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Reportage sui paesi

Bergung der verschütteten chilenischen Bergarbeiter läuft weiterhin auf Hochtouren

di Sara Steinhardt
Große Freude in Chile! Für die am 5. August bei einem Erdrutsch in der Mine San José im Norden des Landes verschütteten 33 Bergleute bestand eigentlich kaum noch Hoffnung. Nach 17 Tagen langen Wartens konnte jedoch am 22. August über eine Sonde Kontakt zu ihnen aufgenommen werden: Alle 33 Minenarbeiter sind am Leben. Präsident Sebastian Piñera verkündete die frohe Botschaft und sprach vom freudenreichsten Tag in der Geschichte Chiles. Mittlerweile läuft die Bergung der Verschütteten auf Hochtouren, die aber laut Experten noch mindestens drei bis vier Monate dauern wird.

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„Estamos bien en el refugio los 33“ – Noch nie zuvor haben in Chile sieben Wörter eine solche Begeisterung ausgelöst. Die Nachricht, dass es ihnen gut gehe, gekritzelt auf ein kleines Stück Papier, stammte von den eingeschlossenen 33 Bergleuten und schmückte am Montag, den 23. August, alle Titelseiten der chilenischen Zeitungen. Präsident Piñera zeigte die Nachricht überglücklich in die versammelten Fernsehkameras und verkündete: „Heute weint ganz Chile vor Freude und Ergriffenheit!“ Auch die vor der Mine wartenden Angehörigen der Verschütteten sowie deren Arbeitskollegen fielen sich vor Freude in die Arme. Landesweit wurde auf Plätzen und Straßen gefeiert.

17 Tage ohne Lebenszeichen

Die 33 Bergleute waren am 5. August in der Gold- und Kupfermine San Jose bei der Stadt Copiapó, etwa 850 Kilometer nördlich der Hauptstadt Santiago, verschüttet worden. Bis zum 22. August hatte es keine Lebenszeichen der Männer gegeben. Es konnte lediglich gehofft werden, dass es die Bergarbeiter nach dem Einsturz der Mine in einen Zufluchtsraum in etwa 700 Metern Tiefe geschafft hatten. Mit jedem Tag schwand jedoch die Hoffnung, die Bergleute lebend aufzufinden, da der Schutzraum für einen eventuellen Notfall normalerweise nur mit Wasser und Lebensmitteln für zwei Tage ausgestattet ist. Hunderte von verzweifelten Angehörigen harrten vor der Mine aus und bauten dort ein „Campamento de Esperanza“ (Camp der Hoffnung) auf, wo sie Tag und Nacht auf Nachrichten von den Verschütteten warteten.

Suche nach den Verantwortlichen

Die Rettung der Bergleute wurde überschattet von einigen Pannen. Mehrere Versuche, die Männer zu lokalisieren, schlugen fehl, was unter anderem daran lag, dass eine der Bohrsonden zwar die richtige Tiefe erreichte, den Zufluchtsort der Verschütteten aber aufgrund ungenauer Pläne von der Mine verfehlte. Fahrlässig des Weiteren der Umgang mit den Informationen durch den Besitzer der Mine, Alejandro Bohn. Dieser gab erst einige Stunden nach dem Einsturz die Nachricht weiter. Inzwischen wurde auch bekannt, dass den verschütteten Bergleuten eine lebensrettende Leiter fehlte, mit deren Hilfe sie durch einen Lüftungsschacht selbstständig ins Freie hätten gelangen können. Der zuständige Bergbauminister Laurence Golborne sprach demzufolge von eklatanten Sicherheitsmängeln und kündigte Konsequenzen für die Betreiber der Mine an.

Zudem stellte sich heraus dass das Bergwerk in diesem Jahr bereits einmal aufgrund von Sicherheitsmängeln und wegen des Unfalls eines Arbeiters für einige Zeit geschlossen worden war. Es soll nun rasch geklärt werden, ob die Mine überhaupt wieder hätte geöffnet werden dürfen. Unterdessen ergaben sich neue Probleme, da der Besitzer der Mine Insolvenz angemeldet hat. Die chilenischen Medien spekulieren über die Hintergründe dieser Entwicklung. Sie vermuten, dass das Management mit diesem Schritt einer möglichen Millionenklage durch die Angehörigen entgehen will. Skandalös des Weiteren, dass die Zahlung der Gehälter, sowohl der eingeschlossenen Bergleute als auch derjenigen, die Tag und Nacht an der Befreiung ihrer Kumpel arbeiten, mittlerweile eingestellt wurde.

Kommunikation per Telefon

Währenddessen sind erste Einzelheiten über den Zustand der verschütteten Bergleute bekannt geworden. Diesen geht es den Umständen entsprechend gut, auch wenn einige über Magenprobleme klagen. Durch konsequente Rationierung der vorhandenen Lebensmittel und durch das Trinken von Kondenswasser schafften sie es, die ersten 17 Tage ohne jede Kommunikation mit der Außenwelt zu überstehen. Im Durchschnitt haben sie zehn Kilo abgenommen. Wegen des feuchtheißen Klimas von rund 36º Celsius bekamen sie, als der Kontakt zu ihnen per Sonde hergestellt werden konnte, zunächst nur Wasser, Medikamente und eine Glukoselösung, damit sie sich langsam wieder an normale Nahrung gewöhnen können, die ihnen in den nächsten Tagen gereicht wurde.

Nachdem durch den engen Bohrschacht zunächst nur Lebensmittel und Nachrichten ausgetauscht wurden, konnte inzwischen auch eine Telefonverbindung hergestellt und eine Videokamera installiert werden. Das chilenische Fernsehen zeigte zwei Tage nach dem ersten Kontakt bewegende Bilder: Rettungskräfte sowie Bergbauminister Golborne kommunizierten per Telefon mit den Verschütteten. Dabei stellte sich heraus, dass einer der Bergleute, Luis Urzua, zum Zeitpunkt des Unglückes Schichtleiter, die Gruppe organisiert und angeführt hatte. Er fragte als erstes den Minister nach dem Schicksal seiner Kollegen, die sich kurz vor dem Einsturz der Mine auf dem Weg nach draußen befunden hätten. Als man hörte, dass es unter diesen keine Opfer gegeben habe, stimmten die verschütteten Minenarbeiter die Nationalhymne an. Angesichts dieses Verhaltens gehen Experten davon aus, dass sich die Bergleute in guter psychischer Verfassung befinden.

Bergleute bei gutem Gesundheitszustand

Seit dieser Woche bekommen die Eingeschlossenen nun auch feste und warme Nahrung, nach der sie schon seit längerem verlangt hatten, an welche sie sich jedoch erst gewöhnen müssen. Für Verwirrung sorgte der Wunsch einiger Männer nach einigen Flaschen Bier, die ihnen aufgrund ihres Gesundheitszustandes und der für sie entwickelten Diät jedoch verwehrt wurde. Spanische Zeitungen mutmaßten daraufhin, dass sich unter den Bergleuten Alkoholabhängige befänden und berichteten von schweren Entzugserscheinungen. Dies wurde jedoch umgehend von der chilenischen Regierung dementiert.

Auch sonst gibt der Gesundheitszustand der 33 Männer keinerlei Grund zur Sorge, so Minister Golbourne. Den Verschütteten wurden vorsorglich Impfdosen geschickt, mit denen sie sich gegen Krankheiten wie Tetanus oder Diphtherie schützen können. Anzeichen einer ernsthaften Krankheit hat aber bis jetzt keiner der Bergleute gezeigt. Ein von den Männern selbst erstelltes Video, welches vor Kurzem im chilenischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, dokumentiert, dass sie sich anscheinend gut mit ihrer Situation arrangiert und ihr Leben unter Tage straff organisiert haben.

Schwierige Bergungsarbeiten

Zurzeit laufen die eigentlichen Bohrungen zur Befreiung der Eingeschlossenen. Nachdem zunächst weitere kleine Schächte zum Zufluchtsort der Verschütteten gebohrt wurden, um diese neben Nahrungsmitteln und Nachrichten auch mit Sauerstoff zu versorgen, wurde am Wochenende mit der Bohrung eines ca. 70 cm breiten Rettungsschachtes begonnen. Durch diesen sollen die Männer dann in einem Käfig nach oben geholt werden. Da die Bergleute jedoch in 700 Metern Tiefe eingeschlossen sind und der Untergrund nach wie vor einsturzgefährdet ist, wird es laut Expertenaussagen noch einige Zeit dauern, bis die Bergleute wieder das Sonnenlicht erblicken können. Schätzungen gehen im Idealfall von drei bis vier Monaten aus. Aufgrund dieser nicht sehr hoffnungsvoll stimmenden Prognosen hat die Regierung die Suche nach Alternativen intensiviert. Gleichzeitig zu der in Angriff genommenen Bohrung soll an anderen Stellen der Mine versucht werden, einen Zugang zu den Verschütteten herzustellen, der eventuell in kürzerer Zeit fertig gestellt werden kann.

In jedem Fall versucht Präsident Piñera den Angehörigen Mut zu machen: Wenn die Bergleute schon nicht an den für Mitte September anstehenden Feierlichkeiten zum 200. Jahrestag der Unabhängigkeit Chiles teilnehmen könnten, so werde doch alles dafür getan werden, dass sie Weihnachten und Neujahr wieder im Kreise ihrer Familien verbringen könnten.

Chile nimmt Kontakt zur NASA auf

Um die Eingeschlossenen nicht zu verunsichern, wurde ihnen zu Beginn der Rettungsarbeiten nicht mitgeteilt, wie lange ihre Bergung dauern werde. Nachdem jedoch ihre Forderungen nach einer schnellen Rettung immer intensiver wurden, mussten Psychologen den Bergleuten behutsam beibringen, dass diese realistischerweise nur damit rechnen könnten, frühestens Weihnachten wieder zuhause zu sein. Ein Großteil der Verschütteten reagierte darauf gefasst, einige schienen jedoch sehr enttäuscht.

Präsident Piñera versicherte ihnen daraufhin, dass sie zu keinem Zeitpunkt alleine gelassen würden. Die chilenische Regierung hat inzwischen Kontakt zur NASA aufgenommen. Sie erhofft sich davon Hilfestellungen im Umgang mit der schwierigen Situation der Eingeschlossenen, die ähnlich zu sehen sei wie die Situation der Astronauten auf der Internationalen Raumstation ISS. Die ersten Psychologen und Ingenieure der NASA sind bereits an der Mine eingetroffen und wurden in das Helferteam integriert. Experten suchen nach Lösungen, wie man verhindern könne, dass sich die Bergleute falsche Hoffnungen machen. Gleichzeitig wird überlegt, wie man für sie eine dauernde Beschäftigung finden könne, damit sich ihre überschüssige Energie nicht in Aggressionen verwandeln. Sollten sich in den nächsten Wochen Probleme unter den Verschütteten ergeben, müsse man gegebenenfalls darüber nachdenken, für diese ein spezielles psychologisches Trainings- und Unterstützungsprogramm zu entwerfen. In letzter Konsequenz wird in Erwägung gezogen, den Bergleuten Antidepressiva zur Verfügung zu stellen.

Landesweit eine große Welle der Unterstützung

Ungeachtet dessen herrscht in der chilenischen Bevölkerung weiterhin große Euphorie, welche insbesondere dem zuständigen Minister Golbourne und dem Präsidenten Piñera zu gute kommt: Deren Beliebtheitswerte sind seit Beginn der Rettungsarbeiten um mehrere Prozentpunkte gestiegen, wie eine aktuelle Umfrage ermittelte. Auch die Solidarität unter den Chilenen besteht unverändert fort. Rund um Copiapó, der Stadt, in der viele der Bergarbeiter zuhause sind, wehen hunderte von chilenischen Fahnen sowie Banner mit der Aufschrift „Fuerza Mineros“. Verschiedene Politiker und Personen des öffentlichen Lebens setzen sich dafür ein, Geld für die Verschütteten zu sammeln, damit diese nach ihrer Rettung nicht mehr arbeiten müssen und finanziell abgesichert sind. Auch gibt es erste Planungen bezüglich eines Kinofilmes, welcher das Schicksal der 33 Eingeschlossenen dokumentieren soll. Auch wenn die Männer noch bis Ende Jahres in der Mine verharren müssen, sollen die Dreharbeiten bereits jetzt beginnen.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in den nächsten Wochen entwickeln wird. Fest steht jedoch: Auch wenn die endgültige Bergung sich noch lange hinziehen wird, so ist das Überleben der Bergleute doch von großer Bedeutung für die gesamte chilenische Bevölkerung. Nach dem verheerenden Erdbeben im Februar dieses Jahres sehen sich die Chilenen mit einem zweiten Katastrophenfall konfrontiert. Sie haben allerdings Hoffnung geschöpft, dass es am Ende doch noch zu einem glücklichen Ausgang der Rettungsaktion kommen wird.

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Andreas Michael Klein

Andreas Michael Klein

Leiter des Regionalprogramms Politikdialog Asien

andreas.klein@kas.de +65 6603 6162

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