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Stefan Boness/IPON/Süddeutsche Zeitung Photo

Zeitgeschichte AKTUELL

Der 8. Mai 1945

von Prof. Dr. Claudia Weber

80 Jahre nach dem Kriegsende: Ein Aufbruch in Geschichte und Erinnerung

Vor dem Hintergrund einer Gegenwart von Kriegen, politischen und wirtschaftlichen Erschütterungen erscheint das Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs wichtiger denn je. Gleichwohl konnte die Erinnerung an die Schrecken dieser Zeit Europa nicht vor einem neuen Krieg bewahren. In der 19. Ausgabe Zeitgeschichte Aktuell befasst sich Claudia Weber mit der Frage, wie sich Erinnerung verändert und vor welchen Herausforderungen das Gedenken an den Zweiten Weltkrieg steht.

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Hier können Sie das Zeitgeschichte Aktuell zum 8. Mai 1945 als PDF herunterladen.

 

Auf einen Blick

  • Die Erinnerung an die Schrecken des Krieges hat Europa nicht vor einem neuen Krieg bewahrt. Das zähmende Weltkriegserbe ist aufgebraucht und von der „Friedensdividende“ der 1990er Jahre spricht niemand mehr. Der Krieg in Europa beeinflusst die Weltkriegsgeschichte und Weltkriegsgeschichtsschreibung.
  • Die letzten Zeitzeuginnen und Zeitzeugen des Weltkriegs werden bald nicht mehr am Leben sein. Damit verändert sich die Authentizität der Erinnerung und ihre Wirkungsmacht. Die Herausforderung besteht in der Gestaltung dieses Übergangs, ohne dass die „lebendige Erinnerung“ verlorengeht.
  • Erinnerung braucht Gegenwartsrelevanz, zuerst im Hinblick auf ihre Inhalte und dann im Hinblick auf ihre Medien und Träger. Vor dem Hintergrund einer Gegenwart von Kriegen, politischen und wirtschaftlichen Erschütterungen erscheint die historische Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkriegs und an den Nachkrieg wichtiger denn je.
  • Der 80. Jahrestag des Weltkriegsendes findet in einer ethnisch und kulturell heterogenen Gesellschaft statt, deren Bevölkerungsgruppen auf ganz verschiedene Herkünfte schauen und von dort ihr historisches Selbstverständnis ableiten. Die Herausforderung besteht darin, eine moderne Erinnerungskultur zu gestalten, die – wenn sie ihre identitäts- und gemeinschaftsstiftende Aufgabe erhalten will – so beschaffen ist, dass sie dieser Wirklichkeit Rechnung trägt.
  • Drei geschichtswissenschaftliche Themenfelder verdienen nach der Konjunktur der Kriegs- und Nachkriegsforschung in den 1990er Jahren und vor dem Hintergrund einer veränderten Gegenwart eine Revision. Dazu zählt die Untersuchung der Wechselbeziehungen zwischen der Zeit des Vorkriegs, dem Kriegsverlauf mitsamt seinen zahlreichen Nachkriegsplanungen und der realpolitischen Gestaltung des Kriegsendes.
  • Zudem kann vor dem Hintergrund gegenwärtiger Diskussionen die Diktaturanfälligkeit von Demokratien neu betrachtet werden. So können wir aus der Nachkriegsgeschichte in mindestens zweierlei Hinsicht etwas über unsere Zeit erfahren: über politische Strategien totalitärer Machtergreifungen, die sich durchaus am Werkzeugkasten demokratischer Verfahren und Institutionen bedienen können – und damit über die Anfälligkeit dieser Verfahren und Institutionen für totalitäre und diktatorische Absichten, die unsere Gegenwart wieder entscheidend beeinflussen.
  • Als drittes Themenfeld sollten Fragen, die Gewalt nach dem Krieg betreffen, neu gedacht werden. So bedeutet ein formales Kriegsende noch nicht das Ende kriegerischer Gewalt. Vielmehr können Nachkriegsentwürfe neue Gewalt evozieren.

 

 

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Essay
dpa - Fotoreport
4. Mai 2023
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Über diese Reihe

Nicht selten bedürfen aktuelle Debatten zeitgeschichtlicher Fundierung. Das Wissen um die Ursprünge und Hintergründe von Konflikten ermöglicht auch ein besseres Abwägen und Entscheiden. Vor diesem Hintergrund besteht gerade in der Politik ein großer Bedarf an Orientierung. Dabei möchte die Abteilung Zeitgeschichte unterstützen. Mit der Publikationsreihe „Zeitgeschichte AKTUELL“ werden aktuelle Diskurse identifiziert und die historischen Hintergründe und Zusammenhänge erläutert.

Prof. Dr. Matthias Oppermann

Dr. Matthias Oppermann

Stv. Leiter Wissenschaftliche Dienste / Archiv für Christlich-Demokratische Politik, Leiter Zeitgeschichte

matthias.oppermann@kas.de +49 30 26996-3812