"Adenauers Cadenabbia"

Wer einmal den Park der Villa La Collina durchschritten hat, versteht, warum Konrad Adenauer diesen Ort so schätzen gelernt hat. Hoch oben auf dem Hügel, mit weitem Blick über den Comer See, umgeben von alten Bäumen, Palmen und blühenden Sträuchern, liegt die Villa inmitten einer einzigartigen Landschaft. Die Ruhe und Abgeschiedenheit, der nahe See, das milde Klima, all das macht Cadenabbia zu einem Ort, an dem Geschichte und Gegenwart auf besondere Weise miteinander verschmelzen. Vom 14. bis 17. September 2025 begaben sich Interessierte aus dem gesamten Bundesgebiet, mit Unterstützung des Politischen Bildungsforums Brandenburg der Konrad-Adenauer-Stiftung auf die Spuren des ersten Bundeskanzlers. Insgesamt 18-mal verbrachte Konrad Adenauer seine Urlaube in Cadenabbia, zu Beginn in der benachbarten Villa Rosa, später in der Villa La Collina. Hier, inmitten der malerischen Villenlandschaft, empfing er Minister und Staatsgäste, regierte per Telefon und Telex und prägte deutsche Politik, mit Blick auf den See und den weiten Park.

Die Seminargruppe wurde durch sachkundige Vorträge inspiriert und zugleich mit ausgezeichnetem Essen kulinarisch verwöhnt. Zudem erhielten die Teilnehmer einen Einblick in die politischen Entscheidungen Adenauers: Westbindung, NATO-Beitritt, Wiederaufbau der Bundeswehr, die Moskau-Reise und die Heimkehr der letzten Kriegsflüchtlinge. Auch Adenauers Verhältnis zu Berlin, der Mauerbau und die Begegnungen mit John F. Kennedy wurden anschaulich dargestellt.

Ein Höhepunkt der Reise war die persönliche Begegnung mit Konrad Adenauer, dem Enkel des ehemaligen Bundeskanzlers. Mit großer Offenheit teilte er Erinnerungen aus dem Familienleben in Rhöndorf, Bonn und Cadenabbia. Seine Anekdoten und Einblicke gaben den historischen Themen eine persönliche Note und machten die Geschichte lebendig. Besonders wertvoll waren die Gespräche mit ihm, die sich oft auch in den Pausen und bei den gemeinsamen Mahlzeiten ergaben. Beim Spaziergang durch den Park, vorbei an neu konzipierten Stelen, die Konrad Adenauer als Natur- und Gartenliebhaber, Boccia-Spieler und Regierungschef im „Ersatzkanzleramt“ Villa La Collina multimedial in Erinnerung rufen, wurde spürbar, wie sehr dieser Ort ihm zur Erholung und politischen Konzentration diente. Ein Boccia-Turnier auf der historischen Bahn, einer von Adenauers Lieblingsbeschäftigungen, sorgte für heitere Stimmung und stärkte den Zusammenhalt der Gruppe.

Ein weiteres Erlebnis war die Führung mit Lucia Pini durch das Dorf Cadenabbia. Gemeinsam ging die Gruppe den Weg zur benachbarten Kirche, den auch Adenauer sonntags zur Messe nahm. Die engen Gassen, die alten Häuser und die kleine Kirche vermittelten einen authentischen Eindruck vom Alltag des Kanzlers in Italien.

Auch die Abende waren geprägt von Austausch und Reflexion. Ein Film über Otto Kokoschka, der Adenauer 1966 in Cadenabbia porträtierte, und ein Vortrag zum Thema 35 Jahre Wiedervereinigung boten Anlass für lebhafte Diskussionen. Die Herausforderungen der Deutschen Einheit, die Vision von blühenden Landschaften und die aktuellen Aufgaben der politischen Bildung wurden besprochen.

Den Abschluss bildete ein Vortrag über Adenauers Vermächtnis und die Bedeutung politischer Bildung heute. Das Adenauer-Portal und der KI-Adenauer wurden vorgestellt, und es entspann sich eine Diskussion über die Chancen und Herausforderungen digitaler Bildungsangebote.

Die Seminarreise nach Cadenabbia war mehr als eine politische Bildungsveranstaltung. Sie war eine Reise zu den Wurzeln deutscher Nachkriegsgeschichte, verbunden mit dem Erleben einer einzigartigen Landschaft und dem Austausch in einer interessierten Gruppe. Die Atmosphäre der Villa La Collina, die fachliche Tiefe der Vorträge und die persönlichen Begegnungen machten diese Tage zu einem besonderen Erlebnis.