Grußwort von Hildegard Müller, der Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) und Vorstandsmitglied der Konrad-Adenauer-Stiftung
Vor dem Hintergrund der intensiver werdenden Debatte um Wege hin zur Klimaneutralität birgt Wasserstoff als alternativer Energieträger ein enormes Potenzial mit Blick auf die Verringerung von CO2-Emissionen, insbesondere in ansonsten nur schwer bzw. überhaupt nicht zu de-fossilisierenden Bereichen der Industrie.
Bereits im 1874 erschienen Werk „Die Geheimnisvolle Insel“ des französischen Schriftstellers Jules Verne prophezeite der Protagonist Cyrus Smith, dass Wasser zur Kohle der Zukunft werden würde. Mit diesem literarischen Verweis eröffnete der Vorstandsvorsitzende der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué gemeinsam mit der Präsidentin des Verbandes für Automobilindustrie und Mitglied des Vorstands der Konrad-Adenauer-Stiftung Hildegard Müller eine an Impulsen reiche Kooperationsveranstaltung zu den Potenzialen und Grenzen der Wasserstoffenergie. Insbesondere angesichts der vielfältigen Einsetzbarkeit dieses Energieträgers, so Müller, sei heute eine intensivere Beschäftigung mit der Thematik sowie eine stärkere Förderung dieser Energieform von fundamentaler Bedeutung. Während Paqué auf die zahlreichen bereits existierenden Pilotprojekte in diesem Bereich und die Nutzung von so genanntem grünen Wasserstoff z. B. in der Stahlproduktion verwies, betonte Hildegard Müller die Wichtigkeit der Berücksichtigung marktwirtschaftlicher Prinzipien bei der Verfolgung klimapolitischer Ziele und plädierte somit für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen ökonomischen und ökologischen Belangen.
Trotz der „bunten Vielfalt“ der Wasserstoffwelt unterstrich die stellvertretende Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen Dr.-Ing. Sylvia Schattauer die zentrale Bedeutung des aus regenerativen Energien erzeugten „grünen“ Wasserstoffs, sprach sich jedoch auch für Technologieoffenheit und den potenziellen Einsatz von blauem oder türkisen Wasserstoff aus. Diese Einschätzung teilten auch die Podiumsteilnehmer Dr. Stefan Kaufmann MdB (CDU), Innovationsbeauftragter „Grüner Wasserstoff“ im Bundesministerium für Bildung und Forschung, und Dr. Lukas Köhler MdB (FDP), klimapolitischer Sprecher der Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag. Es wurde gleichzeitig auf den sich vielerorts abzeichnenden Mangel von Elektrolyse-Kapazitäten zur Wasserstofferzeugung aufmerksam gemacht und mit Blick auf die unterschiedlichen stofflichen Quellen die bedeutende Rolle von biogenem Wasserstoff betont, welcher sogar die Möglichkeit böte, der Atmosphäre in der Bilanz CO2 wieder zu entziehen.
Eine besondere Relevanz kam im Rahmen der Diskussion auch der Preisfrage zu. In diesem Zusammenhang erläuterte Schattauer, dass die gesellschaftliche „Akzeptanz“ dieses Energieträgers einen unabdingbaren Faktor zur Preissenkung darstelle. Darüber hinaus machte sie mit Blick auf die Debatte rund um die Entstehungskosten auf die Berücksichtigung des gesamten Erzeugungs- und Transportprozesses aufmerksam und plädierte für eine 360-Grad Herangehensweise, während Köhler die noch viel zu hohen Kosten bemängelte. Maßgeblich ist hier allerdings auch der globale Wettbewerb. Insbesondere bei den Strompreisen sei Deutschland im internationalen Vergleich kaum wettbewerbsfähig, so Kaufmann. Er stellte zudem fest, dass die Abhängigkeit Deutschlands von potenziellen Wasserstoff-Exportländern sehr viel diversifizierter und damit unproblematischer sei wie im Falle anderer Rohstoffe. Vor diesem Hintergrund plädierten alle Podiumsteilnehmer für eine stärkere Positionierung Deutschlands auf globaler Ebene, in besonderem Maße in der Automobil-Branche. Auch der europäische Kontext blieb dabei nicht unbeachtet. Hinsichtlich des verstärkten Einsatzes von Wasserstoff in der Mobilität sprachen sich die Podiumsteilnehmer erneut für Technologieoffenheit aus, unter anderem im Flugverkehr, und rieten von einem ausschließlichen Schwerpunkt auf E-Mobilität ab.
Es bleibt mithin festzuhalten, dass Wasserstoff als Energieträger weiterhin einen „sui generis“ – Charakter besitzt. Gleichwohl könnten eine geringere Besteuerung sowie ein massiver technologischer Ausbau, insbesondere in Deutschland, maßgeblich zur Konsolidierung der Wasserstoffenergie im „Wettbewerb“ mit anderen Energieträgern beitragen. Nicht aus den Augen zu verlieren ist der Einklang zwischen den Bestrebungen Klimaneutralität zu erreichen und der Gewährleistung wirtschaftlicher Stärke. Nur so wird es möglich sein, der Wasserstoffenergie nachhaltig zum Durchbruch zu verhelfen.
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