als geschichtspolitisches Argument geäußert hätten, etwa in der Art „Wenn es noch eines Beweises bedarf, dass eine Heimstatt für das jüdische Volk notwendig ist, dann liegt er jetzt vor“.

Im letzten Panel der Fachkonferenz diskutierten Prof. Julius Schoeps, Direktor des Moses-Mendelssohn-Zentrums für europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam, und Gil Yaron, Korrespondent der „Welt“ in Israel, über Gegenwart und Zukunft des Zionismus in Israel und der Diaspora. Während Schoeps die gegenwärtige Situation so einschätzte, dass die „messianische Note“ aus dem Zionismus verschwunden und das ein Problem für den Zionismus sei, entgegnete Yaron, dass er ein Nachlassen des „Messianismus“ nicht ausmachen könne. Allerdings sei weltweit ein Auseinanderdriften zwischen den Juden in Israel und den Juden in der Diaspora festzustellen. Am Beispiel der USA würde diese politische Kluft besonders deutlich: So sei der vormalige US-Präsident Barack Obama stark von den jüdischen US-Amerikanern unterstützt worden, während der gegenwärtige US-Präsident Donald Trump und seine Politik von den jüdischen Israelis überwiegend positiv gesehen würde. Ob eine Lösung des Nahostkonflikts möglich sei? Gil Yaron äußerte sich skeptisch: Der „Leidensdruck“, so Yaron, müsse offenbar erst groß genug sein, bis Menschen umdenken und eine Lösung suchen würden.

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