Historischer Rundgang: Station 8
Adenauer als Urlauber
Man muss beim Bocciaspielen sehr genau überlegen, welche Richtung man gibt. Ich pflege mit der rechten Hand zu werfen, eine unserer Mitspielerinnen wirft mit der linken Hand, aber ich finde, die rechte Hand ist doch immer sehr viel besser. Ich glaube, recht und richtig hängt irgendwie zusammen. Und deswegen sind nach meiner Meinung die Würfe mit der rechten Hand viel aussichtsreicher als die Würfe mit der linken Hand.

In Norditalien kam Adenauer auch in Kontakt mit dem Boccia-Spiel, das ihn sofort faszinierte, und welches er fortan nicht nur im Urlaub praktizierte, sondern gleichsam ins Rheinland „exportierte“: In Rhöndorf ließ er sich eine eigene Boccia-Bahn bauen, in Cadenabbia nutzte er eine öffentlich zugängliche Bahn außerhalb des Grundstücks der „Villa La Collina“. Bei den beiden heutigen Spielbahnen auf dem Gelände der Villa handelt es sich somit nicht um das Original. Sie bieten aber gleichwohl die schöne Möglichkeit, in die Fußstapfen „des Alten“ zu treten und ihm im Spiel nachzueifern.
Da bekannt war, dass der Kanzler in der Regel spätnachmittags Boccia spielte, versammelten sich zumeist einige deutsche Touristen an der Bahn, um ihrem Regierungschef beim Spiel zuzuschauen. Manche sprachen Adenauer auch an oder bedankten sich bei ihm. So ergaben sich unerwartet berührende Szenen, von denen Adenauer den anderen Gästen nach seiner Rückkehr in die „Villa La Collina“ durchaus bewegt berichtete.

Beim Boccia-Spiel trug Adenauer in der Regel einen leichten Anzug und einen karierten Pepita-Hut, der bald zu einer Art Markenzeichen des Kanzlers im Urlaub wurde. In Cadenabbia steht an der Fähranlegestelle eine 2007 errichtete Bronzestatue, die Adenauer beim Boccia-Spiel zeigt. Sie ist jedoch umstritten, da er beim Kugelwurf eher unvorteilhaft dargestellt wird. Auf jeden Fall demonstriert diese besondere Statue den engen Bezug Adenauers zum Ort Cadenabbia und zur dortigen Lebensweise.