Seit seinem Beitritt zur BRICS-Gruppe im Januar 2024 positioniert sich Ägypten zunehmend als aktiver und interessierter Partner innerhalb des Staatenbundes. Im Rahmen der BRICS-Konferenz 2024 in Kasan, Russland kritisierte Präsident Abdel Fattah Al-Sisi die bestehenden internationalen Institutionen – insbesondere die Vereinten Nationen – als zunehmend unfähig, globale Krisen wie die Klimakatastrophe, Armut und wirtschaftliche Instabilität effektiv zu bewältigen. In diesem Zusammenhang betonte er das Potenzial der BRICS-Staaten, gemeinsam strukturelle Antworten auf diese Herausforderungen zu entwickeln.
Besonderes Augenmerk legt Ägypten auf die wirtschafts- und finanzpolitische Zusammenarbeit. Präsident Al-Sisi unterstrich Ägyptens strategisches Interesse, sich stärker in BRICS-Initiativen zur Reform globaler Finanzsysteme einzubringen. Auch der ägyptische Außenminister Badr Abdelatty wies 2024 auf die wichtige Rolle hin, die die BRICS-Staaten bei der Weiterentwicklung internationaler Finanzinstitutionen spielen sollten – insbesondere im Sinne einer besseren finanziellen Absicherung und eines gerechteren Schuldensystems für Länder des Globalen Südens, etwa bei der Finanzierung der nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs).
Der ägyptische BRICS-Botschafter El-Etraby sprach sich zudem für eine verstärkte Handelsstrategie auf Basis nationaler Währungen aus. Dies soll den Mitgliedsstaaten dabei helfen, ihre eigenen Währungen international zu stärken und unabhängiger von der Dominanz westlicher Währungen zu werden.
In den sozialen Medien fällt die Reaktion auf Ägyptens Beitritt zu BRICS gemischt aus. Die einen sehen in der Mitgliedschaft eine Chance für mehr wirtschaftliche Souveränität und größere Unabhängigkeit von westlichen Institutionen. Kritische Stimmen äußern jedoch Zweifel, ob der Beitritt konkrete Vorteile für die ägyptische Bevölkerung oder Wirtschaft bringen wird oder lediglich symbolischen Charakter hat.
Im Vorfeld des bevorstehenden Gipfels in Brasilien bringt Ägypten weitere inhaltliche Impulse ein. So fordert das ägyptische Kulturministerium eine intensivierte kulturelle Zusammenarbeit innerhalb der BRICS-Staaten. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Rückführung pharaonischer Artefakte nach Ägypten.
Die Teilnahme Ägyptens am BRICS-Gipfel der Raumfahrtagenturen im April 2025 unterstreicht das Bestreben, technologische Kooperationen zu intensivieren, insbesondere mit Blick auf die Förderung gemeinsamer Interessen des Globalen Südens.
Allerdings gibt es kurz vor dem Gipfel auch Anzeichen für diplomatische Spannungen. So stimmte Ägypten Medienberichten zufolge gegen die Aufnahme Südafrikas als ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat, obwohl dies im Rahmen einer BRICS-Vereinbarung von 2023 unterstützt worden war. Diese Abweichung deutet auf interne Differenzen innerhalb der Gruppe hin, die die Einheit des Staatenbundes möglicherweise auf die Probe stellen.
Zudem sind die Beziehungen zwischen Ägypten und Äthiopien problematisch. Äthiopien trat gemeinsam mit Ägypten, Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten am 1. Januar 2024 dem BRICS-Bündnis bei. Seit Äthiopien den Nilstaudamm „Grand Ethiopian Renaissance Dam” (GERD) errichtete und mit Wasser befüllt hat, befürchtet man in Ägypten, dass im weiteren Nilverlauf das Wasser knapp werden könnte. Das BRICS-Bündnis hat bisher keine Ansätze zur Lösung dieses Konflikts unterbreitet.
Ägypten betrachtet BRICS zunehmend als strategische Plattform zur Stärkung der eigenen wirtschaftlichen Position sowie zur Vertretung gemeinsamer Interessen des Globalen Südens. Die Erwartungen an den bevorstehenden Gipfel in Brasilien sind entsprechend hoch – sowohl politisch als auch symbolisch. Gleichzeitig zeigen jüngste diplomatische Entwicklungen, dass Koordination und Kohärenz innerhalb der BRICS-Gruppe weiterhin eine Herausforderung darstellen.
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