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Báo cáo quốc gia

Ein Jahr Patriarch Neofit

Welche Veränderungen haben in der bulgarischen orthodoxen Kirche stattgefunden?

Das erste Amtsjahr des Patriarchen Neofit war ein dynamisches, angefüllt mit Ereignissen und Skandalen, aber auch mit der Suche nach Lösungen. Der Beginn seiner Amtszeit fiel mit einer seit Jahren nicht da gewesenen Verschärfung der politischen Konfrontation im Land zusammen, verbunden mit einem Vertrauensverlust in fast alle öffentlichen Institutionen. Im Gegensatz zum Staat hat es die Kirche jedoch geschafft, ihr Image zu verbessern. Dem neuen Patriarchen ist es gelungen, öffentlich präsent zu sein und die im Verlaufe von Jahrzehnten angehäuften Probleme, die unlösbar schienen, anzugehen.

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Neofit wirkt unaufdringlich. Er hat das Image eines sanften älteren Herrn, der zuhören kann und Kompromissen den Vorzug vor Konflikten gibt. Seine Reden meiden nicht den tagespolitischen Bezug. Im Gegensatz zu einigen der Metropoliten sind seine Gottesdienste nicht pompös. Das entspricht den Erwartungen der meisten Gläubigen, welche es gerne sehen, wenn die hohen kirchlichen Würdenträger Beispiele an Demut geben und nicht weltlichen Neureichen gleichen.

In der im März 2012 veröffentlichten Analyse des historischen Erbes, mit dem die Bulgarische Orthodoxe Kirche (BOK) fertig werden muss, wurden viele grundlegende Probleme umrissen, die sie belasten – auch in der Öffentlichkeit - und die das Ansehen schädigen: ein säkulares Umfeld; sich gegenseitig ausschließende Erwartungen; die in der Zeit des Kommunismus zerstörte Struktur von Kirchengemeinden sowie die fehlende Bereitschaft seitens des hohen Klerus, sich den akutesten Problemen der Kirche selbst, aber auch der Gesellschaft zuzuwenden. Zu diesen Problemen kann auch die außenpolitische Isolation hinzugefügt werden, in die die BOK in den 1990er Jahren geraten ist. Als potentielle Kraft der Veränderung wurde auf die immer aktiver werdende kirchliche öffentliche Meinung verwiesen, die sich in den letzten Jahren bei der Diskussion wichtiger Fragen aus dem Leben der Kirche Gehör verschafft hat.

Was hat sich in der Zeit nach dem 24. Februar 2013 verändert, als der Metropolit von Russe, Neofit, zum neuen bulgarischen Patriarchen gekürt wurde? Im Westen ist inzwischen von der „Revolution des Papstes Franziskus“ die Rede. Im Osten, im orthodoxen Kontext, ist das Wort „Revolution“ sicher denkbar ungeeignet, aber dennoch war dieses Jahr ein Jahr des Wandels, von dem man hoffen kann, dass er unumkehrbar ist.

Dieser Wandel ist nicht nur auf den neuen Patriarchen zurückzuführen, zumal er zunächst das Image eines Schlichters hinterließ und den Eindruck erweckte, Skandalen und Konflikten aus dem Weg gehen zu wollen. Das liegt auch an der Definition des Amtes: Der Patriarch ist erster unter gleichen in der Synode der Metropoliten, also keine Person mit „starker Hand“. Im vergangenen Jahr wurde seine Macht nur ein Mal deutlich - bei der Wahl des Metropoliten von Nevrokop, als die beiden Kandidaten von der Synode die gleiche Stimmenzahl bekamen und die Stimme des Patriarchen sich als entscheidend herausstellte.

Die größte Herausforderung, der sich Neofit gegenübersah, waren die Wahlen neuer Metropoliten. Im vergangenen Jahr mussten vier frei gewordene Metropolitensitze neu besetzt werden, was zum Austausch von fast einem Viertel der Mitglieder der Synode führte. Eine neue Generation von Metropoliten trat so in diese hohe kirchliche Position: Sie sind Ende der 1960er und zu Beginn der 1970er Jahre geboren, erhielten zwischen 2007 und 2011 die Bischofsweihe und sind im Gegensatz zu ihren Vorgängern nicht mit den aus der kommunistischen Zeit ererbten Problemen belastet. Ob sich diese jüngere Generation durchsetzen würde, war zwar zunächst unsicher gewesen. Aber bereits die Wahl zur Neubesetzung der Diözese Warna Ende 2013 wurde zu einem Symbol des Wandels, der die Nominierung einer neuen Metropolitengeneration ermöglichte.

Von nicht zu unterschätzender Bedeutung hierbei war, dass die Synode die Empfeh-lung der Kirchengemeinden vor Ort erheblich berücksichtigte; auch das ist ein Zeichen des Wandels. Denn im Unterschied zu anderen orthodoxen Kirchen lässt es die Satzung der BOK zu, dass bei der Wahl eines Metropoliten nicht nur der hohe Klerus, sondern auch die Laien und Geistlichen beteiligt werden. Das Verfahren empfiehlt, vereinfacht gesagt, die Wahl des Metropoliten durch das Kirchenvolk und nicht seine Einsetzung durch die Synode. Die Wahl wird vom Kollegium der Gemeindewähler vorgenommen, das Vertreter der Geistlichen, Laien und Mönche in jeder kirchlichen Region umfasst. Das Gremium bestimmt zwei Kandidaten aus dem Kreis der geweihten Bischöfe, von denen die Synode mit einfacher Mehrheit einen von ihnen wählt. Allerdings ermöglicht es der begrenzte Kreis der Wähler, etwa 30 Personen, dass Stimmen verhältnismäßig leicht „manipuliert“ werden können. Andererseits wird jeder Stimmberechtigte durch dieses Verfahren vor der Öffentlichkeit besonders verantwortlich.

Das stellt das Ansehen und das Gewissen auf die Probe, sodass die Gemeinschaft vor Ort in der Regel Manipulationen verhindern wird. In der Zeit des Kommu-nismus, aber auch in der des Übergangs wurde dieses demokratische Verfahren oft nur formal eingehalten. Das scheint nun nicht mehr möglich zu sein. Seit 2013 werden die Metropoliten auf transparente Weise gewählt und eingesetzt. Dieser Wandel in der praktischen Durchführung der Wahl ist auf die Herausbildung einer aktiven und selbstbewussten Kirchengemeinde zurückzuführen. Beispielhaft für diese Entwicklung ist die Wahl des neuen Metropoliten von Warna. Schnell zeigte sich, dass Kreise mit dubiosen Interessen ihre Hand auf die reiche Diözese legen wollten. Starker Favorit war der Abt eines der größten bulgarischen Klöster – des Klosters von Batschkowo – Boris. Sein öffentliches Ansehen wurde wegen eines mit seiner Berufung unvereinbaren persönlichen Lebenswandels und einem Hang zu teuren Autos stark in Mitleidenschaft gezogen. Seine Kandidatur rief daher große Empörung nicht nur in Warna hervor. Dennoch wurde er in der Wahl der Warnaer Kirchenvertreter als einer von zweien der Synode als neuer Metropolit vorgeschlagen. Schnell machten Gerüchte über Stimmenkauf die Runde.

Diese Ausgangslage brachte die Synode in die schwierige Lage, entweder ihre sonst übliche Rolle des Abnickens zu spielen oder die Forderungen der Gläubigen zu erfüllen. Überraschenderweise entschied sich die Synode für die zweite Möglichkeit. Zum ersten Mal seit 1974 wurden die Metropolitenwahlen kassiert, um den Forderungen der Gemeinde Rechnung zu tragen. Die Synode entschied, die Frage in die Hände der örtlichen Wähler zurückzuverweisen und ordnete eine Neuwahl an. Bei diesen gewann - wiederum überraschend - Bischof Joan, geboren 1969, der bis dahin Vikarbischof des Sofioter Metropoliten war. Er ist einer der Bischöfe, mit dem vorher niemand gerechnet hatte, da er ein Mann fern kirchlicher Machtkämpfe ist. Die Wahl in Warna war die erste seit Jahrzehnten, bei denen keine Zweifel aufkamen, dass die Entscheidung außerhalb der örtlichen Gemeinde getroffen worden war. Die Synode hatte sich entschlossen, auf die Stimmen der Laien und Geistlichen in der Diözese zu hören. Die verwerfliche Praxis, dass die Gläubigen (und die Synode) vor vollendete Tatsachen ge-stellt wurden, ist durchbrochen worden. Zum ersten Mal seit Jahren zeigte sich die Kirche als eine transparentere Institution als der Staat.

Die Wahl in Warna setzte den Maßstab. Die anderen Metropolitenwahlen waren nicht von Skandalen begleitet und gaben den örtlichen Kirchengemeinden die Möglichkeit, sich frei zu äußern. Die Wahl des Bischofs Antonij (geb. 1978) zum neuen Metropoliten für Westeuropa kann nicht als Überraschung bezeichnet werden: Er war Vikarbischof der Diözese und ihr faktischer Leiter in der Abwesenheit des formellen Metropoliten Simeon. Es folgten die Wahlen in Nevrokop, wo der 1974 geborene, von der örtlichen Gemeinde respektierte Bischof Serafim ins Amt kam und in Russe, wo anstelle des Patriarchen Neofit am 23. März 2014 der bisherige Generalsekretär der Heiligen Synode, Bischof Naum (geboren 1968), gewählt wurde.

Eine andere bedeutsame Veränderung waren die Disziplinarmaßnahmen, die die Synode gegen Metropoliten, die einen für Mönche nicht angemessenen Lebenswandel pflegten, einleitete. Prominentester Angeklagter war jener Abt Boris, der für den Metropolitensitz in Warna kandidiert hatte. Über ihn wurden Videofilme verbreitet, die ihn bei unmoralischen Handlungen zeigten, die von der Synode als zureichender Grund angesehen wurden, Boris vor ein Kirchengericht zu stellen. Neben ihm wurden im vergangenen Jahr zwei weitere Bischöfe vor das Kirchengericht zitiert. Bis zu einer Entscheidung, die sich bis zu ein Jahr hinziehen kann, bleiben die drei aus der Liste für die Wahl neuer Metropoliten ausgeschlossen. Die Vorgänge zeigen, dass die Synode die Disziplin unter den Bischöfen festigen will und dass sie es nicht zuzulassen möchte, dass das Image der BOK von Geistlichen mit zweifelhafter Reputation weiter beschädigt wird.

Das dritte Problem, dem sich der neue Patriarch zuwandte, war die außenpolitische Isolation der BOK. Im Juli 2013 stattete Neofit an der Spitze der bulgarischen Delegation zur Teilnahme an den Festlichkeiten zur 1025-Jahr-Feier der Christianisierung Russlands Moskau seinen ersten Besuch ab.Im September 2013 machte er seinen ersten offiziellen Besuch als Patriarch in Istanbul, wo er den Ökumenischen Patriarchen Bartholomeus I. traf. Aus Medienberichten über das Treffen ist zu entnehmen, dass dabei die BOK aufgefordert wurde, in den interorthodoxen Dialog und den Dialog mit der katholischen Kirche zurückzukehren; sogar die Frage nach der Rückkehr in den Weltkirchenrat wurde aufgeworfen. Als Folge dieses Treffens beschloss die Heilige Synode, dass in den Orten an der bulgarischen Schwarzmeerküste mit griechischer Minderheit der Gottesdienst auf Griechisch abgehalten werden kann. Im März 2014 stand Patriarch Neofit an der Spitze einer bulgarischen Delegation, die am Treffen der Vorsteher der orthodoxen Kirchen in Istanbul teilnahm. Dort wurde der Beschluss gefasst, das lange aufgeschobene panorthodoxe Konzil für 2016 einzuberufen, das die offenen Fragen der orthodoxen Welt diskutieren soll. Wenn dieses Konzil einberufen werden sollte, wäre es von größter Bedeutung für die orthodoxe Welt, weil es die Fähigkeit der Orthodoxie belegen würde, mit einer Stimme zu sprechen; es wird erwartet, dass das Konzil zu ungeklärten Fragen Stellung nimmt, wie diejenigen über die Überlassung eines autonomen und autokephalen (eigenständigen) Status, die Kalenderfrage sowie das Verhältnis der Orthodoxie zur ökumenischen Bewegung. Darüber hinaus erhielt Metropolit Antonij, zuständig für Westeuropa, den Auftrag, die Errichtung einer Repräsentanz bei der EU in Brüssel vorzubereiten.

Es sei dahingestellt, ob die Veränderungen in der bulgarischen Kirche im vergangenen Jahr eine Folge externen Drucks oder einer bewussten Politik internen Wandels waren. Die getroffenen Entscheidungen werden langfristig wirken. Die neue Machtfülle der örtlichen Gemeinden, also der Kirchenbasis, wird Initiativen breiteren Raum geben und ihr Selbstbewusstsein zur Teilnahme an kirchlichen, aber auch an gesellschaftlichen Debatten stärken. Die größere internationale Aktivität wird den hohen Klerus zwingen, verstärkt auf die Expertise der gebildeten Laien zu setzen, deren Meinung bisher vernachlässigt wurde. Die strengere Disziplin der Geistlichen verschiedenen Ranges wiederum wird dazu beitragen, dass in der kirchlichen Hierarchie Kandidaten mit einem guten Leumund in der Gesellschaft aufsteigen.

Das bedeutet nicht, dass die Perspektiven ohne Probleme sind. Die BOK muss sich nach wie vor der Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit stellen. Hier sind noch nicht einmal zaghafte Ansätze erkennbar. Diese Aufgabe wird daher bislang nur von Externen betrieben. Die Kirche vergibt so die Chance, selbst den Diskurs zu bestimmen. Weiter ist die Zahl der Mönche zu gering, zumal sich aus ihnen das Personal für die hohen kirchlichen Ämter rekrutiert. Auch sollte die Kirche über ihr Verhältnis zur Gesellschaft in sozialer, aber auch gesellschaftspolitischer Hinsicht nachdenken. Kirchlich unterstützte Laienorganisationen könnten der Amtskirche eine Brücke zu den Menschen sein.

Dennoch ist der Wandel unverkennbar: Ohne mit der Brechstange vorzugehen, hat es Patriarch Neofit in verhältnismäßig kurzer Zeit geschafft, sich Anerkennung in der Synode, der Kirche und der Öffentlichkeit zu verschaffen. Mit seiner unaufdringlichen, aber wahrnehmbaren öffentlichen Präsenz hat er maßgeblich zur Steigerung des Vertrauens in die BOK beigetragen. Patriarch Neofit hat einen Prozess der Veränderung begonnen, der, wenn auch vorsichtig, Zeugnis von der Suche nach einem neuen Status der BOK ablegt.

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