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„Die Rede war spektakulär“

Eine Analyse der Obama-Rede in Denver von Patrick Keller

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Mit einer fulminanten mitreißenden Rede hat Barack Obama in der Nacht zum Freitag seine Nominierung durch den Parteitag der Demokraten in Denver angenommen. In seiner Rede vor fast 80.000 begeisterten Zuhörern griff er scharf die Regierung Bush an, von der sich sein Konkurrent John McCain zu wenig abgrenze. Als Reaktion auf den jüngst immer öfter vorgetragenen Vorwurf seine Botschaft des Wechsels sei inhaltlich nicht unterfüttert, reagierte er mit konkreten Lösungsvorschlägen für die drängenden Probleme der Bereiche Wirtschaft, Außenpolitik und Werte. In einem Interview mit dem „Domradio Köln“ analysiert der außenpolitische Experte der Konrad-Adenauer-Stiftung, Dr.Patrick Keller, die Rede von Barack Obama.

Wo haben Sie die inhaltlichen Schwerpunkte gesehen?

Es ist interessant, dass Barack Obama immer vorgeworfen wird, er würde vor allem schöne Rhetorik präsentieren, aber inhaltlich wenig zu bieten haben. Bei dieser Rede konnte man drei Schwerpunktthemen festmachen: Wirtschaft, Außenpolitik und Wertethemen. In allen drei Bereichen hat Obama die Auseinandersetzung mit John Mc Cain gesucht und zwar anhand inhaltlicher Unterschiede.

Was ist einer der stärksten inhaltlichen Unterschiede?

Einer der wichtigsten Unterschiede ist, dass Obama sagt, er möchte eine andere Wirtschaftspolitik haben und er möchte eine Steuerpolitik haben, bei der gerade Arbeiter und Familien mittleren und niedrigen Gehalts stärker begünstigt werden. Das findet sich so in McCains Plan nicht.

Ein großer Streitpunkt in der amerikanischen Politik ist der Irak. Hat Obama konkret gesagt was er anders machen will?

Obama hat das geschickt aufgezogen, indem er sagte: „Wir beide, alle Kandidaten und alle Amerikaner, sehen in erster Linie ihren Patriotismus und die Liebe zu ihrem Land.“ Er hat sich gegen McCain gestellt, der Obama immer vorgeworfen hatte, er wäre der größere Patriot. Vor diesem Hintergrund fiel es ihm dann leicht, einen anderen Schwerpunkt zu setzen und zu sagen, dass es wichtig ist, im Irak einen Zeitplan aufzustellen für den Rückzug der Truppen. Es war ein falscher Krieg, wir können uns zurückziehen und ein stabiles Land hinterlassen. McCain sieht noch ein längerfristiges Engagement der USA.

Ein Problem in den USA ist, dass viele Einwohner noch keine Krankenversicherung haben. Wie will Obama dieses Problem angehen?

Obama hat einen Plan ausgearbeitet und vorgelegt, aus dem hervorgeht, dass alle Amerikaner, egal welchen beruflichen Stand sie haben, in eine Krankenversicherung aufgenommen werden können, die dann auch staatlich finanziert ist. Im Unterschied zu früheren Plänen heißt es nicht, dass diese Krankenversicherung Pflicht ist. Damit nimmt er einem der großen republikanischen Gegenargumenten den Wind aus den Segeln.

Ein großes republikanisches Gegenargument ist seine Unerfahrenheit in der Außenpolitik. Konnte er da seinem Greenhorn-Image ein wenig widersprechen?

Obama kann nicht die Fakten widerlegen. Es ist einfach so, dass er sich noch nicht so lange mit außenpolitischen Fragen beschäftigt hat und dort auch noch keine großen Entscheidungen vorzuweisen hat. Allerdings hat er auch auf diesem Feld deutlich gemacht, dass er auch die Auseinandersetzung mit McCain sucht, indem er sagt: „McCain ist jemand, der für sich in Anspruch nimmt, dass er ein großes Urteilsvermögen hat.“ Aber das bezweifelt Obama, da McCain in fast 90 Prozent der Fälle mit George W. Bush gestimmt hat, wenn es um außenpolitische Fragen ging. Für Obama scheint das kein Nachweis von Urteilsvermögen zu sein. Er würde andere Entscheidungen treffen.

Glauben Sie, dass diese Rede schon gereicht hat um die Amerikaner zu überzeugen?

Zumindest war es eine Rede, die sehr spektakulär war. Schon allein, dass die Rede in einem Footballstadion war und die Veranstaltung drei Tage lange auf diese Rede hingearbeitet hat. Und die Art und Weise wie Obama diese Rede aufgebaut hat, mit sehr vielen spezifischen Vorschlägen. Er ist ein großartiger Rhetoriker. Er kann wunderbar Texte ablesen und präsentieren. Das hat er sehr gut gemacht und das wird ihm sicherlich Aufwind in den kurzfristigen Umfragen geben. Wie viel davon allerdings langfristig bleibt, wenn die Republikaner nächste Woche ihre Convention gehabt haben, das muss man abwarten.

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Dr. Patrick Keller

Foreign Affairs and Security Policy

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