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Stephane Dzioba, NATO, piemags, Imago.

Auslandsinformationen

Editorial

„Wasser“ – das ist ein sprachlich knapper, aber inhaltlich sehr breiter Titel für eine Ausgabe der Auslandsinformationen. Welch unterschiedliche Facetten dieses Thema auch aus außenpolitischer Perspektive aufweist, wird schon im Auftaktartikel dieses Hefts deutlich, in dem Olaf Wientzek und Nicole Linsenbold die EU-Wasserpolitik analysieren. Dort tritt Wasser in mindestens drei verschiedenen „Rollen“ auf, die uns auch im weiteren Verlauf dieser Ausgabe immer wieder begegnen: als Ökosystem, als Ressource – und als Konfliktschauplatz.

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Liebe Leserinnen und Leser,

„Wasser“ – das ist ein sprachlich knapper, aber inhaltlich sehr breiter Titel für eine Ausgabe der Auslandsinformationen. Welch unterschiedliche Facetten dieses Thema auch aus außenpolitischer Perspektive aufweist, wird schon im Auftaktartikel dieses Hefts deutlich, in dem Olaf Wientzek und Nicole Linsenbold die EU-Wasserpolitik analysieren. Dort tritt Wasser in mindestens drei verschiedenen „Rollen“ auf, die uns auch im weiteren Verlauf dieser Ausgabe immer wieder begegnen: als Ökosystem, als Ressource – und als Konfliktschauplatz.

Wasser als Konfliktschauplatz: Die Weltmeere sind Orte zwischenstaatlicher Auseinandersetzungen. So zeigen Ferdinand Gehringer und Matthias Hespe in ihrem Artikel, dass maritime kritische Infrastruktur wie beispielsweise Unterwasserdatenkabel nicht zuletzt in der Ostsee verstärkt zum Ziel der hybriden Kriegsführung Russlands gegen europäische Staaten wird. Um dieser Bedrohung zu begegnen, sollten betroffene Länder neben einem besseren Schutz dieser Infrastruktur auch in den Aufbau redundanter Kapazitäten investieren, so die Autoren.

Die Spannungen im Südchinesischen Meer wiederum sind das weltweit derzeit wohl prominenteste Beispiel für einen Fall, bei dem bestimmte Meeresgebiete selbst der Zankapfel sind und verschiedene Akteure um deren Kontrolle konkurrieren. Daniela Braun und Florian Feyerabend analysieren, mit welch unterschiedlichen Strategien die Philippinen und Vietnam versuchen, den weitreichenden und zunehmend aggressiv vorgetragenen Ansprüchen Chinas in der Region entgegenzutreten.

Wasser als Ressource: Wasser ist Lebensmittel, unverzichtba­re Grundlage für die Landwirtschaft und wichtiger Faktor für bestimmte Industrien. Fehlt es, etwa in Folge von Dürren, kann das katastrophale Konsequenzen haben. Rund ein Drittel der Weltbevölkerung hat derzeit keinen sicheren Zugang zu Trinkwasser. Und solcher „Wasserstress“ dürfte durch den Klimawandel eher noch zunehmen. Dennoch: Kriege um Wasser sind in den vergangenen Jahrzehnten zwar immer wieder prognostiziert worden, bislang aber ausgeblieben.

Das bedeutet jedoch nicht, dass Schwankungen in der Verfügbarkeit der Ressource Wasser nicht lokale und innerstaatliche Konflikte anheizen können. Ulf Laessing schildert in seinem Artikel eindrücklich, wie in der Tschadsee-Region der Klimawandel den Dschihadisten von Boko Haram und dem sogenannten Islamischen Staat in die Hände spielt. „Entweder gibt es zu wenig oder viel zu viel Regen“, schreibt der Autor. Die Folge: Menschen, die von der Landwirtschaft leben, haben es immer schwerer, ihren Unterhalt zu verdienen, und werden empfänglicher für die Lockrufe der Terroristen, die zudem am Tschadsee ein nahezu ideales „Biotop“ vorfinden. Der noch zur Mitte des 20. Jahrhunderts riesige See ist zunächst über Jahrzehnte geschrumpft. Seit der Jahrtausendwende hat sich der Pegel wieder etwas erhöht. Entstanden ist eine Insellandschaft, die das Militär der Anrainerstaaten nicht zu kontrollieren vermag.

Auf zwischenstaatlicher Ebene hat Wasserknappheit bislang Kooperation mindestens in demselben Maße befördert wie Spannungen. Mehr als 300 internationale Wasserverträge seit 1948 zählt der Council on Foreign Relations. Ein Beispiel dafür, wie eine Zusammenarbeit beim Wassermanagement in ihrem Kern auch politisch sehr schwierige Zeiten überdauern kann, ist die Kooperation zwischen Israel und Jordanien, die Edmund Ratka und Michael Rimmel in ihrem Beitrag analysieren. Israel ist dank Innovationskraft und moderner Technologien nicht nur in der Lage, die eigene Bevölkerung und Wirtschaft mit Wasser zu versorgen, sondern auch seinen Nachbarn Jordanien zu beliefern. Gleichzeitig wird aus dem Artikel aber auch klar: Die Wasserkooperation der beiden Länder ist Teil eines komplexen Beziehungsgeflechts und nicht immun gegen Schwankungen im bilateralen Verhältnis. Sie kann politisch als Entspannungswerkzeug ebenso instrumentalisiert werden wie als Druckmittel.

Wasser als Ökosystem: Schließlich ist Wasser, sind gerade die Ozeane, ein riesiger Lebensraum: ein Ökosystem, dessen Gesundheit ähnlich wie eine intakte Erdatmosphäre ein globales öffentliches Gut ist, dessen Schutz sowohl nationaler Anstrengungen als auch internationaler Kooperation bedarf. Julia Sandner vollzieht dies am Beispiel Costa Ricas nach – eines Landes, das trotz „grünem“ Image zuletzt auch einige Rückschritte beim Meeresschutz zu verzeichnen hatte, auf internationaler Ebene aber unter anderem als Mitausrichter der diesjährigen UN-Ozeankonferenz eine aktive Rolle spielt.

Ökosystem, Ressource, Konfliktschauplatz: Wasser ist in sehr unterschiedlichen Kontexten für die internationale Politik relevant. Natürlich sind all diese Aspekte wichtig und Deutschland sowie seine europäischen Partner sollten sich diesbezüglich im Sinne gerechter globaler Lösungen und eigener Interessen engagieren. Manches ist aber besonders dringend. Hier ist sicher an erster Stelle die maritime Sicherheit zu nennen, die nicht zuletzt von revisionistischen autokratischen Staaten zunehmend bedroht wird – über und unter Wasser. Dieser Bedrohung zu begegnen, wird in den kommenden Jahren viel Kraft und Geld kosten. Wir Europäer sollten dabei die Herausforderungen durch China nicht vergessen. Auch im maritimen Kontext aber könnten uns die Positionen der seit Januar amtierenden US-Administration noch mehr als bislang dazu zwingen, unsere Anstrengungen auf unsere unmittelbare Nachbarschaft und die Bedrohung durch Russland zu konzentrieren.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.

Ihr

Dr. Gerhard Wahlers ist Herausgeber der Auslandsinformationen (Ai), stellvertretender Generalsekretär und Leiter der Hauptabteilung Europäische und Internationale Zusammenarbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung (gerhard.wahlers@kas.de).

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