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Zentralasien nach dem Truppenabzug aus Afghanistan

от Dr. Thomas Kunze, Lina Gronau
Bis Ende 2014 wollen sich die ISAF-Truppen unter Führung der NATO aus Afghanistan zurückgezogen haben, so lauten die offiziellen Pläne der internationalen Streitkräfte momentan. Doch mittlerweile wird das bevorstehende Ende des westlichen Engagements immer stärker mit Sorge betrachtet, vor allem im nördlich gelegenen Zentralasien. Hier versucht man schon seit Jahren abzuschätzen, was auf die Region zukommen wird, wenn der Militäreinsatz in Afghanistan erst einmal beendet ist. Unglücklicherweise werden die Prognosen von Mal zu Mal düsterer.

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Zentralasiatische Ängste

Die fünf Länder Zentralasiens, Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan sind bereits jetzt direkt vom Konflikt in Afghanistan betroffen, einige mehr, andere weniger. Alle fünf werden von den verschiedenen terroristischen bzw. islamistischen Gruppierungen, die in Afghanistan operieren, als Feinde angesehen. Die säkularen Regierungen Zentralasiens, die sich bemühen, Staat und Religion getrennt zu halten, sind Al Kaida ein Dorn im Auge. So lange die internationale Schutztruppe die Islamisten in Afghanistan in Schach hält, herrscht in Zentralasien relative Ruhe. Doch was wird passieren, wenn die internationalen Truppen abziehen? Das Worst-Case-Szenario sieht folgendermaßen aus: Innerhalb kurzer Zeit gewinnen die Taliban die Oberhand in Afghanistan und bringen den Staat zurück unter ihre Kontrolle. Afghanistan wird wieder zur Heimstatt für terroristische Organisationen wie Al-Kaida, die nun die nördlichen Nachbarländer ins Visier nehmen und destabilisieren können.

In diesen Ländern blickt man mit Sorge auf die Zeit nach dem Truppenabzug. Die Angst vor dem Wegfall der internationalen Streitkräfte als Gegengewicht zu den Taliban ist daher groß, gerade in Zentralasien. Bisher hatten die Länder nördlich Afghanistans weniger mit Terrorismus zu kämpfen. Zwischen 2007 und 2010 ereigneten sich in der Region „nur“ 17 Terroranschläge . Dies dürfte vor allem den zentralasiatischen Sicherheitskräften und Geheimdiensten geschuldet sein. Die Prävention und Bekämpfung islamistischer und terroristischer Aktivitäten gilt als absolute Priorität. Doch die große Unbekannte – ein auf sich allein gestelltes Afghanistan – rückt immer näher.

Tadschikistan

Gerade um Tadschikistan machen sich Terrorismusexperten große Sorgen. Es ist, zusammen mit Kirgistan, das instabilste Land der Region. Die gemeinsame Grenze mit Afghanistan ist über 1300 km lang und verläuft größtenteils durch unwegsames Gebirge, sie ist nur schwer zu sichern. Immer wieder versuchten Taliban und Angehörige verschiedener terroristischer Organisationen in den vergangenen Jahren, sich nach Tadschikistan abzusetzen. Einige wurden bei dem Versuch gestellt, vielen anderen dürfte der Grenzübertritt gelungen sein. Nicht nur, dass die Grenze nur grobmaschig überwacht wird, zusätzlich werden immer wieder Fälle von Korruption und Beteiligung am Drogenschmuggel unter den Grenzsoldaten aufgedeckt. Durch Tadschikistan verläuft die Hauptlieferroute für afghanische Drogen, die schließlich auf dem russischen und europäischen Markt verkauft werden.

Der Osten Tadschikistans, der vom Pamirgebirge dominiert wird, ist kaum bevölkert, dort gibt es nur Gletscher und karge Berge – ein beliebter Rückzugsort für Terroristen. Hinzu kommt die ohnehin fragile innenpolitische Lage des Landes. Der Bürgerkrieg der 90er Jahre konnte zwar überwunden werden, doch droht er mittlerweile wieder aufzukeimen. Präsident Rachmon konnte die verschiedenen oppositionellen Warlords damals nur besänftigen, indem er sie an der Regierung beteiligte und versprach, alle Regionen des Landes gleichmäßig zu fördern. Die alten Versprechen scheinen schon lange vergessen. In dem von extremer Armut geplagten Land dominiert die Partei Rachmons mittlerweile eindeutig, viele politische Posten werden mit Persönlichkeiten aus der Heimatregion Rachmons besetzt . Die alten Warlords und ihre Clans haben sich aus der Hauptstadt zurückgezogen und konzentrieren sich auf die Politik ihrer Stammregionen, die zumeist im Osten des Landes liegen. Der politische Einfluss der Zentralregierung auf diese Regionen schwindet.

In den letzten Jahren wurde Osttadschikistan wiederholt Schauplatz von Zusammenstößen des tadschikischen Militärs mit unbekannten Aufständischen. Ob dahinter Islamisten – womöglich aus Afghanistan, wie es die Regierung in Duschanbe behauptet – oder die alten Widerstandskämpfer aus dem Bürgerkrieg steckten, ist nach wie vor nicht sicher bekannt. Hinzu kommt, dass die Motive der Bürgerkriegsopposition durchaus auch fundamental-islamistisch motiviert waren und sind. Ob das für eine Verbrüderung mit den radikalen Islamistan aus Afghanistan genügt, ist schwer zu sagen. Jedenfalls haben beide einen gemeinsamen Feind – die Zentralregierung in Duschanbe – gegen den sie sich schon in der Vergangenheit verbündet haben: Im Bürgerkrieg fanden viele Oppositionelle Unterschlupf in Afghanistan, bei den Taliban.

Die Unruhe in Tadschikistan und die lange, kaum zu kontrollierende Grenze zu Afghanistan sorgen schon seit Jahren für Unmut in Usbekistan, Kirgistan und auch Kasachstan. Sogar Russland sieht sich als unmittelbar betroffen an und versucht, sich in Tadschikistan zu engagieren. Bis 2005 wurden die tadschikischen Grenzsoldaten durch russische Soldaten unterstützt, die dort dauerhaft für Ordnung sorgen sollten. Bis zu deren Abzug war die Lage an der Grenze weitestgehend unter Kontrolle. Seit 2005 ist die Grenze durchlässiger geworden, der Drogenschmuggel hat zugenommen. Tadschikistan allein ist nicht in der Lage, der Situation Herr zu werden. Duschanbe jedoch lehnt die zahlreichen Angebote, erneut russische Soldaten an der afghanischen Grenze zu postieren, stets ab.

Kirgistan

In Kirgistan hat man genügend eigene Probleme, insbesondere innenpolitisch ist die Lage nach dem letzten Umsturz im März 2010 und den ethnischen Unruhen im Juni desselben Jahres trotz demokratischer Fortschritte immer noch fragil. Doch auch dort fürchtet man sich vor afghanischen Islamisten, die über Tadschikistan nach Kirgistan einreisen und Unruhe stiften könnten.

Turkmenistan

Die turkmenische Regierung bekämpft ebenfalls religiösen Extremismus und geht hart gegen jegliche islamistische Tendenz in der eigenen Bevölkerung vor. Das südlichste Land Zentralasiens schottet sich jedoch nach wie vor von der internationalen Gemeinschaft ab und agiert ausschließlich hinter verschlossenen Türen. Soweit bekannt, gibt es in Turkmenistan aber kaum Probleme mit grenzüberschreitendem Terrorismus, die Grenze zu Afghanistan ist gut gesichert.

Usbekistan

Usbekistan, dessen Beziehungen zu Tadschikistan nicht die besten sind , fährt fort, seine Grenzen zu Afghanistan und Tadschikistan zu sichern und wachsam zu bleiben. Man bereitet sich akribisch auf ein Post-2014-Szenarium Afghanistan und dessen möglichen Einfluss auf die Region vor. Regelmäßig finden in Taschkent Konferenzen mit hochrangigen internationalen Experten und Politikern statt. Im Januar 2012 setzte man ein weiteres klares Zeichen: Abdulaziz Kamilow wurde neuer Außenminister des Landes. Kamilow zeichnet sich durch besondere Kompetenzen aus, die im Hinblick auf die Lage in Afghanistan sehr nützlich werden könnten. So war er sieben Jahre lang Botschafter der Republik Usbekistan in Washington und hat dadurch ein besonderes Interesse an guten usbekisch-amerikanischen Beziehungen, die durch den Afghanistan-Konflikt von wachsender Bedeutung sind. Obendrein gilt er als Fachmann für Afghanistan. Seine Ernennung passt zu einer Erklärung, die der usbekische Präsident Islam Karimow Anfang des Jahres im Staatsfernsehen verlesen ließ. Er warnte darin ausdrücklich vor einer Verschärfung der Sicherheitslage nach dem Truppenabzug 2014, Afghanistan könnte sich zu einer „Quelle für permanente Instabilität“ entwickeln.

Gleichzeitig stellt der bevorstehende Truppenabzug besonders für Usbekistan eine lukrative Chance dar. Bereits jetzt läuft ein großer Teil der Truppenversorgung über usbekische Flughäfen, Straßen und Schienen, da die Versorgungsroute über Pakistan längst zu unsicher geworden ist. Der Krieg bringt Geld ins Land. In Taschkent kennt man den eigenen Marktwert – der zudem immer weiter steigt. Alle zentralasiatischen Staaten sind Teil des Northern Distribution Network (NDN), das durch die unsichere Lage in Pakistan und dessen schlechte Beziehungen zu den USA stetig an Bedeutung gewinnt. Sie stellen den Streitkräften entweder Straßen, Schienen, Luftraum oder sogar Militärstützpunkte zur Verfügung. Doch momentan sieht es so aus, als setze sich Usbekistan als bedeutendster Partner für NATO und USA in Zentralasien gegen seine Nachbarstaaten durch.

NATO- und US-Stützpunkte und Abzugsrouten

So wird der US-Stützpunkt in Kirgistan nahe der Hauptstadt Bischkek vermutlich bald geschlossen werden, trotz aller diplomatischen Bemühungen seitens der USA. Der Einfluss, den Russland, das auch einen Truppenstützpunkt in dem zentralasiatischen Land unterhält, auf Kirgistan hat, ist ein Grund dafür. Die Beziehungen zwischen den USA und Usbekistan hingegen haben sich im letzten Jahr signifikant verbessert. Die USA suchen nach Ausweichmöglichkeiten, sollten sie den Flughafen Manas in Kirgistan tatsächlich bald verlieren, und sind an Überflug-, Straßen- und Schienennutzungsrechten in Usbekistan äußerst interessiert. Beim NATO-Gipfel in Chicago am 20. und 21. Mai wurde ein Vertrag zwischen NATO und Usbekistan unterzeichnet, demzufolge ein großer Teil des Abzuges auf jeden Fall über Usbekistan laufen wird. Das war zu erwarten, da Usbekistan im Laufe der letzten Jahre viel in die Infrastruktur Nordafghanistans investiert hat. Es baute Straßen und Schienenverbindungen, die jetzt bereits für den Handel mit Afghanistan genutzt werden. Usbekistan exportiert u.a. auch Strom nach Afghanistan, ein weiterer Punkt, an dem es mit Tadschikistan konkurriert.

Was den Umgang mit Afghanistan angeht, mangelt es generell an Geschlossenheit unter den von der Afghanistan-Problematik betroffenen Ländern. Zu den unterschiedlichen wirtschaftlichen Interessen, die die Nachbarstaaten Afghanistans schon jetzt um potenzielle zukünftige Märkte und Rohstoffe konkurrieren lässt, kommt ein traditionell von Misstrauen geprägtes Politikklima. Schon zu Sowjetzeiten wurden die Länder Zentralasiens durch geschickte Wirtschafts- und Sozialpolitik zu Rivalen gemacht . Diese negativen Ressentiments sind erhalten geblieben und verhindern bis heute, dass es in der Region funktionierende Kooperationen, z.B. in der Wirtschaft oder bei der Wasserverteilung, gibt.

Auch unter den direkten Nachbarn Afghanistans (dazu zählen Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, China, Pakistan und Iran) gibt es kaum Kooperationsansätze. Die Länder halten sich zurück, obwohl sie bei der Lösung des Problems wertvolle Beiträge leisten könnten. Ob es in dieser Hinsicht in Zukunft mehr Engagement geben wird, ist fraglich. Dabei wäre es sinnvoll, auch die nicht direkt am Krieg beteiligten Staaten stärker einzubeziehen. Denn auch sie sind von der Instabilität des Landes betroffen und werden unter einem möglicherweise islamistisch regierten Afghanistan leiden. Neue Kooperationsansätze, in die auch Russland, das an Stabilität unmittelbar an seinen südlichen Grenzen besonders interessiert ist, einbezogen werden sollte, würden der ganzen Region nützen.

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Dr. Thomas Kunze

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Regionalbeauftragter der Konrad-Adenauer-Stiftung für Zentralasien (komm.) und Beauftragter für die Russische Föderation

sekretariat.russland@kas.de

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