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Private Schulen: Alternative, Nische oder Konkurrenz?

з Constanze Brinckmann

Experten diskutieren über das Verhältnis von privater und öffentlicher Bildung in Deutschland

In einer gemeinsamen Veranstaltung mit der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Heinrich-Böll-Stiftung diskutierten am Mittwochabend Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Schulpraxis über Bildung an privaten und öffentlichen Schulen und die Auswirkungen auf das gesamte Bildungssystem. Durch die Impulsvorträge der Wissenschaftler Prof. Dr. Thomas Koinzer und Prof. Dr. Margret Kraul wurde schnell klar: Das Bild der Privatschulen als Brutstätte der Elite von morgen ist längst überholt.

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Am Ende entscheidet der Schulweg

Prof. Dr. Thomas Koinzer vom Institut für Erziehungswissenschaft der Humboldt-Universität Berlin stellte sich im ersten Impulsvortrag der Herausforderung, sein umfangreiches Datenmaterial über Schulen in privater Trägerschaft kurz und knapp zu präsentieren. Der Erziehungswissenschaftler, der seinen Studenten gerne Songs des Rappers Eminem vorspielt, weist gleich zu Beginn darauf hin, dass selbst die Nomenklatur im Zusammenhang mit privater Bildung nicht ohne Schwierigkeiten möglich sei. Während er selbst von privaten Schulen spricht, bestehen wieder andere auf die Bezeichnung Schule in privater Trägerschaft oder freie Schule, was für ihn die Frage aufwirft, „ob staatliche Schulen grundsätzlich unfrei sind“. Auch wenn in den Medien oft von einem Boom der Privatschulen die Rede ist, besuchten im Schuljahr 2014/2015 nur rund 8,8 Prozent der Schüler eine der insgesamt 3.500 privaten Schulen in Deutschland. Zwischen Ost- und Westdeutschland sowie zwischen den einzelnen Bundesländern gibt es jedoch große Unterschiede. „Einen deutlichen Anstieg“ in Bezug auf Schüler in Privatschulen und der Anzahl privater Schulen wird in Ostdeutschland verzeichnet, besonders im Bereich der Grundschulbildung. In den letzten 20 Jahren hat sich hier die Anzahl der privaten Schulen – bei gleichzeitiger Schließung staatlicher Einrichtung – verdoppelt. So vielfältig wie die Schüler ist auch das Angebot der privaten Schulen in Deutschland. Neben konfessionellen Einrichtungen, Waldorf- und Montessori-Schulen gibt es noch viele weitere Einrichtungen. Die deutsche Schullandschaft ähnelt nach Meinung von Thomas Koinzer einer „bunten Wiese mit vielen verschiedenen Blumen“. Neben den vielen Vorteilen, die viele Eltern den privaten Schulen zumessen – von der besseren materiellen Ausstattung bis hin zur Möglichkeit, Schüler und Lehrpersonal gezielt auszuwählen – ist nach Koinzers Forschungsergebnissen die Länge des Schulwegs bei allen Eltern der entscheidende Faktor bei der Wahl der richtigen Schule.

Skepsis gegenüber staatlichen Schulen

In den Medien werden Kinder, die Privatschulen besuchen, häufig in die Schubladen „Elite“ oder „Manager von Morgen“ gesteckt. Doch wie lassen sich eigentlich die Privatschuleltern charakterisieren? Dieser Frage ist Prof. Dr. Margret Kraul vom Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Göttingen in ihren Forschungen nachgegangen. In einem Forschungsprojekt hat sie den sozioökonomischen und –kulturellen Hintergrund von Privatschuleltern in einer westdeutschen Großstadt untersucht. Im Vergleich zu den Durchschnittswerten im dazugehörigen Bundesland zeigt sich die wenig überraschende Erkenntnis, dass überdurchschnittlich viele Privatschuleltern Akademikerinnen und Akademiker sind. Mehr als zwei Drittel der befragten Eltern verfügen über einen Hochschulabschluss oder zumindest Hochschulreife. Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch einen (geringen) Anteil von Eltern mit Hauptschulabschluss. Im Bereich des Einkommens werden 57,3 Prozent der Eltern als einkommensreich eingestuft, während immerhin 12 Prozent ein hohes Einkommen vorweisen können. Bei den Berufen der Eltern finden sich besonders häufig hochkomplexe Tätigkeiten bei den Vätern (z.B. Arzt, Richter oder Geschäftsführer) und pflegerische/erzieherische Berufe bei den Müttern. Die Studie von Margret Kraul zeichnet ein heterogenes Bild der Privatschulelternschaft, besonders was die Motive angeht, die die Eltern zur Wahl einer privaten Schule veranlasst. Neben den leistungsorientierten Eltern, die ihre Kinder häufig auf konfessionelle Gymnasien schicken, beschreibt sie auch den reformpädagogisch-alternativen Elterntypus (z.B. Waldorf oder Montessori) sowie die Eltern, die Schulen mit speziellem Fördercharakter für ihre Kinder wählen. Weiterhin erleben vor allem in Großstädten internationale und bilinguale Schulen einen wahren Boom. Nicht selten zahlen Eltern hier Schulgelder von bis zu 1500 Euro monatlich. Bei aller Heterogenität gibt es jedoch auch eine Gemeinsamkeit: „Die Elternschaft zeichnet sich durch ein gewisses Bildungsbewusstsein aus“. Dass Schüler an privaten Schulen eine bessere Bildung erhalten, kann Kraul mit den Ergebnissen ihrer Studie nicht bestätigen: „Die Leistungen sind nicht besser als auf staatlichen Schulen“.

Unterschiedliche Vorstellungen von bestmöglicher Schulbildung

Im Anschluss diskutierten Kerstin Hagedorn, Leiterin der Evangelischen Grundschule Berlin-Mitte, Dr. Philipp Lengsfeld MdB, CDU-/CSU-Bundestagsfraktion, und Hans-Jürgen Kuhn, Sprecher des Netzwerks Bildungspolitik der Heinrich-Böll-Stiftung sowie der Bundesarbeitsgemeinschaft „Bildung“ von Bündnis 90/Die Grünen gemeinsam mit der Moderatorin Dr. Jacqueline Boysen u.a. über die Motive von Eltern, eine eigene Schule für ihre Kinder zu gründen. Kerstin Hagedorn, selbst Lehrerin und Mitbegründerin einer Grundschule in Berlin, war mit dem bisherigen Schulangebot unzufrieden und wollte „Schule einfach anders machen“. In der Evangelischen Grundschule Berlin-Mitte stehe der Mensch und nicht nur der Lehrplan im Mittelpunkt. Bewertungen erfolgen nicht nur anhand von Noten, sondern auch in Form von schriftlichen oder mündlichen Einschätzungen. Weiterhin habe die Schule im Vergleich zu staatlichen Schulen mehr Freiheiten bei der Auswahl von Lehrern, Erziehern und Schülern. Für Hans-Jürgen Kuhn hat vor allem die intensive Forschung auf dem Gebiet der Erziehungswissenschaften dazu beigetragen, den Mythos von der Privatschule zu entzaubern. Heute wisse man, dass private Schulen „nicht per se besser“ seien als staatliche. „Herkunft und Einkommen sind zwar immer noch entscheidend für den Schulerfolg“, so Kuhn. Die Schuld daran allein bei den Privatschulen suchen, sei jedoch falsch. Für Philipp Lengsfeld, ebenfalls Mitbegründer einer evangelischen Grundschule, entsteht durch die Möglichkeit, private Schulen zu gründen, die Chance auf eine vielfältige Schullandschaft. Mit Sorge sieht er jedoch, dass die privaten und für „gut“ gehaltene Schulen bis zu sechsmal mehr Bewerberinnen und Bewerber als Plätze haben, während wiederum andere Schulen von den Eltern gemieden werden.

Privat oder Staat? Das ist hier die Frage.

Die Antwort darauf bleibt vage, fassten die Poetry-Slammer Sarah Bosetti und Daniel Hoth die Diskussion schließlich zusammen. Jenseits von Kreuz –und Paarreim lieferten die beiden Poeten ein spritziges Resümee der Diskussionsveranstaltung. In ihren klugen Texten ging es nicht nur um den fiktiven Schüler Bert, der als vermeintliches Wunderkind nirgendwo richtig reinpasst und sich erst als tanzender Waldorfschüler versucht und dann später auf dem Elite-Internat Angst vor den roboterartigen Führungskräften von morgen bekommt. Sie lieferten auch eine der wichtigsten Erkenntnisse des Abends: „Es geht nicht nur ums Kind, sondern auch ums Eltern-Ich“.

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