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Der interreligiöse Dialog mit dem Iran

arasında Dr. Oliver Ernst

Eine wissenschaftliche und politische Herausforderung

Der persische Dichter Mohamad Shams od-Din Hafis stand in diesem Jahr nicht nur Pate für den dritten Hafis-Dialog der Konrad-Adenauer-Stiftung, sondern zugleich für einen spannenden interreligiösen Dialog zwischen iranischen und deutschen Theologen, Religionswissenschaftlern und Philosophen in der Goethestadt Weimar.

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Sein Name heißt übersetzt „Sonne der Religion“ und „Korankenner“ und seit seiner begeisterten und intensiven Rezeption durch den deutschen Dichterkönig Johann Wolfgang Goethe inspiriert er den geisteswissenschaftlichen Austausch zwischen den beiden Kulturnationen und verbindet die Menschen auch in unruhigen und politisch schwierigen Zeiten.

Der Iran ist eines von über 20 islamisch geprägten Ländern, in und mit denen die Konrad-Adenauer-Stiftung seit mehreren Jahrzehnten interreligiöse Dialoge durchführt. Bis zur Inhaftierung seines reformorientierten Leiters Ali Abtahi war das Institut für Interreligiösen Dialog (IID) in Teheran ein wichtiger Ansprechpartner auf iranischer Seite. Der Theologe Abtahi, der offen den heute unter Hausarrest stehenden Reformpräsidentschaftskandidaten Karroubi unterstützt hatte, war nach den Wahlprotesten gegen Chamenei und gegen das dem nationalpopulistischen Präsidenten Ahmadinedschad nahestehende politische Establishment verhaftet worden. In der ganzen islamischen Welt war der Schauprozess gegen den hohen religiösen Würdenträger Abtahi mit großer Sorge und Empörung beobachtet worden, da er sich im schiitischen Iran mutig und kontinuierlich für den interreligiösen Dialog auch mit den Sunniten eingesetzt hatte und über ein weltweites Kontaktnetz verfügte, das bis in die sunnitischen Dachverbände nach Deutschland reichte.

Die Behandlung Abtahis und die Verurteilung der Reformer Moussawi und Karroubi hat für viele Beobachter die Radikalisierung des Regimes deutlich gemacht und die Legitimitätskrise des religiösen und politischen Establishments im Iran und die Isolation Irans gegenüber seinen sunnitischen Nachbarn und dem Westen weiter verstärkt.

Interreligiöser Dialog mit dem Iran findet in schwierigem Umfeld statt

Der interreligiöse Dialog mit dem Iran findet daher in einem äußerst schwierigen politischen, theologischen und wissenschaftlichen Umfeld statt. Dazu kommt noch die Lage der religiösen Minderheiten, insbesondere der Baha'i, die auch von religiösen Autoritäten im Iran, wie dem 2009 verstorbenen Theologen und Menschenrechtler Hussein-Ali Montazeri, immer wieder bitter beklagt wurde und von anderen nicht weniger deutlich beklagt wird. In einem neuen Iran-Reader wird die Situation der Baha'i, der Christen und der Juden, ausführlich dargestellt und die Rolle des Schia im Verhältnis von Religion und Staat beschrieben.

Die sechs Panelisten und Referenten des Hafis-Dialogs waren sich vor dem Hintergrund der aktuellen Lage im Iran einig, dass der deutsch-iranische interreligiöse Dialog und der theologische und religionswissenschaftliche Austausch heute mit großen Herausforderungen verbunden ist und viel Ausdauer und Geduld verlangt.

Der österreichische Religionswissenschaftler und Religionsphilosoph Professor Figl erinnerte daran, dass es auch im Christentum einen sehr langen Weg gebraucht habe, bis die Religionsfreiheit allgemein akzeptiert worden sei. Vor genau fünfzig Jahren habe das zweite vatikanische Konzil hierzu den entscheidenden Schritt getan und erst seitdem setzten sich Bischöfe und Päpste für die religiösen Minderheiten ein.

Noch Papst Gregor XVI. habe Gewissens- und Religionsfreiheit in seiner Enzyklika „Mirari vos“ vom 15.8.1832 als „Wahnsinn“ bezeichnet und Papst Pius IX habe am 8. Dezember 1864 in seinem „Syllabus errorum“ die „Auffassung verurteilt, dass es jedem Menschen freistehe, eine Religion anzunehmen, die er in seiner Vernunft als wahre Religion anerkennt, dies ist als Häresie abzulehnen.“

Wie aktuell diese im Katholizismus überholte Auffassung heute noch im Iran ist, machte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe in seinem Grußwort deutlich. Als „Pate“ für den iranischen Pfarrer Nadarkhani hatte er sich erfolgreich für dessen Freilassung eingesetzt, nachdem Nadarkhani aufgrund seines Wechsels zum christlichen Glauben von der iranischen Justiz zum Tode verurteilt worden war:

„Der Iran bietet in Bezug auf die Religionsfreiheit leider Anlass zu großer Sorge. Immer wieder erfahren wir von Inhaftierungen, Folter, undurchschaubaren und ungerechten Gerichtsverfahren aufgrund der „falschen“ Religionszugehörigkeit oder dem Wunsch des Religionswechsels. Der Vorwurf der Apostasie, des Abfalls vom Islam, reicht aus, um Menschen zum Tode zu verurteilen. Dass Pastor Youcef Nadarkhani, ein 35jähriger zum Christentum konvertierter Iraner, nach drei Jahren Gefängnis im September freigelassen wurde, hat mich erleichtert und sehr gefreut. Der internationale Druck für seine Freilassung scheint Wirkung entfaltet zu haben, der Einsatz u.a. der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) hat sich gelohnt. Wenn meine über die IGFM übernommene „politische Patenschaft“ für Youcef Nadarkhani etwas zu seiner Freilassung beigetragen hat, stimmt mich das froh.“ Das Grußwort von Hermann Gröhe finden Sie hier und in der rechten Spalte im vollen Wortlaut.

Der Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Potsdam und Professor für Religionswissenschaft Johann Evangelist Hafner ging in der Paneldiskussion darauf ein, dass seiner Erfahrung nach nur wenige iranische Institutionen hinsichtlich der wissenschaftlichen Qualifizierung und der Offenheit der Gespräche für einen bilateralen Austausch geeignet seien. Von vier besuchten Instituten habe sich für die Universität Potsdam nur eines in der religiösen Hochburg Ghom für eine institutionelle Zusammenarbeit angeboten, da dort die gewünschte freie Diskussion möglich erschienen sei. Hart ging Hafner mit der verbreiteten Einschränkung der akademischen Freiheit an den iranischen Instituten ins Gericht, die ihn an die letzten Jahre der DDR erinnert habee. Dabei wurde er von dem Panelisten Professor Farsin Banki unterstützt, der nach acht Jahren Arbeit im Iran kürzlich sein Institut in Teheran verlassen hatte, um den bedrückenden Arbeitsbedingungen zu entgehen.

Junge Studierende im Iran sehr wissbegierig

Laut Hafner gibt es aber auch neben aller notwendigen Kritik Anlass für Hoffnung: Die jungen Studierenden erlebte er im Iran als sehr wissbegierig: „Sie saugen alles auf, was Ihnen geboten wird.“

Eine Erfahrung, die sich mit den Eindrücken deckte, die Anna Fischer von der Universität Paderborn in ihrem wissenschaftlichen Austausch mit Iran gemacht hatte und auf dem Podium schilderte. Die Universität Paderborn habe ebenfalls mit der Einrichtung in Ghom einen Dialog etabliert, berichtete Fischer. Im Bereich der Lehrenden habe sie aber ebenfalls sehr gemischte Erfahrungen mit der Offenheit und der wissenschaftlichen Qualifizierung gemacht. In den Mittelpunkt ihrer Ausführungen stellte sie das Werk des renommierten Reformtheologen Mohamed Mojtahed Shabestari, der aus Protest gegen die Unterdrückung seine traditionelle Gelehrtenkleidung abgelegt habe: „In dieser Islamischen Republik passt mir mein Turban nicht mehr“ habe er dazu kommentiert und im Jahre 2006 dann aufgrund des Konfliktes mit den Machthabern sein Lehramt verloren. Dennoch bleibe er im Land, um dort – nach eigenen Angaben - „seine Aufgabe zu erfüllen“.

In seinen reformtheologischen Studien, so dem Werk „Glaube und Freiheit“ aus dem Jahr 1997, stelle er den Freiheitsbegriff in den Mittelpunkt: „Mensch sein und frei sein ist eins, als Mensch zu leben heißt frei zu leben. … Glaube ist nichts was bleibt, wenn er nicht erneuert wird und wir uns nicht in Freiheit für den Glauben entscheiden, existiert der Glaube nicht. In meinem eigenen Glauben kommt meine Freiheit in Vollkommenheit zum Tragen“, zitierte Fischer aus dem Werk Shabestaris, das in Deutschland vor allem durch Katajun Amirpurs Buch „Unterwegs zu einem anderen Islam“ bekannt gemacht worden sei.

Auch Roman Seidel, Islamwissenschaftler am Orientalischen Seminar der Universität Zürich, hatte über das Werk Shabestaris geforscht und seine Magisterarbeit über „Hermeneutik, Glaube und Freiheit“ bei Shabestari geschrieben.

In seinem Vortrag ging er auf die Kant-Rezeption im Iran ein, die erstaunlicherweise erst nach der Islamischen Revolution begonnen habe. So sei erst 1983 das erste Werk Kants ins Persische übertragen worden, somit nach der Kulturrevolution, die eigentlich das westliche Denken aus den Universitäten verbannen sollte. Das Besondere sei dabei, dass Kant heute von einem breiten Spektrum von Intellektuellen gelesen und rezipiert werde. Die Parlamentspräsidenten Hadad-Adel und Larijani nannte Seidel als bekannte Beispiele für Kantkenner im religiös-konservativen Establishment. Dabei gehe es bei der iranischen Auseinandersetzung mit Kant keineswegs, wie man ja vermuten könnte, darum, seine Ideen zu widerlegen. Auch sei die Qualität der Kantübersetzungen nach Seidels Beobachtung durchaus gut. Wenngleich sich die Kantforschung einer islamischen Terminologie bediene, so sei diese jedoch nicht „ideologisch durchtränkt“, sondern „höchst differenziert“.

Denken im Iran nicht auf die Ideologie reduzieren

Das Denken sei laut Seidel im Iran nicht auf die Ideologie zu reduzieren, und in der Kant-Rezeption werde keineswegs ausschließlich aus ideologischer Perspektive argumentiert. Allerdings sei es durchaus widersprüchlich, dass Kant teilweise affirmativ rezipiert werde, aber die Rezipienten mit dem politischen Denken Kants nicht konform gingen.

Auch Farsin Banki, der als Lehrender und Forschender am Teheraner Institut für Geisteswissenschaften und kulturelle Studien langjährige Erfahrungen mit dem wissenschaftlichen Diskurs im Iran gesammelt hat, setzte sich in seinem Statement mit dem Verhältnis von Philosophie und Religion im Iran auseinander. Bezüglich des grundsätzlichen wissenschaftlichen Niveaus zog er eine eher ernüchternde Bilanz: Vor allem weil seine Kollegen den Kontakt zum Ausland verloren hätten und größtenteils noch nicht einmal mehr Englisch sprächen, sei das wissenschaftliche Niveau sehr schlecht. Und dies, obwohl die Iraner als Volk sehr wohl ein Interesse daran hätten, mit der Welt in Kontakt zu bleiben.

Grundsätzlich habe die Philosophie nach der Revolution jedoch einen bedeutsamen Ansehensschub bekommen und viele „Jaspers-Typen“ hätten nach einem naturwissenschaftlichen Studium noch Philosophie studiert. Sehr problematisch sah Banki die Situation der wissenschaftlichen Freiheit an. Nur im kleinen Seminarraum, nicht aber in der Öffentlichkeit, seien kritische Debatten heute möglich. In dieser Atmosphäre sei für ihn ein Arbeiten nicht mehr möglich gewesen.

Ein wichtiger Brückenbauer zwischen Deutschland und Iran der aufgeben hat? Vielleicht noch nicht ganz, denn eine Rückkehr in den Iran schließt Banki trotz der gemachten schlechten Erfahrungen nicht aus. Und auch die anderen Referenten betonten eher die Chancen des wissenschaftlichen Austausches, wenngleich auch Professor Figl betonte, dass in seiner 20jährigen Zusammenarbeit ein offener Dialog oft nicht möglich gewesen sei. Das Interesse gerade der jungen Menschen im Iran hieran ist für alle Beteiligten aber eine optimistisch stimmende Ermutigung, dass die vorhandenen Freiräume nicht nur weiter genutzt, sondern auch weiter ausgebaut werden. Am Beispiel der Kant-Literatur im Iran sieht Hafner hierfür eine positive Bestätigung: Die Schriften würden gelesen, die Auflagen seien sehr hoch.

Fatemeh Rahmati, die an der Goethe-Universität Frankfurt Systematische Theologie des Islam (Kalam) und Persisch unterrichtet, beschloss die von ihr moderierte Veranstaltung mit einem Zitat des Hafis-Herausgebers Johann Christoph Bürgel: „Die Religion des Hafis drückt sich in göttlicher Verehrung des geliebten Wesens aus: Sein Antlitz ist ein Koran voll göttlicher Wunderzeichen. Seine Augenbrauen die Gebetsnische vor der Hafis betet. Sein Domizil die Kaaba, zu der allein Hafis pilgert. Die aus Gottes- und Menschenliebe geborene, in innerer Freiheit gelebte unschuldige Daseinsfreude ist das Schlüsselwort Hafis'scher Dichtkunst.“

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