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kurzum

Russlanddeutsche im Generationenkonflikt?

arasında Natalie Klauser

Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die russlanddeutsche Community

Seit Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine und den Berichten über prorussische Autokorsos in deutschen Städten kommt vermehrt die Frage auf, wie russischsprachige Menschen in Deutschland zur aggressiven Politik Russlands stehen? Es ist die Rede von einem „Riss“, der durch russlanddeutsche Familien gehe. Während die ältere Generation eher Verständnis für Wladimir Putins Politik äußere, zeige sich bei Jüngeren häufiger eine kritische Einstellung. Was ist dran an diesem Generationenkonflikt?

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Berichte überregionaler Medien von russischsprachigen Großeltern, die Wladimir Putin verehren (Spiegel, 18.3.2022) oder von einem russlanddeutschen Vater, der gegenüber seinem Sohn den Angriff auf die Ukraine rechtfertigt (Zeit Online, 17.2.2022), vermitteln den Eindruck: In russischsprachigen Familien in Deutschland wird ein Generationenkonflikt ausgetragen. Tatsächlich ist es mangels aktueller Studien und aufgrund der Heterogenität der Bevölkerungsgruppe kaum möglich, allgemeingültige Aussagen über das gegenwärtige Meinungsbild unter (Spät-)Aussiedlerinnen und -Aussiedlern sowie anderen russischsprachigen Zugewanderten zu treffen. Ältere Studien und aktuelle Einschätzungen von Beobachtern und Experten bieten allerdings einige Anhaltspunkte.

Zuletzt ergab die im Jahr 2017 durchgeführte Immigrant German Election Study, dass damals knapp 60 Prozent der russischsprachigen Befragten die Krim-Annexion befürworteten und der russische Präsident durchschnittlich leicht positiv beurteilt wurde. Nach Ansicht von Kennerinnen und Kennern der russischen Sprachgemeinschaft habe sich dies vor dem Hintergrund der jüngsten Ereignisse geändert. Der Migrationsforscher Jannis Panagiotidis beobachtet, dass sich Kritik am russischen Präsidenten in der russischsprachigen Bevölkerung immer weiter ausbreite. Laut Johann Thießen, dem Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, würden viele der von seinem Verband vertretenen 30.000 Russlanddeutschen selbst aus der Ukraine stammen oder hätten Verbindungen dorthin. Auch dies trage dazu bei, dass die überwiegende Mehrheit von ihnen verständnislos und entsetzt auf den Angriffskrieg reagiere. Trotz dieser Hinweise auf einen generellen Stimmungswandel gibt es aber Anzeichen, dass grundsätzlich Meinungsverschiedenheiten zwischen den Generationen fortbestehen.

 

Russische Medien als Einfallstor für Manipulation

Stimmen aus Wissenschaft und Gesellschaft erachten den Konsum russischer Staatsmedien als ausschlaggebend für eine Befürwortung der Politik Russlands. Der Leiter des Museums für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold, Kornelius Ens, betrachtet die Anfälligkeit für russische Propaganda als „Frage des Alters“. Nicht selten komme es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen älteren und jüngeren Russlanddeutschen, die die russischen Staatsmedien seltener nutzen. Laut der Politologin und Osteuropa-Historikerin Susanne Spahn übe die Desinformation russischer Staatsmedien einen großen Einfluss auf die russischsprachige Bevölkerung in Deutschland aus. Daher sei die „Informationspolitik der russischen Führung [als] Teil einer hybriden Kriegsführung“ anzusehen. Die Studie Russischsprachige Deutsche der Boris Nemtsov Stiftung für die Freiheit von 2016 ergab, dass häufiger Konsum das Vertrauen in die russischen Medien erhöhe. „Russlandfreundliche“ Befragte – so die Studie weiter – gehörten überwiegend der Altersgruppe über 55 Jahren an und würden besonders häufig russisches Fernsehen nutzen, um sich über das Weltgeschehen zu informieren. Panagiotidis warnt jedoch vor einer Verallgemeinerung, da auch viele ältere Russischsprachige dem russischen Regime kritisch gegenüberstünden und durchaus einige junge Russlanddeutsche Sympathien für die russische politische Führung hegten. Dazu trägt auch die Verbreitung russischer Desinformation über Social-Media-Kanäle bei. Während das russische Online-Kontaktnetzwerk Odnoklassniki mit durchweg auf Kreml-Linie ausgerichteten politischen Chatgruppen insbesondere von älteren Russlanddeutschen genutzt wird, zielen Plattformen wie Instagram und TikTok vor allem auf ein jüngeres Publikum. Nach einer Kurzanalyse der Konrad-Adenauer-Stiftung werden auf TikTok von der russischen Regierung lancierte prorussische Kampagnen wie #istandwithPutin „millionenfach angesehen“. Die russische Regierung bezahle dort Schätzungen zufolge 186 Influencer für Propagandabeiträge. Nach einer Studie des Sachverständigenrats für Integration und Migration sei es aber keineswegs so, dass postsowjetische (Spät-)Aussiedler „massenhaft prorussische und europakritische Sichtweisen russischsprachiger Medienformate unkritisch übernehmen“, da sie mehrheitlich den deutschen Medien vertrauten und nur ein Viertel von ihnen empfänglich für prorussische Berichterstattung sei.

 

Bekämpfung von Desinformation

Was aber kann gegen den Einfluss russischer Propaganda in Deutschland – gerade bei älteren Russischsprachigen – getan werden? Unabhängige Informationsangebote in russischer Sprache als Alternative zu den staatlichen russischen Medien, auch in den sozialen Netzwerken, spielen eine wichtige Rolle. Welt, Bild und Tagesschau bieten bereits mehrsprachige Beiträge und Untertitelungen an. Schließlich tragen auch die Faktoren Demographie und Migration dazu bei, dass russische Propaganda immer weniger verfängt. Durch das Engagement von russischsprachigen Deutschen zur Unterstützung ukrainischer Kriegsflüchtlinge wird einerseits die Integration der Neuankömmlinge erleichtert. Andererseits können durch den Austausch auf persönlicher Ebene Erlebnisse aus dem Ukraine-Krieg in die russischsprachige Gemeinschaft in Deutschland einwirken. Die erschütternden Ereignisse in der Ukraine bewirken letztendlich, dass die Unterstützung für Putin in der russischsprachigen Bevölkerung nachlässt und sich der hierum kreisende Generationenkonflikt weiter abschwächt.

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Demografischer Wandel

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