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Báo cáo quốc gia

Syrischer Massenexodus nach Jordanien

của Dr. Otmar Oehring, Simone Hüser, Sarah van der Walle

Auswirkungen und Folgen

Seit dem Beginn der Aufstände in Syrien im März 2011 haben insgesamt mehr als 1,7 Millionen Syrer das Land auf der Flucht vor den Folgen des Bürgerkrieges verlassen. Nach Angaben des UNHCR sind davon 498.529 nach Jordanien gekommen, wobei die Regierung die Zahl der Flüchtlinge noch viel höher schätzt. Damit hat das Haschemitische Königreich fast ein Drittel der Vertriebenen aufgenommen und nach dem Libanon mehr Menschen, als jedes andere Land in der Region.

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Bei einer Einwohnerzahl von ca 6,5 Millionen stellt der stetig zunehmende Flüchtlingsstrom das Land vor massive politische, wirtschaftliche, soziale und sicherheitsbedingte Herausforderungen.

Vor allem zu Beginn des Konflikts sind zahlreiche Syrer nach Jordanien geflüchtet, um hier vorübergehend bei Verwandten zu leben. Viele von ihnen haben sich selber nicht als Flüchtlinge gesehen, waren sie doch seit jeher auf beiden Seiten der Grenze zu Hause. Mit der Ausweitung des Konflikts und der Intensivierung der bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der Freien Syrischen Armee (FSA) und den regierungstreuen Kräften, kamen - und kommen nach wie vor - immer mehr Syrer ohne familiären Rückhalt ins Land. Die neuen Ankömmlinge haben selten mehr, als das was sie am Leib tragen bei sich und das wenige Ersparte ist schnell aufgezehrt. Daher ist eine immer größer werdende Anzahl von Syrern drin-gend auf Hilfe von Seiten Dritter angewiesen.

Die jordanische Regierung und internationale Organisationen reagierten erst im Juli 2012, als täglich durchschnittlich 1.000 Flüchtlinge die Grenze passierten, mit der Einrichtung des Flüchtlingscamps Zaatari. Zuvor hatten allein lokale Nichtregierungsorganisationen damit begonnen, Unterkünfte zu organisieren und finanzielle Unterstützung zu geben. Nachdem die Syrische Armee seit Mitte April heftige Bombardements der nahe der Grenze liegenden Dörfer und Städte durchführt, ist die Anzahl der Flüchtlinge, die täglich die Grenze passieren, zeitenweise auf mehr als 3.000 angestiegen. Um den dringenden Bedarf an mehr Platz, Kontrolle und Sicherheit zu erfüllen und den stetig zunehmenden Strom an Flüchtlingen auch in Zukunft bewältigen zu können, wurden im April zwei weitere Lager eröffnet: Zarqa und Mirajeb Al-Fohoud. Zusätzlich sind die beiden im April 2012 eröffneten Durchgangslager King Abdullah Park und Cyber City in Ramtha direkt an der Grenze zu Syrien nach wie vor in Betrieb.

Obwohl das Flüchtlingslager Zaatari nach der Zahl seiner Einwohner inzwischen die fünftgrößte Stadt in Jordanien ist, leben insgesamt nur knapp 200.000 Syrer in den an der Grenze errichteten Flüchtlingscamps. Während diese den Großteil der internationalen Hilfsgelder bekommen und die meiste Aufmerksamkeit von den Medien erhalten, leben die meisten Flüchtlinge außerhalb dieser Lager. Hier leben sie häufig versteckt vor fremden Blicken über große Gebiete verteilt in den Städten, wo sie nur sehr schwer zu erreichen sind und chronisch zu wenig betreut werden. Die Gemeinden und Städte sind mit der Flüchtlingssituation völlig überfordert und auch die jordanische Regierung kann alleine nicht genügend Mittel aufbringen, um die Lage der Flüchtlinge vor Ort zu verbessern. Die vielen Vertriebenen stellen eine große Herausforderung für die Wirtschaft, die Infrastruktur, das Gesundheits- und das Bildungssystem des Landes dar. Weil sich die Syrer zwar im gesamten Land verteilen aber ein Großteil sich in Amman und den beiden wirtschaftlich wenig entwickelten Grenzprovinzen, Irbid und al-Mafraq, aufhält, sind die Auswirkungen der Flüchtlingskrise dort besonders deutlich.

Politische und wirtschaftliche Auswirkungen auf Jordanien

Bereits seit Jahrzehnten leidet Jordanien unter Arbeitslosigkeit, stetig steigenden Preisen, Inflation und einer hohen Staatsverschuldung, die derzeit bei 18 Milliarden Euro liegt und somit 75 Prozent des BIP ausmacht. Volksarmut, von der inzwischen nach offiziellen Angaben 13,Prozent der Bevölkerung betroffen sind, ist ein weiteres Problem des Landes. Diese Probleme werden durch die zahlreichen syrischen Flüchtlingen weiter verstärkt.

Der jordanische Staat gab zwischen März 2011 und November 2012 insgesamt rund 180 Millionen Euro für die Versorgung der Flüchtlinge aus, die sich auf den Schulsektor (13 Mio. Euro), den Gesundheitssektor (26 Mio. Euro), den Energiebereich (55 Mio. Euro), den Sicherheitsbereich (55 Mio. Euro), die Infrastruktur (27 Mio. Euro) und die Wasserversorgung (2,5 Mio. Euro) aufteilen. Im Durchschnitt gab Jordanien damit 2.700 Euro pro Flüchtling aus. Dies entspricht 8 Prozent des BIP beziehungsweise 7 Prozent der gesamten Regierungsausgaben im vergangenen Jahr.

Auch die Auswirkungen des Zustroms syrischer Flüchtlinge auf den Arbeitsmarkt sind gewaltig. Offiziellen Angaben zufolge beträgt die Arbeitslosenquote in Jordanien derzeit 14 Prozent, wobei 70 Prozent der Arbeitssuchenden unter 30 Jahre alt sind. Obwohl syrische Flüchtlinge nicht legal in Jordanien arbeiten können, sind laut jordanischem Arbeitsministerium gegenwärtig rund 160.000 syrische Flüchtlinge illegal im Land beschäftigt. Weil sie weniger als den Mindestlohn von 190 JD (203 Euro) akzeptieren und zudem bereit sind länger zu arbeiten, stellen sie eine enorme Belastung für den jordanischen Arbeitsmarkt dar und gefährden Arbeitsmarktreformen der Regierung.

Im Norden des Landes und besonders in der näheren Umgebung des Flüchtlingslagers Zaatari leiden lokale Händler unter den vielen syrischen Flüchtlingen, die immer mehr Gebrauchsgegenstände aus den Camps herausschmuggeln und außerhalb zu günstigen Preisen verkaufen. So müssen lokale Geschäftsleute ihre Läden schließen, weil Syrer eigene Unternehmen aufmachen, in denen sie die Lebensmittel, die sie als Nahrungsmittelspende von internationalen Hilfsorganisationen bekommen haben, zu sehr günstigen Preisen verkaufen. Trotzdem kosten andererseits viele Gegenstände des alltäglichen Lebens immer mehr, weil syrische Güter praktisch nicht mehr importiert werden können. Zudem lebten vor dem Bürgerkrieg viele Einheimische vom Handel mit Syrien, der nun fast vollständig zum erliegen gekommen ist. Diese beiden Faktoren führen dazu, dass viele Händler und Ladenbesitzer ihre Existenzgrundlage verloren haben.

Weil die Ladenbesitzer zunehmend Angst haben, dass die Syrer ihre Schulden nicht zurückbezahlen können und um die sinkende Kaufkraft aller Bewohner der Region auszugleichen, steigen die Preise für die Dinge des alltäglichen Bedarfs ins bodenlose. Hinzu kommt, dass die Lebenshaltungskosten im allgemeinen immer weiter steigen, während die Löhne gleich bleiben oder wegen der billigen syrischen Arbeitskräfte sogar sinken. So haben sich die Mietpreise in den nördlichen Städten Irbid und Ramtha verdoppelt, aber auch in Amman steigen die Mieten. Die Energieversorgung wird immer problematischer und die Stromkosten stei-gen. All diese Faktoren führen nicht nur zu wirtschaftlichen Problemen, sondern zunehmend auch zu Spannungen zwischen Einheimischen und Syrern.

Soziale Folgen des Flüchtlingsstroms

Weil sie keine Möglichkeit der legalen Arbeitsaufnahme haben sind viele Syrer völlig von fremder Hilfe abhängig. Da sie zudem ihr Land mit kaum mehr als dem was sie tragen konnten und geringen Ersparnissen verlassen haben, verfügen die meisten Flüchtlingsfamilien nicht mehr über genügend Geld um Nahrungsmittel, Wasser, Benzin, Kleidung und andere lebensnotwendige Güter zu kaufen. Selbst diejenigen Familien, die mit etwas mehr finanziellen Ressourcen kamen, haben meistens inzwischen nicht mehr genügend Geld und der Verkauf von Wertgegenständen und Schmuck kann auch nur kurz Abhilfe schaffen. Viele lassen daher bei ihren Mietern oder den Ladenbesitzern anschreiben und sind hoch verschuldet. Schätzungen gehen davon aus, dass 72 Prozent der Flüchtlinge im März 2013 verschuldet waren, fast doppelt so viele wie im Oktober des vergangenen Jahres. Um die Zwangsräumung der Wohnung zu verhindern, arbeiten sie zum Teil auch für ihre Vermieter. Nicht selten werden auch die Kinder schon sehr früh zur Arbeit gezwungen, um die finanzielle Not der Familie zu lindern.

Die gewaltige Zahl der Flüchtlinge - gemessen an der Gesamtbevölkerung Jordaniens machen die syrischen Flüchtlinge fast 9 Prozent aus -, hat große Auswirkungen auf das Gesundheits- und Schulsystem des Landes. Vor allem im Norden von Jordanien sind die Schulen überfüllt und die Krankenhäuser haben nicht ausreichend Platz und Personal, um noch mehr Kranke zu versorgen. Viele Flüchtlinge leiden an ansteckenden Krankheiten wie Tuberkulose, Polio, Hepatitis oder Wurmerkrankungen und müssen dringend behandelt werden, um eine Ausbreitung zu dieser Krankheiten zu verhindern. Aber auch alltägliche Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck müssen versorgt werden, ganz zu schweigen von schwerwiegenderen Krankheiten. Die Krankenhäuser, die kostenlos Hilfe anbieten, sind hoffnungslos überlastet. Im Zusammenhang mit den steigenden Temperaturen und dem befürchteten Wassermangel in den Sommermonaten, wird mit einer Zunahme an Durchfallerkrankungen und Hitzeschäden gerechnet und damit ein gesteigerter Bedarf an medizinischer Grundversorgung erforderlich sein. Um das Funktionieren des öffentlichen Gesundheitssystems sicher zu stellen, hat das jordanische Gesundheitsministerium bis jetzt bereits 270 Millionen Euro mehr ausgegeben, als veranschlagt waren.

Kinderarbeit ist ein Grund, warum für viele Flüchtlingskinder, die durch die Kämpfe in ihrem Heimatland schon bis zu zwei Schuljahre verpasst haben, die Ausbildung weiter unterbrochen ist. Ein anderer Grund ist die mangelnde Kapazität in den örtlichen Schulen. Dies betrifft vor allem außerhalb der Camps lebende Flüchtlingskinder. Zwar wurden zahlreiche Klassen neu für die syrischen Kinder eröffnet, aber die Schulen haben häufig nicht genügend Platz oder Lehrer um mehr Schüler aufzunehmen, obwohl in einigen Einrichtungen bereits in zwei Schichten unterrichtet wird. In manchen Fällen leben die Flüchtlinge auch zu weit weg von der nächsten Schule und haben kein Geld, um den Transport zu bezahlen. Auch für Schulmaterialien reicht das Geld nur in den wenigsten Fällen. Immerhin gibt es in Jordanien wenigstens keine Sprachbarriere, die das Lernen zusätzlich erschwert, wie etwa in der Türkei oder der Autonomen Region Kurdistan.

Eine zusätzliche Belastung für das Haschemitische Königreich durch die Flüchtlinge entsteht durch den enormen Wasserverbrauch und die damit einhergehende Wasserverschmutzung. Vor allem mit dem heißen, trockenen Sommer der erwartet wird, stellt die ausreichende Wasserversorgung der Flüchtlinge, aber auch der gesamten Bevölkerung, eine große Herausforderung dar. Allein nach Zaatari werden jeden Tag drei Millionen Liter Trinkwasser geliefert und die Behörden befürchten bereits jetzt Verteilungskämpfe um das Wasser.

Diese Probleme führen dazu, dass inzwischen die Mehrheit der Jordanier gegen eine Aufnahme von weiteren Flüchtlingen ist und für eine Schließung der Grenzen plädiert. Als Höhepunkt der immer weiter steigenden Spannungen zwischen lokalen Anwohnern und der Flüchtlingsgemeinde gilt ein Vorfall Ende April, als sich Einheimische vor das Tor des Zaatari-Camps stellten, den Haupt-eingang verschlossen und dabei „Geht zurück nach Syrien“ skandierten. Zudem errichteten Mitte April mehrere Ortsansässige so genannte „Jordan Refugee Camps“ in den Städten Mafraq und Ramtha. Sie behaupteten, dass sie aus ihren Häusern vertrieben worden wären, um diese syrischen Flüchtlingen zu überlassen.

Auch in den Camps kommt es in der letzten Zeit zunehmend zu Gewalt. So haben mutwillige Sachbeschädigungen und Übergriffe auf das Sicherheitspersonal in Zaatari zugenommen. Zuletzt kam es bei einer Demonstration zu Gewaltausbrüchen, bei de-nen zehn Sicherheitsleute und 20 Syrer verletzt wurden. Immer häufiger werden aber auch Syrer in den Camps Opfer von Vandalismus und Kriminalität. Daher überlegt sich die für das Camp zuständige Polizei zurzeit ein neues System zur Sicherung des Lagers. Besonders Frauen leiden unter der mangelhaften Sicherheitslage und werden (sexuell) belästigt oder Opfer von häuslicher Gewalt. Aber auch Prostitution und Zwangsehen florieren in den Camps und darüber hinaus.

Indem sie selber in den Camps für Unruhe sorgen und mit Jordaniern aneinander geraten, stellen die syrischen Flüchtlinge eine ernsthafte Gefahr für die innere Sicherheit des Landes dar. Aber auch auf Grund ihrer Verbindung zum Heimatland, kann sich ihre Anwesenheit als problematisch für Jordanien herausstellen. Denn die unterschiedlichen Gruppierungen des Syrien-Konfliktes finden sich auch unter den zum Teil stark politisierten Flüchtlingen wieder, die hoch polarisierte und radikale Ansichten vertreten.

Fazit

Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Antonio Guterres, geht davon aus, dass sich die bisherige Zahl der syrischen Flüchtlinge bis zum Ende des Jahres verdreifachen könnte, wenn keine zeitnahe Lösung für den Konflikt in Syrien gefunden werden sollte. Für Jordanien wird in diesem Fall mit insgesamt bis zu 1,2 Millionen Flüchtlingen gerechnet – das wäre ein Fünftel der Gesamtbevölkerung. Bereits jetzt stößt Jordanien an sein Limit und hat Probleme die Auswirkungen der vielen Flüchtlinge auf das eigene Land abzufedern. Hinzu kommt die Angst vieler Flüchtlinge, dass ihnen durch einen Sieg Assads die Rückkehr für immer versperrt sein könnte, was die langfristige Belastung für Jordanien erhöhen würde.

Weil die Anwesenheit von immer mehr Flüchtlingen einen immer größeren Druck auf die jordanische Wirtschaft, Gesellschaft und schließlich die Regierung ausübt und zudem zunehmend die bislang neutrale Position Jordaniens im Syrienkonflikt in Gefahr bringt, bemüht sich die Regierung intensiv um eine zeitnahe politische Lösung des Konflikts. Aus diesem Grund trafen sich am 22. Mai 2013 die „Friends of Syria“, eine internationale Kontaktgruppe, die die Eröffnung eines politischen Dialogs zwischen dem Assad Regime und der Opposition unterstützt in Amman. Zwar brachte das Treffen kaum Ergebnisse, doch galt es, wie auch das Treffen der selben Gruppe am 22. Juni in Katar, als Vorbereitung auf die Genf-2-Konferenz, auf der sich die syrischen Konfliktparteien auf einen Plan zur Beendigung des Bürgerkrieges einigen sollen. Bis jetzt haben alle Verhandlungen und Konferenzen nicht zu einer politischen Lösung des Konflikts geführt. Daher muss sich Jordanien auch in der näheren Zukunft weiter um die vielen Flüchtlinge kümmern. Bereits jetzt kommt es trotz der wachsenden internationalen Hilfe zunehmend zu Problemen bei der Versorgung der Vertriebenen. Daher warnen Experten vor einer humanitären Katastrophe, falls die Unterstützung durch andere Länder und Organisationen nicht aufgestockt wird.

Selbst wenn der Bürgerkrieg sofort beendet werden könnte, werden Jahre vergehen bis alle Flüchtlinge das Land wieder verlassen habe. Daher ist in jedem Fall im Zusammenhang mit dem nicht versiegenden Zustrom syrischer Flüchtlinge mit schwerwiegenden langfristigen Folgen für das Land zu rechnen.

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