Звіти про заходи
„Dafür, dass Afrika ein unmittelbarer Nachbar von Europa ist, kümmern wir uns reichlich wenig um diesen Kontinent“, sagte Ministerpräsident Günther Oettinger zur Eröffnung der Veranstaltung, die von Misereor und der Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg organisiert wurde. Dabei habe Europa eine große Verantwortung für Afrika. Er lobte die Arbeit der Stiftungen und Initiativen, die sich dieser Verantwortung bewusst seien. Neben der KAS beteiligten sich 15 weitere Einrichtung und Organisationen an dem Kongress. In elf Foren wurden Themen wie Mikrofinanzierung, Ernährungssicherung oder kommunale Entwicklungszusammenarbeit behandelt. Zudem wurde ein „Markt der Möglichkeiten“ eingerichtet, auf dem sich die Teilnehmer der Veranstaltung über das Engagement der Organisationen informieren konnten. Von dieser Möglichkeit wurde auch am KAS-Stand rege Gebrauch gemacht.
Journalismus im Spannungsfeld zwischen Regierung und Finanznot
Im Forum der KAS ging es um die Situation der Medien in Afrika. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Meinungsfreiheit und die Situation der Medienschaffenden gestärkt können. „Um die Medienfreiheit in Afrika steht es immer noch bedenklich“, erklärte Frank Windeck, Direktor des regionalen Medienprogramms Subsahara-Afrika der KAS. Auf der von „Reporter ohne Grenzen“ veröffentlichten Rangliste zur Medienfreiheit stünde Südafrika auf Platz 36 –und sei damit das afrikanische Land mit der größten Pressefreiheit. Unter den letzten 36 Plätzen befänden sich indes zwölf afrikanische Länder.
Hauptprobleme der Medien in Afrika seien ihre finanzielle Schwäche, die schlechte Bezahlung der Journalisten und eine Kultur der Obrigkeitshörigkeit. Der allgemein schlechte Ausbildungsstand der Journalisten spiegele sich in der Berichterstattung wider. Besonders problematisch sei es, wenn die Regierungen die Werbemacht haben: Berichtet ein Medium kritisch, drohen Werbeentzug und damit die Gefahr des wirtschaftlichen Ruins. Doch es gäbe auch positive Entwicklungen. „Die Zeiten von verwüsteten Redaktionsstuben und eingetretenen Türen sind vorbei“, sagt Frank Windeck. „Solche massiven Übergriffe kommen nur noch selten vor.“ Zudem sei der Wille nach besserer Ausbildung und tiefer gehender Recherche durchaus vorhanden.
Hier setzt das Medienprogramm der KAS an, so Windeck: Um die Meinungsfreiheit in Afrika zu erhöhen, sei es das Ziel, die Qualität der Berichterstattung zu verbessern und journalistische Netzwerke auf nationaler und regionaler Ebene aufzubauen. Zudem sollten die Journalisten bessere Kenntnis über die eigenen Rechte und Pflichten erlangen. Politiker und Parteien werden darüber hinaus in der professionellen Medienkommunikation geschult.
Radio als Sprachrohr der Bevölkerung
In Afrika sei das Radio nach wie vor das wichtigste Medium: Es habe ein weites Verbreitungsgebiet und sei mit einfachen Mitteln und geringem finanziellen Aufwand zu produzieren. Print-Produkte hingegen seien für weite Teile der Bevölkerung zu teuer, und der Transport sei oftmals ein Problem. Außerdem sei die Zahl der Analphabeten immer noch hoch. Auch Fernsehgeräte könnten sich nur wohlhabende Schichten leisten. Zudem würden die Sende-Anstalten fast überall staatlich kontrolliert. Der Aufbau unabhängiger Fernsehstationen sei wegen der technischen Ausstattung teuer und ohne staatliche Hilfe meist nicht möglich. Zwar stellten die Neuen Medien eine günstige Alternative dar, wären jedoch nur in den großen Städten verfügbar.
Dass die Zukunft der Meinungsfreiheit in Afrika dennoch hoffnungsfroh erscheint, machten die drei Projektpartner der KAS deutlich. Ingo Capraro ist Chefredakteur der afrikaanssprachigen Tageszeitung „Die Son“ in Kapstadt. Vor gerade einmal sechs Jahren – im April 2003 – erschien unter Capraros Leitung eine Zeitung, die sich inzwischen zur führenden Tageszeitung am Westkap entwickelt hat. „Die Son“ bezeichnet sich selbst als Streiter für die unteren Schichten. „Für die Farbigen sind wir ihre Zeitung“, meint Capraro. Sie machen 85 Prozent der Leserschaft aus. „Wir schreiben wie die Leute sprechen“, erklärt der erfahrene Journalist. „Und wir behandeln Themen, die sie wirklich interessieren.“ Wie zum Beispiel die Kampagnen gegen Drogenmissbrauch und Gewalt gegen Frauen. Zudem scheuen sich die Journalisten nicht davor, auch härtere Themen anzupacken. „Wir haben schon einige korrupte Bürgermeister aus dem Amt gehoben“, zeigte sich Capraro zufrieden. Er sei stolz auf das Blatt, das trotz des allgemeinen Zeitungssterbens eine Erfolgsgeschichte ist.
Mike Daka ist Direktor einer Radiostation in Chipata (Sambia). Er gründete „Breeze FM“ im Jahr 2002, inzwischen hat sich der Sender fest etabliert. „Wir glauben, dass wir um die 800.000 Menschen täglich erreichen“, sagt der Journalist. „Radio ist das Medium, das in Afrika am besten funktioniert.“ Die Mehrheit der Hörer lebe in Dörfern, jede Altersstufe sei vertreten. Das stelle den Sender vor die große Herausforderung, ein Programm zu erstellen, indem sich jede Altersgruppe wiederfindet. „Der Sender hat drei hauptsächliche Funktionen“, erklärte Daka. „Zum einen gibt er den armen Bevölkerungsgruppen eine Stimme, die sie vorher nicht hatten.“ Zum zweiten gebe er diesen Menschen eine Plattform, über die sie kommunizieren könnten. So sei es schon vorgekommen, dass sich die Bauern mit Hilfe des Radios gegen den Preisdruck von internationalen Unternehmen wehrten. Als dritte Aufgabe nennt er die Funktion als „public interest broadcast station“, unter die das Ausstrahlen staatlicher Bekanntgaben fiele. Der Sender verfolge zudem die Strategie der offenen Tür: Einerseits gingen die Radiojournalisten in die Dörfer und fragten die Menschen nach ihren Problemen, andererseits besuchten viele Hörer das Studio und teilen dem Sender ihre Meinungen und Anliegen mit. „Es handelt sich zwar um einen kommerziellen Sender“, so der Radiodirektor, „aber wir haben ein großes bildungserzieherisches Potenzial.“
Das neue Medium Internet gibt es nur in Städten
In Sachen Medienbildung kennt sich auch Jude Mathurine aus Südafrika bestens aus. Der Medienexperte ist Lehrbeauftragter für Neue Medien an der Rhodes University in Grahamstown. „Wenn man an Medien denkt, fallen einem meist erst das Fernsehen oder die Printmedien ein“, sagte der Südafrikaner. „Aber die Neuen Medien werden immer wichtiger.“ Gerade junge Leute würden immer weniger Zeitung lesen, dafür aber verstärkt neue Möglichkeiten der Informationsbeschaffung und Kommunikation nutzen. „Ein Problem ist allerdings, dass es Internet zwar in den großen Städten gibt, nicht jedoch auf dem Land“, erklärte Mathurine. Die Kosten für einen Computer seien noch sehr hoch und die Internetleitungen oftmals in einem schlechten Zustand. „Das ist gerade für die journalistische Arbeit ein großes Problem.“ Auch seien einige Regierungen in Afrika versucht, das Internet für ihre Zwecke zu missbrauchen und die journalistischen Freiheiten einzuschränken. Dennoch zeigte sich Mathurine zuversichtlich, dass sich die Dinge ändern und die neuen Technologien für die Menschen zugänglicher werden. „Es werden vor allem die Mobiltelefone sein, durch die sich die Afrikaner Zugang zu den Medien verschaffen werden“, meinte der Experte.
„Es gibt viel zu tun in Afrika“, sagte die Präsidentin des Pan-Afrikanischen Parlaments der Afrikanischen Union, Gertrude Mongella, zum Abschluss des Forums. „Aber wo auf der Welt gibt es das denn nicht.“
Tipp: Die Konrad-Adenauer-Stiftung baut seit mehreren Jahren unter dem Titel „Vision Nigeria“ Radioprogramme zur politischen Bildung auf. Zielgruppe ist die Bevölkerung im Nigerdelta, der es trotz des Ölreichtums der Gegend sehr schlecht geht. Ein Schwerpunkt sind Jugendliche, denen wir Alternativen zu einem Abgleiten in Kriminalität und Gewalt aufzeigen wollen. Insgesamt erreicht das Sendegebiet ca. 70-100 Millionen Einwohner, davon sind mehrere Millionen Stammhörer.
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