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Wikipedia-Grafik: BFlores (WMF) (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:WP20_mark_example.png), https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode

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Revolution der Wissenskultur?! 20 Jahre Wikipedia – und (k)ein bisschen weise?

Bericht zur digitalen Veranstaltung am 11. März 2021

Am 16. März 2021 feierte die deutsche Ausgabe der „freien Enzyklopädie“ ihr 20. Jubiläum. Dies nahm die Abteilung Medienanalyse und -archiv der Konrad-Adenauer-Stiftung zum Anlass und lud zu einer digitalen Diskussion zur Rolle der Wikipedia innerhalb der Wissenschaft ein.

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Mit einem Zitat des Mitbegründers der englischen Wikipedia, Jimmy Wales, eröffnete Dr. Michael Borchard, Leiter der Hauptabteilung Wissenschaftliche Dienste/Archiv für Christlich-Demokratische Politik (WD/ACDP), die Veranstaltung aus Anlass des 20. Geburtstages der deutschen Wikipedia. Wales habe gesagt, dass sich die Menschen an die jetzigen Gründerjahre der Wikipedia so erinnern sollten, wie man heute an die Gründung der Bibliothek von Alexandria vor 2000 Jahren denke. Die Gründung und Etablierung der Wikipedia sei, so Borchard, so wie die antike Bibliothek eine Revolution der Wissenskultur gewesen, woraus sich die Verknüpfung mit dem Kernthema "Innovation" der Stiftung ergebe.

Der Vorsitzende des Präsidiums von Wikimedia Deutschland, Dr. Lukas Mezger, bot einen ersten Einblick in das Selbstverständnis von Wikipedia. Er formulierte den Anspruch, in einer Traditionslinie von Enzyklopädien zu stehen. Das Novum sei das eigene 'Wiki-Prinzip': Jeder und jede dürfe hier die Textarbeit leisten. Dabei sei man moderat beschreibend, gleichzeitig aber radikal offen gegenüber der potenziellen Autorenschaft. So sei das Selbstverständnis "geradezu konservativ", das Ziel sei das Zusammenfassen und Weitertragen bestehenden Wissens als Tertiärquelle. Mezger unterstrich das Bestreben von Wikipedia, durch Schwarmintelligenz die Qualität zu sichern. Dafür sind rund 7000 aktive Autorinnen und Autoren im Einsatz. Er wies aber auch darauf hin, dass die siebtbeliebteste Website Deutschlands neue ehrenamtliche Verstärkung angesichts sinkender Autorenzahlen grundsätzlich immer willkommen heiße und generieren müsse. Auch müsse sich Wikipedia als Wissensquelle sowie als Teil der nationalen und internationalen Wissensinfrastruktur positionieren und vernetzen.

Prof. Dr. Maren Lorenz, Inhaberin des Lehrstuhls für Geschichte der Frühen Neuzeit und Geschlechtergeschichte an der Ruhr-Universität Bochum, die als profilierte Kritikerin der Wikipedia gilt und die nach eigener Aussage eine Art „Hassliebe“ mit diesem Medium verbinde, sprach zum Verhältnis zwischen Wikipedia und den Geschichtswissenschaften seit Anfang dieses Millenniums. Sie stellte ihren Beitrag unter die Prämisse, dass sie selbst Wikipedia nutze und daher konstruktiv-kritisch sein wolle. Prinzipiell werde Wikipedia als Alltagsrecherchewerkzeug nicht aus der Wissenskultur verschwinden. Gleichzeitig gebe es auch negative Seiten wie die mangelnde Transparenz der Machtstrukturen und bei der Autorenschaft sowie den damit einhergehenden technisch-administrativen Rechten. Aus geschichtswissenschaftlicher Sicht sei die laufende Qualitätsprüfung zu bemängeln: Zum einen weil die Relevanzkriterien nicht klar deutlich würden und weil ebenso die Transparenz fehle, ob jene Administratoren, die als Prüfinstanzen handeln würden, dafür auch die notwendige Fachkompetenz besäßen. Die Nachfrage Noltes, ob sie Wikipedia für zitierfähig halte, verneinte sie. Sie befürworte die Seite als Einstieg in eine tiefergehende Recherche, darauf müsse aber ein kritisches Hinterfragen der Informationen folgen. Das Wissen werde zumeist ohne Nachfragen übernommen, nicht zuletzt auch von Multiplikatoren. Als besonders gravierendes Beispiel nannte sie die Nutzung der Wikipedia als Quelle bei Gerichtsurteilen.

Nach den Impulsreferaten leitete Dr. Dorothee Nolte vom Berliner Tagesspiegel zur Diskussion über, die von einer regen Zuschauerbeteiligung über die Chatfunktion geprägt war. Maren Lorenz machte deutlich, dass die Defizite der Wikipedia nicht alleine der Plattform selbst anzulasten sein. Man müsse feststellen, dass viele Menschen nicht in der Lage seien, mit der Nutzung der Wikipedia in der richtigen Form umzugehen. Es laufe "wahnsinnig viel Gutes", jedoch werde die Plattform "benutzt in einer Form, die Probleme potenziert". Das sei, wie der unkritische Umgang mit Sozialen Medien insgesamt durchaus ein gesamtgesellschaftliches Problem. Das Problem der fehlenden Medien- und Informationskompetenz sei somit nicht Aufgabe der Plattform – „Wikipedia ist hier ein Spiegel der Gesellschaft“.

Auch Mezger erklärte, Wikipedia sei nicht dafür gedacht, in einer wissenschaftlichen Arbeit als Beleg in den Anmerkungen zitiert zu werden. Auf eine Publikumsfrage zum Entwicklungs- und Verbesserungspotenzial von Wikipedia antwortete er, dass es der aktiven Gemeinschaft obliege, den Anteil an Vandalismus und Falschinformationen möglichst marginal zu halten – zu bedenken sei aber, dass diese Gemeinschaft sich aus unentgeltlich engagierenden Menschen rekrutiere. Hier hakte Borchard mit Blick auf die zurückgehende Zahl der Editoren und Autoren ein und führte den Fokus auf PR-Einflussnahme beispielsweise durch Agenturen, die in diese Lücke stoße. Mezger antwortete dazu, dass solche Schreibarbeit, wenn sie wie beispielsweise auf den Wikipedia-Seiten des DFB hin und wieder geschehe, vertretbar sei, wenn die Veränderungen und vor allem die Urheber dieser Veränderungen offengelegt und inhaltlich belegt würden, sowie ihre Eintragungen objektiv neutral seien.

Nolte stellte nun die Frage, ob den angesprochenen Problemen beispielsweise durch Entlohnung oder durch die Aufgabe des Anonymitätsprinzips begegnet werden könne? Für Mezger war dies eine diffizile Frage. Es sei nicht vorgesehen, dass der Grundsatz der Anonymität aufgehoben werde – angesichts des merklichen Rückgangs der aktiven Autorinnen und Autoren von Wikipedia denke man jedoch über eine partielle Öffnung für bezahlte Autorentätigkeit beispielsweise in Form des „Wikipedian in Residence“ nach, ein Wikipedia-Autor und –Editor, der für begrenzte Zeit in einer Institution arbeite. Ebenso setze man konsequent auf die Weiterentwicklung der Plattform und der damit verbundenen Angebote. Im Zuge der Diskussion lobte Maren Lorenz diese zusätzlichen Möglichkeiten der Wikimedia-Bewegung. Insbesondere die Plattformen Wikimedia Commons und Wikisource seien „fantastisch“. Für die Arbeit als Historikerin böten diese einen immensen Mehrwert an.

Am Ende schloss Michael Borchard die gelungene Veranstaltung mit einem Resümee ab. Er sprach die über den Abend hin aufgeworfenen Problemfelder wie politische Instrumentalisierung, fehlende Transparenz oder Qualitätsmanagement noch einmal an und fokussierte sich auf die Hauptaussage der Diskussion: Es bedürfe einer Schärfung der allgemeinen Informations- und Medienkompetenz zur Einordnung der auf Wikipedia abrufbaren Informationen. Das sei eine Herausforderung, die sich ganz besonders auch an die Politik richte, die die dafür notwendigen Strukturen schaffen müssen. Auf das Statement eines Zuschauers, dass man die Wikipedia ernster nehme als die Wikipedia das selbst tue, erwiderte er, dass man die ungeheure Wirkmächtigkeit der Plattform nicht unterschätzen dürfe. Auch deshalb sei es wichtig über die angesprochenen Themen dauerhaft im Rahmen solcher Formate im Gespräch zu bleiben.

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Wadim Vincent Lisovenko

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Referent Medienanalyse und -archiv

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