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Nachruf auf Shimon Peres

Der Brückenbauer und Wegbereiter der deutsch-israelischen Beziehungen

Die Konrad-Adenauer-Stiftung, die in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder mit dem früheren israelischen Staatspräsidenten und Friedensnobelpreisträger und seinem „Peres-Center for Peace“ zusammenarbeiten durfte, trauert mit seiner Familie und dem israelischen Volk um Shimon Peres.

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Shimon Peres 1998 (Bild: KAS/Odehnal)

Hinter vorgehaltener Hand hat er es dem Zuhörer mit seinem unverwechselbaren Humor und einem schelmischen Lächeln auf dem Gesicht zugeraunt, dass er das klare Ziel vor Augen habe, Konrad Adenauer zu überholen, was das Lebensalter anbetrifft. Shimon Peres hat Konrad Adenauer, dem er mehrfach begegnet ist, noch um zwei Jahre übertroffen und doch ist sein Verlust für Israel, für Deutschland und für die Welt nur schwer zu begreifen und schwer zu ertragen. Die Konrad-Adenauer-Stiftung, die in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder mit dem früheren israelischen Staatspräsidenten und Friedensnobelpreisträger und seinem „Peres-Center for Peace“ zusammenarbeiten durfte, trauert mit seiner Familie und dem israelischen Volk um Shimon Peres.

Für die deutsch-israelischen Beziehungen hat Shimon Peres neben David Ben-Gurion ohne jeden Zweifel die entscheidende Rolle gespielt. Neun Jahre vor der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen hat Shimon Peres im Auftrag Ben-Gurions geheime Verhandlungen mit der deutschen Bundesregierung aufgenommen und damit den Grundstein für einen zentralen Pfeiler des deutsch-israelischen Verhältnisses gelegt: Für die deutsch-israelische Zusammenarbeit im militärischen Bereich, die Deutschland bis heute hohe Anerkennung in Israel und den Ruf einträgt, für die Existenz Israels verlässlich einzutreten. Dass mehr als 70 Prozent der Israelis heute eine hohe Meinung von den Deutschen haben, eine Tatsache, die vor dem Hintergrund der Shoa das Attribut „Wunder“ durchaus verdient, ist dem Einsatz von Shimon Peres maßgeblich mitzuverdanken.

Seine Bewunderung für Konrad Adenauer und seinen politischen Ziehvater David Ben-Gurion hat bei seinem Eintreten für die deutsch-israelische Versöhnung gegen heftige und erbitterte Widerstände eine entscheidende Rolle gespielt. Später sagt Shimon Peres: „Ich habe noch Adenauer kennen gelernt. Er hatte verstanden, was getan werden muss. Zum Glück hatte er mit Ben Gurion einen Partner, der das Gleiche sagte `Wir müssen die Zukunft gestalten und nicht nur an die Vergangenheit erinnern`“. Adenauer und seine Nachfolger hätten, so Shimon Peres, eine gewaltige geistige und moralische Antrengung unternommen, um das „Unüberbrückbare zu überbrücken und dem jüdischen Staat, der bereits die Antwort auf unsere Tragödie ist, beim Aufbau, bei der Konsolidierung, beim Blick in die Zukunft zu helfen“. In seinem langen politischen Leben hat er mit allen deutschen Kanzlern, zuletzt auch besonders herzlich mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, für die weitere Vertiefung des deutsch-israelischen Verhältnisses gekämpft.

Dass Shimon Peres bereit war, Deutschland um der Zukunft seines Landes willens, die Hand über den Abgrund der Vergangenheit hinweg zu reichen, war alles andere als selbstverständlich. In seiner unvergesslichen und tief beeindruckenden Rede vor dem Deutschen Bundestag am 27. Januar 2010, dem internationalen Gedenktag für die Opfer der Shoa, hat er eindrücklich deutlich gemacht, wie sehr ihn das Menschheitsverbrechen am jüdischen Volk persönlich betroffen hat. Er schildert dort, wie er seinen Geburtsort Wiszniewo verlässt und als Elfjähriger ins Heilige Land aufbricht. Er beschreibt den Abschied von seinem geliebten Großvater Rabbi Zwi Meltzer, den er niemals wiedersah und der gemeinsam mit seiner Familie von den Nationalsozialisten grausam ermordert wurde.

Vor dem Hintergrund seiner eigenen tragischen Familiengeschichte ist es umso beachtlicher, dass Shimon Peres ein unerschütterlicher Optimist geblieben ist, der den Glauben an die Menschheit und die Menschlichkeit nie verloren hat. In seiner großen Rede vor dem Bundestag sagte er: „Die Shoa darf uns nicht davon abhalten, an das Gute zu glauben. An die Hoffnung, an das Leben.“ Für ihn war es eine Verpflichtung, wie er es in derselben Rede formuliert hat, mit der Errichtung des Staates Israel, den „ermordeten Brüdern und Schwestern ein lebendiges Mahnmal“ zu errichten. Dass dabei Deutschland eine entscheidende Rolle spielen muss, war für ihn nicht nur eine sachliche Notwendigkeit. Er war davon überzeugt, dass sich auf dieser Grundlage der Zusammenarbeit eine tiefe Freundschaft entwickeln kann.

Immer wieder hat man Shimon Peres, nicht nur mit freundlichen Absichten, in Israel einen Träumer genannt. Ja, er war jemand, der immer Träume von einer besseren, von einer friedlichen Welt hatte. Aber er war kein naiver Träumer, sondern ein realistischer Träumer. Nie hat er auch nur den geringsten Zweifel daran gelassen, weder als stellvertretender Verteidigungsminister, noch in seinen anderen politischen Ämtern, dass er bereit war, Israels Existenz erbittert gegen seine Feinde zu verteidigen. Und doch haben nur wenige Politiker von Weltrang so konsequent für den Frieden gekämpft wie Shimon Peres.

Der Satz aus dem Psalm 34 „Suche den Frieden und jage ihm nach“, den er oft zitiert hat, war für Shimon Peres eine tiefe religiöse Pflicht. Dabei wollte er keinen Frieden um jeden Preis, keinen Frieden, bei dem die Existenz des Staates Israel auf dem Spiel gestanden hätte, aber einen Frieden, der für ihn eine tiefe moralische Verpflichtung war: Die Errichtung eines eigenen palästinensischen Staates, eines „unabhängigen, gedeihenden und friedliebenden Staates“ wie er es formuliert hat. Das hat ihn bewogen, gemeinsam mit Ytzhak Rabin konsequent für die Vollendung von „Oslo“ und für einen Friedensvertrag mit den Palästinensern zu kämpfen und ihm 1994 den Friedensnobelpreis eingetragen.

Bis zuletzt hat die „moralische Instanz“ Shimon Peres mit wachsender Sorge der gegenwärtigen Regierung eine dringende Mahnung ins Stammbuch geschrieben: „Ohne Zwei-Staaten-Lösung, ohne einen israelischen und einen palästinensischen Staat, finden wir uns in einem binationalen Staat wieder. Wir müssen heute eine schwerwiegende Entscheidung treffen, damit Israel ein Vorzeigestaat ist, ein jüdischer und demokratischer Staat."

Ebenso mahnend und auf der gleichen Grundlage hat sich Shimon Peres für das israelisch-europäische Verhältnis eingesetzt. Eine Haltung, die gegenwärtig alles andere als selbstverständlich und doch außerordentlich wichtig ist. Immer wieder hat Shimon Peres nicht nur betont, wie wichtig die israelisch-europäische Zusammenarbeit insbesondere im wissenschaftlichen Bereich ist. Er hat wie kein anderer in Israel seine Bewunderung für das „Friedensprojekt Europa“ zum Ausdruck gebracht. Mit der Errichtung der Europäischen Union sei es gelungen, den Kontinent von „tausend Jahren Krieg und Not“ zu befreien und den jungen Menschen zu ermöglichen, den Hass ihrer Vorväter gegen Solidarität unter den Jungen einzutauschen. „Wir können viel aus Ihrer Erfahrung lernen und möchten von einem Nahen Osten träumen, in dem alle Länder bereit sind, den Konflikt ihrer Eltern gegen den Frieden für ihre Nachkommen einzutauschen.“

Wir sind Shimon Peres zu tiefem Dank verpflichtet: Für seinen unerschütterlichen Optimismus und seinen tiefen Glauben an das Gute im Menschen, für sein großes und offenes Herz und seine tiefe Menschlichkeit, für seinen Mut und seine Weitsicht. Wir werden Shimon Peres niemals vergessen und ihm in unserer Arbeit hier in Deutschland und bei Ihnen in Israel stets ein ehrendes Andenken bewahren.

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Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.

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Berlin Deutschland