Thomas Birringer, stellvertretender Leiter der Hauptabteilung Analyse und Beratung der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V., betonte in seiner Begrüßung, dass Innovationen eines der Kernthemen der Stiftung seien und zurzeit ein Projektteam einen Navigator zum Thema Nachhaltigkeit durch Innovation erarbeite.
Dr. Cord Stoyke, Leiter der Abteilung Ernährung, Landwirtschaft, Nachhaltigkeit im Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, erläuterte, dass es in der Geschichte der Landwirtschaft immer Innovationszyklen gegeben habe und wir uns folglich nicht in einer neuen Phase, sondern in einer langen Tradition befänden. Er verwies auf die Interdependenz mit dem Bevölkerungswachstum, d.h. es gäbe historisch gesehen die Erfordernisse, Nahrungsmittel für die Bevölkerung zur Verfügung zu stellen, worauf Innovationssprünge resultierten, die zu mehr Produktivität geführt haben. Herr Dr. Stoyke betonte, dass der Begriff der Nachhaltigkeit hinzugekommen sei und in der aktuellen Diskussion drei Aspekte stärker berücksichtigt werden müssen: Eine weiterwachsende Weltbevölkerung unter den Bedingungen einer nachhaltigen weitgehend dekarbonisierten Ressourcennutzung zu ernähren, die Belange der Biodiversität stärker zu berücksichtigen und die Erfordernisse der Sozialstruktur ländlicher Gesellschaften weltweit weiterzuentwickeln. Wenn es um die Lösung drängender Fragen gehe, wie Klimawandel und Biodiversität, bedürfe es realistischer politischer Zielvorgaben und Leitplanken, die dann aber idealerweise durch innovative Prozesse ins Werk gesetzt werden. Bei den anstehenden Herausforderungen dürfe nicht vergessen werden, die Betriebe wirtschaftlich und sozial mitzunehmen. Herr Dr. Stoyke betonte, dass Politik nicht nur Ziele vorgebe, sondern auch Wege aufzeigen müsse, wie Innovationen dazu beitragen können, dass diese Ziele erreicht werden. Ein zentrales Element einer Innovationsförderung sei es, den Wissenstransfer zwischen Forschung und Praxis zu verbessern, wobei dieser Transfer keinesfalls eine Einbahnstraße sein sollte, sondern idealerweise bottom-up funktioniert, indem die Praxis die Tauglichkeit von Innovationen erprobt und rückkoppelt.
Dr. Julia Köhn, Geschäftsführende Gesellschafterin der PIELERS GmbH, erläuterte die Ausgangslage dahingehend, dass der Kostendruck auf die Landwirtschaft immens sei und in den nächsten Jahren noch weiter steigen werde. Auf der einen Seite gäbe es steigende Kosten, z.B. durch CO2-Zertifikate und Landknappheit; während es auf der anderen Seite weltweit eine massive Nachfrage nach Produkten gebe. Frau Dr. Köhn prognostizierte, dass Produkte, die heute relativ günstig seien, in Zukunft teuer werden. In Ihrem Vortrag betonte Sie die Bedeutung von „Next Food“. So gebe es bereits ein Unternehmen, dass Milch rein synthetisch herstellt. Ihrer Ansicht nach sei die Zukunft der Ernährung flächen- und tierunabhängig und stelle ganz neue Herausforderungen für den ländlichen Raum dar. Frau Dr. Köhn erläuterte, dass wir die intellektuellen Mittel für eine klimapositive Land- und Ernährungswirtschaft haben, die auch in der Lage sei, eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Allerdings gebe es kein Konzept, wie die dabei freiwerdenden Räume auf dem Land genutzt werden können.
Prof. Dr. Stefanie Bröring, Professorin für Technologie-, Innovationsmanagement und Entrepreneurship an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, betonte, dass Innovationen der Schlüssel für mehr Nachhaltigkeit seien, wenn sie die Zielkonflikte zwischen Ökologie und Ökonomie ausgleichen. Sie erläuterte, dass exzellente Forschung vorhanden sei, die aber nicht den Weg in die Wirtschaft gefunden habe. Generell sei es wichtig, dass Kooperationsmöglichkeiten mit Start-Ups besser greifen. Frau Prof. Bröring zeigte auf, dass Rahmenbedingungen erforderlich seien, die Anreize bieten, um in neue Technologien zu investieren. Es sei gut, wenn Deutschland Vorreiter sei, allerdings dürfe die Wettbewerbsfähigkeit des Sektors nicht gefährdet werden. So seien Importe mit geringeren Standards ein Problem.
Frank Gemmer, Hauptgeschäftsführer des Industrieverbandes Agrar, stellte innovative Technologien vor, beispielsweise die zielgenaue Düngung durch Satellitendaten oder Spot-Spraying zur punktgenauen Bekämpfung von Unkräutern. Er erläuterte, dass sich die europäische Pflanzenschutzindustrie bereit erklärt hat, 10 Milliarden Euro in digitale- und Präzisionslandwirtschaft zu investieren sowie 4 Milliarden Euro für biologische Pflanzenschutzmittel bereitzustellen. Herr Gemmer zeigte auf, dass durch moderne Technologien und Innovationen der Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln weiter reduziert werden könne.
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