Wuppertal in der Welt: Das gelang Hanns-Josef Ortheil mit seinem neuen Roman. Zwei Kapitel aus Schwebebahnen, erschienen im Sommer im Luchterhand Verlag, stellte er im studio online der Konrad-Adenauer-Stiftung vor. Über 70 Zuhörende aus Estland und Norwegen, Italien und Polen, den Niederlanden und Belgien, weithin natürlich auch aus Deutschland verfolgten am Bildschirm, was der ersichtlich gut gelaunte Autor las und im Gespräch mit dem Literaturreferenten der Stiftung preisgab.
Der Roman führt in eine Kindheitsphase des Autors, in die späte Adenauerära. Mit den Eltern, der Vater war Geodät, die Mutter Bibliothekarin, zog der Junge, der im Buch Josef heißt und im Grundschulalter ist, aus Köln nach Wuppertal. Ein hochbegabtes, Kind, das gern allein ist und lieber autodidaktisch lernt: Klavier spielen und Bücher lesen vor allem. Josef hat eine Freundin, die Mücke genannt wird und mit ihren sizilianischen Eltern ein neues Element in Josefs Leben bringt: das Singen, das Kochen, das gemeinsame Essen.
Nicht zu vergessen die Stadt selbst. Wuppertal führt insgeheim Regie in Ortheils Roman. Das merkten die Zuhörer, die den Kapiteln „Fliegen“ und „Wörter, Klänge und Bilder“ lauschten. Mit Entdeckungsfreude und elan vital habe er, sagte Ortheil im Gespräch, von der Freiheit des Jungen, als den er sich erinnert, erzählen können. Von einer Freiheit, die früher Enthusiasmus geheißen habe und in einem autodidaktischen Element fassbar sei. Ja, und auch im Schwebebahnfahren in Wuppertal, für das Ortheil eindrücklich warb. Schwebebahnen ist ein, wie so oft, in der Biographie des Autors verwurzelter Roman, ein faszinierendes Porträt des Künstlers als Kind, ein farbenfrohes Fahrtenbuch der Stadt, von oben und von unten. Man muss sich den schwebebahnreisenden Erzähler als glücklichen Menschen vorstellen.
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