In insgesamt drei Panels wurde diskutiert, wie sich politische Kommunikation im digitalen Raum verändert, welche Verantwortung Influencerinnen und Influencer tragen und warum die Politik oft noch auf der Ersatzbank sitzt, wenn es um Reichweite und Glaubwürdigkeit in sozialen Netzwerken oder in der Gamingszene geht.
Politik wird sichtbar – und algorithmisch bewertet
Zum Einstieg brachte Content Creatorin Lucia „Lvcia“ Ha es direkt auf den Punkt: Im digitalen Raum treffen gesellschaftliche Debatten, Gaming-Kultur und politische Haltung längst aufeinander. Im ersten Panel diskutierten neben ihr auch der Bundestagsabgeordnete Joachim Ebmeyer, Prof. Dr. Andreas Jungherr von der Universität Bamberg und Johannes Steup vom SPARTA-Projekt der Universität der Bundeswehr München über den Wandel politischer Kommunikation. Joachim Ebmeyer MdB sprach von einer zunehmenden Professionalisierung der Kommunikation, warnte aber gleichzeitig davor, politische Inhalte nur noch nach ihrer TikTok-Tauglichkeit zu formulieren. Auch wenn „dieser Satz funktioniert auf TikTok“ ein legitimes Ziel sei, dürfe die Inhaltsstärke nicht dem Clickbait geopfert werden. Jungherr betonte, wie stark Algorithmen politische Wahrnehmung verzerren könnten – oft sei es zu einfach, Verantwortung an „die Plattformen“ abzuschieben. Gleichzeitig ermögliche Social Media neue Formen der Ansprache.
Zwischen Kommentarhölle und Wohlfühlbubble
Im zweiten Panel diskutierten Dr. Joachim Rother, Projektleiter von Gaming4Democracy bei der Bertelsmann Stiftung, Daniel „Broeki“ Broekmann, ehemaliger Esportler und Content Creator, Nina Weise, Kommunikationsreferentin im Bundestag und Co-Leiterin von Team Merz, sowie erneut Johannes Steup. Gemeinsam sprachen sie über politische Debatten im Netz, den Umgang mit Hate Speech und die Frage, wie Communitys moderiert werden können, ohne Meinungsfreiheit einzuschränken.
Einigkeit herrschte bei allen Gästen: Ein digitaler Raum ohne Debatte sei keine Option – aber es brauche klare Regeln, Community-Standards und die Bereitschaft zur Selbstreflexion.
Haltung zeigen – auch wenn’s nicht alle sehen wollen
Im letzten Panel ging es um Haltung in Gaming und Social Media – zwischen Vorbildfunktion, Werbepartnerschaften und politischen Positionierungen. Jaqueline „Californium“ Toben stellte das Esports Team Berlin vor und sprach über ihre Erfahrungen als junge Frau in einer oft männlich dominierten Szene. Auch sie erlebt, dass politische Themen nicht immer willkommen sind, aber notwendig bleiben. Lucia ergänzte, dass es manchmal reiche, im Chat Haltung zu zeigen oder bewusst ein Thema anzusprechen, selbst ohne große Aktion. Haltung beginne bei Respekt im Umgang, bei Sprache und in kleinen Gesten. Broeki betonte die Bedeutung von Authentizität: Wer sich äußert, sollte das aus Überzeugung tun – nicht, weil es im Trend liegt. Dabei sprach er auch offen über Grenzen im eigenen Content, um sich selbst zu schützen. Rother unterstrich erneut, wie wichtig Formate wie dieses Panel für politische Bildung sind, gerade weil sie Jugendliche dort abholen, wo sie sich ohnehin bewegen – in Feeds, Streams und Matches.
Politik im Feed – aber wie?
In der Abmoderation fasste Host Johnny die Diskussionen mit einem klaren Fazit zusammen: Die digitale Welt ist längst politisch – ob man will oder nicht. Doch politische Kommunikation im Netz braucht mehr als Reichweite. Sie braucht Glaubwürdigkeit, Auseinandersetzung, Haltung – und Formate wie Games & Politics, die den Dialog fördern.
Das Highlight-Video zur Veranstaltung erscheint in Kürze auf dieser Seite.
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