Glaubt man den Umfragen, so wird Barack Obama zum nächsten Präsident der Vereinigten Staaten vom Amerika gewählt werden. Außerdem werden die Demokraten deutliche Zugewinne im Senat und im House verbuchen können. Manche rechnen gar mit 60 Senatoren für die Demokraten. Die Mehrheit im Senat wäre somit „filibuster-proof“. Auch im House wird mit deutlichen Zugewinnen für die Demokraten gerechnet. Es könnte also insgesamt eine „demokratische Woge“ über das Land hinweggehen. Das Amt des Präsidenten, Senat und House wären in der Hand der Demokraten.
In den Umfragen liegt Brack Obama weiterhin deutlich vor John McCain. Im Durchschnitt beträgt der Abstand 6,8 Prozentpunkte. Die Vielzahl der Umfragen macht die Lage allerdings sehr unübersichtlich, die Qualität der Umfragen ist nicht einzuschätzen. In den letzten Tagen hat sich der Abstand auch leicht verringert.
Insgesamt hat aber John McCain seit dem Ausbruch der Finanzkrise kontinuierlich verloren. Noch im September hatte McCain, auch beflügelt von der Euphorie des Parteitages und der Nominierung von Sarah Palin, noch vor Obama gelegen. Seitdem hat die Finanzkrise McCain überrollt. Die Wähler messen Obama größere wirtschaftspolitische Kompetenz zu. Außerdem werden wirtschaftspolitische Schwierigkeiten traditionell der bisherigen Administration angelastet, also den Republikanern.
Das Thema Außen- und Sicherheitspolitik, bei dem McCain die größere Kompetenz besitzt, ist völlig in den Hintergrund gerückt. Im übrigen auch ein Erfolg des von McCain selbst propagierten Strategiewechsels im Irak.
Falls McCain diese Wahl verlieren wird, dann vor allem infolge der Finanzkrise. Angesichts seiner schwierigen Ausgangslage hält er sich in den Umfragen noch überraschend gut.
In den verbleibenden letzten Tagen des Wahlkampfes setzt Obama weiter auf die Themen „Wechsel in Washington“, „McCain bedeutet die Fortsetzung von G.W. Bush“, „Steuerentlastung für mittlere Einkommen“.
McCain dagegen betont, in diesen schwierigen Zeiten sei er derjenige mit der größeren Erfahrung, Obama sei unerfahren und damit ein Risiko. Außerdem werde Obama die Steuern erhöhen. Gerade in der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage sei das völlig falsch. In diesem Zusammenhang greift McCain immer wieder eine unbedachte (?) Äußerung von Obama auf, es sei notwenig „to spread the wealth around“.
Alle Auguren sind sich aber einig, daß das Rennen noch nicht vorüber ist. Das Ergebnis wird vor allem von folgenden Faktoren beeinflusst werden:
- Wahlbeteiligung, insbesondere der jungen Wähler und der schwarzen Wähler,
- Stimmverhalten der noch unentschiedenen Wähler
- evtl. Vorbehalte der Wähler gegenüber einem „african-american“ Kandidaten (Bradley-Effekt)
Gemessen an den Wahlmännerstimmen („electoral votes“) neigt sich die Waage indes deutlich zugunsten von Barack Obama. Letztlich geht es um einige wenige Schlüssel-Staaten, vor allem um Florida, North Carolina, Pennsylvania, Ohio, New Hampshire, Missouri, Colorado und Nevada. Auf diese Staaten konzentrieren sich nun in den letzten Tagen alle Wahlkampfanstrengungen der beiden Kandidaten. Auch dabei ist Obama deutlich im Vorteil, denn er verfügt über erheblich mehr Wahlkampfmittel als McCain.
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Sankt Augustin Deutschland