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Barrierefreiheit ist mehr als die Beseitigung von Stufen

Essenzen aus der Veranstaltung „Barrierefreier Wohnraum – Stand und Ausblick“

Es sind nicht nur bauliche Barrieren, die bestimmten Bevölkerungsgruppen das tägliche Leben erschweren. Zu einem lebenswerten Wohnumfeld gehörigen vielfältigen Hilfe- und Unterstützungsstrukturen.

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Neu- und Umbau-Vorhaben haben dem demographischen Wandel Rechnung zu tragen. Neben höheren Anteilen an barrierefreien Wohnungen sollten Wohnungsgrößen und -zuschnitte den zukünftigen Bevölkerungsmerkmalen entsprechen:

  • weiter alternde Gesellschaft,
  • zunehmende Erwerbstätigkeit der erwachsenen Haushaltsmitglieder,
  • schwindende familiäre Netzwerke und zunehmende Bedeutung von „Wahlverwandtschaften“,
  • wachsende Mobilität von Haushalten u.a.

Das Thema Barrierefreiheit geht über das Thema "Leben im Alter" hinaus. Behinderungen können angeboren sein oder in jedem Lebensalter zum Schicksal werden, aber auch Eltern mit Kinderwagen etc. profitieren von höherem Komfort eines Barriere-reduzierten Umfelds.

Barriere-arm, Barriere-reduziert, Barriere-frei sind zunächst undefinierte und im Alltag dementsprechend mit unterschiedlicher Bedeutungsabsicht genutzte Begriffe. Einen ersten Anhaltspunkt und Richtschnur bieten die Inhalte internationaler und nationaler Gesetze:

Die UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderungen Art. 2 und 3 liefert eine Beschreibung eines „universellen Designs“ und zielt damit auf „Zugänglichkeit“, nicht nur von Gebäuden, ab.

Das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) § 4 definiert Barrierefreiheit ebenfalls in solch einer sehr umfassenden Form und verlangt Zugänglichkeit und Nutzbarkeit ohne fremde Hilfe.

Im baulichen Bereich definiert die Landesbauordnung NRW (28.12.2017) Barrierefreiheit konkret:

  • Bewegungsradien für Rollstuhlfahrer,
  • Breite von Türen,
  • Verzicht auf Schwellen und Stufen in der Wohnung und zum Balkon,
  • im Wohnumfeld stufenloses und ausreichend breites Wegesystem,
  • gut erreichbare und zu befüllende Müll-Container u.a.

Darüber hinaus sollte im Wohnumfeld eine fußläufige Infrastruktur wie Einkaufsmöglichkeiten, ÖPNV und Ärzte hinzukommen.

Im Immobilienbestand scheitert eine Reduzierung von Barrieren oft schon

  • an der Schwelle zur Hauseingangstür,
  • am Niveauunterschied zwischen Hauseingang und Hochparterre,
  • an fehlenden Aufzügen und
  • an engen Gehwegen.

Evtl. denkbaren Lösungen steht möglicherweise die mangelnde Finanzkraft der Haus- und Wohnungseigentümer sowie der Mieter entgegen.

Befragungen zeigen aber auch, dass Umbauten innerhalb der Wohnung gar nicht unbedingt gewünscht werden und auch, dass nicht unbedingt Bereitschaft besteht, eine höhere Miete in der Folge von Umbauten in Richtung Barrierefreiheit zu zahlen. Wichtiger ist den Befragten, Hilfe in der eigenen Häuslichkeit erhalten zu können.

Der Referent der Veranstaltung, Torsten Bölting, äußerte zudem:

Wir werden es realistisch nicht schaffen können, in verhältnismäßig kurzer Zeit ausreichend (und erst recht nicht alle) Wohnungen „barrierefrei“ (nach DIN) herzustellen. Das wäre …

  • technisch extrem aufwändig,
  • unbezahlbar,
  • nicht hinreichend wirkungsvoll, wenn andere Aspekte (Versorgung, Teilhabe, …) nicht ebenfalls angegangen werden.

In der Konsequenz aus letztgenanntem sagte er:

Die Kommunen sind die Akteure, die letztlich wirksam die Entwicklung alten- und generationengerechter Quartiere voranbringen und „einfordern“ können, wenn sie dies moderieren. Im Gegenzug müssten Kommunen auch von den Erfolgen profitieren können (z.B. durch mehr Selbstorganisation bei der Alten- und Pflegepolitik)

Neben baulichen Voraussetzungen sind - wie erwähnt - Hilfeleistungen, die über die Leistungen eines Pflegedienstes hinausgehen, oft unabdingbar für einen Verbleib in der eigenen Häuslichkeit. Kleinteilige Dienstleistungen, also ein sehr geringer Zeit-Einsatz des Helfenden, erhöht hier möglicherweise die Zahl der potentiellen Unterstützer. Kommunen könnten in diesem Bereich der Nanodienstleistungen – wie unser Referent Detlef Friedrich sie nannte - evtl. Personen einbinden, die ansonsten ihre Arbeitskraft nicht anbieten würden oder könnten. Bedarfe der Hilfe- und Pflegebedürftigen könnten idealerweise flexibler als heute abgedeckt werden. Diskutiert wurde Hilfeanforderung des Hilfsbedürftigen mittels einer App.. (s. im Detail und zu weiteren Aspekten Folien zum Vortrag von Detlef Friedrich)

Vor dem Hintergrund des - immer enger werdenden - Aktionsradius Älterer fokussierten die Teilnehmer in der Diskussion den Bereich des ÖPNV, der in ihren Augen ein erhebliches Problem darstellt, wenn Ältere und Hilfe-Bedürftige weiter mobil sein und dadurch Teilhabe und Begegnung realisieren möchten. Hohe Kosten des ÖPNV, undurchschaubare Tarife, sowohl bei Einzel- als auch bei Rabattpreisen, Schwierigkeiten beim Wechsel von Tarifzonen waren Punkte, die im Einzelnen angesprochen wurden. Die fehlende Übereinstimmung des Niveaus und der Abstände bei Zug-Stufen und den Bahnsteigkanten und die daraus resultierenden Schwierigkeiten für Mobilitäts-Eingeschränkte einschließlich der Verletzungsgefahr wurden explizit thematisiert.

 

Praxisbeispiel: Teilhabe durch Barriere-Armut im Wohnumfeld und ein Wohnprojekt

Im Begegnungszentrum Bürgerhaus Erfttal - am zweiten Tag des Fachkongresses besichtigt - wurde die Barrierefreiheit im Wohnumfeld anhand der in Neuss-Erfttal angelegten behindertengerechten Überquerungshilfen und Bushaltestellen geschildert. Das Begegnungszentrum im dicht besiedelten Stadtteil entstand aus einer ehemaligen Autowerkstatt. Der Neusser Bauverein, ein kommunales Wohnungsunternehmen, realisierte das Wohnprojekt „Leben in Gemeinschaft“ gegenüber dem Begegnungszentrum. (s. Verlinkungen auf der web-Seite zur Veranstaltung)

 

Praxisbeispiel: Umgang mit Demenz

Menschen werden immer älter. Daran knüpfen sich nicht unbedingt nur Befürchtungen, sondern man sieht auch die Chancen. Denn Menschen bleiben zugleich länger fit und sozial engagiert. Optimistisch äußerte eine Teilnehmerin: Selbst wenn ich selbst schon Unterstützung brauchen werde, heißt das ja nicht, dass ich mich nicht an „guten Tagen“ und auf anderen Feldern auch noch für andere einsetzen kann.

Im Fall von Demenz liegen die Dinge anders: Das subjektive Belastungsempfinden pflegender Angehöriger ist bei Demenz wesentlich höher und Demenz führt eher zu stationärem Aufenthalt. Auch hier soll aber möglichst Barrierefreiheit in einem weiten Sinne verwirklicht werden, nämlich insofern, als Barrieren in Form von Hemmungen und Begegnungsängsten abgebaut werden.

Das im Rahmen der Veranstaltung besichtigte „St. Augustinus Memory Zentrum“ als Seniorenzentrum, schwerpunktmäßig für Menschen mit Demenz, zeichnet sich neben seinen vielfältigen Begegnungs- und Teilhabemöglichkeiten für die Bewohner vor allem auch als Treffpunkt und Erlebnisort für Bewohner aus dem Stadtteil aus, indem ein Café eingerichtet wurde und z.B. offene Musikangebote gemacht werden. (s. Verlinkungen auf der web-Seite zur Veranstaltung)

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