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Eine geteilte Generation – Die Studentenrevolte und die alternativen 68er

з Julia Ruhs

Eine Tagung der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin

Unser heutiges Bild von 1968 ist unvollständig, wie eine Tagung der Konrad-Adenauer-Stiftung zeigt: In den Köpfen dominiert weithin das Bild der linken Studentenrevolte und deren angebliche Verdienste. Der Großteil der damaligen Bevölkerung wird damit aber ausgeklammert. Darunter auch die konservativen Studenten, die mit Reformen statt mit Revolution die Gesellschaft verändern wollten.

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Die 68er-Bewegung – sie gilt gemeinhin als ursächlich für die Liberalisierung und Demokratisierung der deutschen Gesellschaft. Dieses Bild wurde im Laufe der Jahrzehnte konstruiert, stimmt mit der Realität jedoch nur bedingt überein. Zum 50-jährigen Jubiläum der Studentenproteste warf die Konrad-Adenauer-Stiftung mit der Tagung „Eine geteilte Generation – Die Studentenrevolte und die alternativen 68er“ einen kritischen Blick zurück und versuchte mit alten Mythen aufzuräumen.

Gesellschaftliche Wandlungsprozesse begannen schon früher als ´68

Denn längst nicht alles, was die Bewegung sich selbst zuschreibt, hat auch seinen Ursprung in den Studentenrevolten. „Linke Aktivisten heften sich noch heute ans Revers, der Grund für das heutige, liberale Deutschland zu sein. Die Rede ist von einer verstaubten, stockkonservativen Adenauer-Ära, die erst durch 68 zu Ende ging. Ich halte dagegen“, sagte Hanns Jürgen Küsters, Hauptabteilungsleiter Wissenschaftliche Dienste/Archiv für Christlich-Demokratische Politik der KAS, zur Eröffnung der Tagung. Gesellschaftliche Veränderungsprozesse hatten ihm zufolge schon viel früher eingesetzt. Die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit fing bereits in der späten Ära Adenauer an, befeuert von Protesten, die eine konsequentere Vergangenheitsbewältigung forderten. Ebenso gab es Demonstrationen gegen die Westbindung der Bundesrepublik und die Aufrüstung mit Atomwaffen. Viele dieser Forderungen der Fünfzigerjahre griffen die 68er später wieder auf.

Auch das Zweite Vatikanische Konzil in den Jahren 1962-65, das eine umfassende Erneuerung der Kirche in Angriff nahm, war Anlass für einen Wandel. „Dadurch öffnete sich die katholische Kirche den gesellschaftlichen Veränderungen“, sagte Detlef Pollack, Professor für Religionssoziologie der Universität Münster. Auch die sexuelle Befreiung kam nicht erst durch die Studentenproteste in Gang, sondern war maßgeblich beeinflusst durch die Einführung der „Pille“ 1961. Pollack zufolge ebneten die Entwicklungen der 50er-Jahre den 68ern den Weg. „Die 68er haben sich überschätzt. Sie waren nicht die wichtigste Generation der Geschichte“, stellte auch Hanns Jürgen Küsters klar. Aber man muss natürlich auch positive Entwicklungen anerkennen“, gab er zu.

Die „medialen 68er“ waren nicht die „realen 68er“

Ebenso fehlen einige Akteure in unserem heutigen Bild von 68, wie im Verlauf der Tagung klar wird. Akteure nämlich, die von der Öffentlichkeit kaum beachtet werden, die selten in der medialen Berichterstattung anzutreffen sind – damals wie heute. Teil davon: Die alternativen 68er – konservative Studenten, die sich beim RCDS, in der Jungen Union und in der CDU/CSU engagierten und sich als Gegenpol zur studentischen Linken verstanden.

Denn es sind vor allem die Bilder, die hängen blieben: Wasserwerfer, Straßenschlachten; demonstrierende, langhaarige, Studenten. Nacktbilder der Bewohner der „Kommune 1“ in Berlin, erstmals vom „Spiegel“ für ein Massenpublikum veröffentlicht. All das lenkte die Aufmerksamkeit auf den SDS, den Sozialistischen Deutschen Studentenbund. „Wesentliche Teile, die wir heute unter ,68‘ verstehen, ist mediale Fiktion. Es sind Medienzerrbilder“, sagte Sven Felix Kellerhoff, leitender Redakteur der „Welt“ für Zeit- und Kulturgeschichte. Laut ihm waren all diese Protestszenen nicht typisch für die 68er. Es habe nur ein halbes Dutzend Einsätze von Wasserwerfern gegeben, von 27.000 Studenten an den Berliner Universitäten seien meist nur wenige Hundert auf den Demonstrationen gewesen, mehr als 2000 Aktive existierten ohnehin nicht. „Von einem Aufstand DER Studenten zu sprechen, ist Teil der Mythologisierung“, kritisierte Kellerhoff. Philipp Gassert, Inhaber des Lehrstuhls für Zeitgeschichte an der Universität Mannheim stimmte ihm hier zu: „68 war die erste deutsche Protestbewegung, die im Fernsehen ausgestrahlt werden konnte. Ihre provokativen Aktionen erzielten deshalb eine große Aufmerksamkeit. Es war vor allem ein Aufstand der Bilder.“

Auch die konservativen Studenten wollten Veränderungen – mit Reformen

Gegen diese markanten Bilder hatte es der RCDS schwer. „Man hatte längst nicht so viele Aktionsmöglichkeiten. Dominierend in den Medien waren immer nur die Aktionen des SDS“, sagte Johannes Weberling, Professor für Medienrecht in Frankfurt an der Oder, Anfang der Achtziger selbst Bundesvorsitzender des RCDS. Anders als die linken 68er wollten die alternativen 68er keine Weltrevolution – ihnen ging es um Reformen. Sie wollten „Evolution statt Revolution“, nicht das System, sondern die Dinge im System ändern. Denn dass es Missstände an den Universitäten gab und dringenden Handlungsbedarf, war auch ihnen nur allzu gut bekannt. „Aber die CDU war damals ein verschnarchter Haufen. Die RCDSler wollten, dass man in der Partei endlich anfing zu diskutieren“, so Weberling. Letztendlich gelang ihnen das. Durch die jungen Konservativen kamen politische Grundsatzdiskussionen in Gang, ihre Überlegungen fanden Anklang im CDU-Programm, die Partei war plötzlich in Aufbruchstimmung. „Der RCDS hat damals die CDU/CSU reformiert“, resümierte Weberling nicht ohne Stolz.

Die breite Bevölkerung im Jahr ´68 bleibt unbeachtet

Doch nicht nur den konservativen Studenten wird wenig Aufmerksamkeit zuteil, wenn es ums Jahr ´68 geht. Auch die normale Bevölkerung bleibt meist unberücksichtigt. Diese sei mehrheitlich skeptisch gegenüber den Studenten eingestellt gewesen, konnte mit den Protesten kaum etwas anfangen, sagte Thomas Petersen, Projektleiter am Institut für Demoskopie Allensbach. „57 Prozent der Gesamtbevölkerung hatte keine gute Meinung über Rudi Dutschke. Die Studentenproteste weckten bei ihnen viel eher die Angst um Sicherheit und Ordnung, sie sorgten sich um die junge Demokratie.“ Auch der Springer-Verlag sei nur Hassobjekt der linken Studenten, nicht aber der normalen Bevölkerung gewesen. „68 war damals ein Elitenphänomen“, betonte Petersen.

Christina von Hodenberg, Professorin für Europäische Geschichte am Queen Mary College der University of London, schilderte ein ähnliches Bild in ihrem Buch „Das andere Achtundsechzig“. Für dieses wertete sie einst verlorene Tonbandrollen aus, die sie im Keller des Psychologischen Instituts Heidelberg wiederentdeckt hatte. Es waren stundenlange Aufzeichnungen von Interviews mit einfachen Leuten: mit Verkäufern, Handwerkern und Polizisten. „Es gibt bei der Betrachtung von 68 einen Tunnelblick auf gesellschaftliche Eliten, auf Intellektuelle in West-Berlin, in Frankfurt, auf den SDS. Verloren geht die Provinz, die Frauen, die älteren Menschen“, so von Hodenberg.

Die 68er erschufen einen lange währenden Generationsmythos

Diese Lücke füllte sie nun mit ihren Auswertungen. Ihr Fazit: Die Protagonisten, die wir heute als 68er verstehen, waren eine kleine studentische Elite, die sich durch mediale Auftritte in den Jahrzehnten danach einen Generationsmythos bastelten – durch spätere Zeitungsbeiträge, Bestseller und Auftritte in Talkshows. Die normale Bevölkerung hatte damals eine ganz andere Lebenswirklichkeit. Manfred Kittel, Professor für Neuere und Neuste Geschichte in Regensburg brachte es prägnant auf den Punkt: „Noch Jahrzehnte nach der 68er-Revolte hielten die 68er das Feuilleton besetzt wie ein verstopftes Klo.“ Sie prägten dadurch die öffentliche Wahrnehmung und setzten ihre eigene Geschichtsschreibung durch: 68 als der Ausgangspunkt eines modernen und liberalen Deutschlands. Auch wenn sie damit lange Zeit erfolgreich waren, blieb die Wissenschaft doch wachsam, so der Mannheimer Historiker Gassert: „Die historische Forschung hat den Mythos der 68er als Ursache des gesellschaftlichen Wandels längst entzaubert.“

Julia Ruhs ist Stipendiatin der Journalistischen Nachwuchsförderung der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Die Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung, Ursula Männle, im Interview über Frauen unter den 68ern.

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