In der Auseinandersetzung mit den Erkenntnissen und Theorien der Zwischenkriegszeit können wir Vieles lernen, das uns einen realistischen Blick auf die Gegenwart ermöglicht, sagt der Politikwissenschaftler Jens Hacke. Vorstellungen der Notwendigkeit einer „wehrhaften Demokratie“, Antitotalitarismus und der Gedanke des sozialen Rechtsstaats wurzeln in dieser Zeit. Nach 1945 hatten die Deutschen offenbar die richtigen Lehren aus dem Scheitern der Weimarer Republik gezogen, aber eine weitere Erkenntnis aus dieser Zeit lautet, dass die liberale Demokratie ein anspruchsvolles und voraussetzungsreiches Projekt ist, das keine Existenzgarantie kennt.
Jens Hacke
16. April 2025
KAS-Peter Bouserath
Das Adenauer-Bild der DDR
Diffamierungen und vergangenheitspolitische Kampagnen
Als personifiziertes Feindbild der DDR war Konrad Adenauer zahlreichen Anfeindungen und Unterstellungen ausgesetzt, die die SED gezielt über ihre Propagandainstrumente in der DDR und in der Bundesrepublik lancierte. Die verschiedenen Facetten der Anschuldigungen wirken bis heute nach. Sie entwickelten sich im Laufe der Zeit in Relation zum jeweils aktuellen Selbstbild der SED.
Prof. Dr. Hermann Wentker
2. April 2025
Essay
J_P_D / flickr / CC BY-ND 2.0 / creativecommons.org/licenses/by-nd/2.0/
„Islamophobie“, „antimuslimischer Rassismus“ und „rassistisch-kolonialer Westen“?
Eine Analyse der Allianz von Postkolonialismus und Islamismus – und deren Angriff auf die Freiheit
Im Kampf für eine vermeintliche gerechte Welt hat sich eine Allianz von Postkolonialismus und Islamismus gebildet: Sie relativiert Terror, Gewalt und Unterdrückung; sie leugnet historische Fakten und ignoriert signifikante Erfolge beim Kampf um Anerkennung Diskriminierter; sie greift mit konstruierten Vorwürfen wie „Islamophobie“ und „antimuslimischem“ Rassismus die Meinungs-, Presse- und Wissenschaftsfreiheit an. Das erschwert den Abbau von realem Rassismus und tatsächlicher Diskriminierung.
Prof. Dr. Susanne Schröter
24. März 2025
Essay
United Archives / TopFoto / Süddeutsche Zeitung Photo
West of Suez: Die transatlantische Krise von 1956
Die gegenwärtige Bedeutung historischer Störungen zwischen Europa und den USA
Die Suezkrise führte 1956 zu einem tiefen Bruch zwischen den Vereinigten Staaten auf der einen und Frankreich und Großbritannien auf der anderen Seite, brachte jedoch weder das Ende des Atlantizismus noch der Nato. Langfristig festigte sie die amerikanische Hegemonie in Westeuropa und die Bereitschaft der Europäer, sie zu akzeptieren. Wie damals muss sich Europa heute bewusst machen, dass es sowohl den amerikanischen Beistand als auch eigene Militäranstrengungen braucht.
Prof. Dr. Matthias Oppermann
19. März 2025
Essay
Public Domain / Metropolitan Museum of Art
Die Psychologie des postkolonialen und woken Weltbilds
Ein Irrweg in Schuld, Depression und Spaltung
Identitätspolitik, Social-Justice, Wokeness und Postkolonialismus sind zu bekannten Schlagworten rund um eine Bewegung und Weltanschauung geworden, die in westlichen Gesellschaften Fuß gefasst hat. Durch ihre Radikalität und ein Übermaß an Zwanghaftigkeit, narzisstischem Opferdenken und Schwarz-Weiß-Mentalität löste die „woke“ Bewegung zunehmend Widerstände aus und brachte Gegenkräfte hervor.
Esther Bockwyt
17. März 2025
Essay
Alisdare Hickson / fickr / CC BY-NC-SA 2.0 / creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0/
From Rebellion to Hamas: Zur Symbiose von „wokem“ Linksextremismus und Islamismus
Antisemitismus, Antiimperialismus und (Anti-)Rassismus bei der postkolonialen Linken
Der Wokismus zeigt Einflüsse extremistischer Ideologien, was der Schulterschluss Postkolonialer mit Islamisten zu bestätigen scheint. Woken Linksextremismus und Islamismus verbinden gemeinsame Freund-Feindbilder und eine vollständige Täter-Opfer-Umkehr. Diese „ganz neue Linke“ hat sich von den Ideen der universalen rechtlichen Gleichheit, der Menschenwürde sowie der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit verabschiedet – Kritiker beschrieben das als einen Prozess der ‚Selbstfaschisierung‘. Warum man das so sehen kann, erläutert Extremismusforscher Rudolf van Hüllen.
Dr. Rudolf van Hüllen
11. März 2025
Essay
Son of Groucho / flickr / CC BY 2.0 / creativecommons.org/licenses/by/2.0/
Die Eindimensionalität der Kolonialismusdebatte und ihre Auswirkungen auf die deutsche Afrikapolitik
Ein Plädoyer für Unterstützung bei aktuellen Herausforderungen statt selbstbezogener, postkolonialer Vergangenheitsbewältigung
Die Aufarbeitung deutscher Kolonialverbrechen und die Aussöhnung sind vollkommen berechtigte Anliegen. Doch die deutsche Afrikapolitik unter der Ampelregierung hat gezeigt, welche negativen Auswirkungen eine postkolonial fehlgeleitete Vergangenheitsbewältigung auch für die betroffenen Länder hat. Zudem sollte Deutschland auf die Kritik neokolonialer Akteure wie Russland oder China offensiv reagieren.
Dr. Stefan Friedrich
3. März 2025
Essay
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Frei und konservativ
Die politische Mitte in der deutschen Geschichte
Wo ist der Platz der politischen Mitte im Parteienspektrum der Bundesrepublik Deutschland? Liegt er dort, wo heute SPD und Grüne die von ihnen definierte „demokratische Mitte“ verorten? Historisch gesehen ist das fragwürdig, denn „Mittelparteien“ waren in Deutschland, und nicht nur dort, meistens gemäßigt konservativ und liberal und integrierten nach rechts. Angesichts der Wahlerfolge der AfD ist es der Union heute kaum noch möglich, diese Aufgabe zu erfüllen. Gerade deshalb muss sie aber an dem Anspruch festhalten, die Mitte zu sein, um von dort aus ihre Anziehungskraft zu vergrößern.
Prof. Dr. Matthias Oppermann
26. Februar 2025
Essay
Catherina Hess/Süddeutsche Zeitung Photo
Der Widerstand der „Weißen Rose“ in der deutschen Erinnerungskultur
Zwischen Instrumentalisierung, Heroisierung und Kritik
Die gegen das NS-Regime gerichteten Flugblattaktionen der Münchner Studentengruppe um Hans und Sophie Scholl gehören zu den bekanntesten Widerstandshandlungen im „Dritten Reich“. Michael Kißener schildert, dass sich schon bald nach der Ermordung der Mitglieder der „Weißen Rose“ Deutungen ihrer Motive herauskristallisierten und Versuche stattfanden, die Handlungen der Gruppe für politische Zwecke zu nutzen. Die unterschiedlichen Interpretationen sowie auch die Kritik an der Gruppe sagen viel über die politischen Umbrüche seit 1945 aus sowie über den Wandel von Wertvorstellungen und Gesellschaftsbildern.
Prof. Michael Kißener
17. Februar 2025
picture-alliance/ dpa
„Es ist mir stets um das Verhältnis zum Krieg gegangen“
Ewald Heinrich von Kleist (1922–2013) war Teilnehmer am 20. Juli 1944 und gründete später die Münchner Sicherheitskonferenz
Seine eigene Person stellte er stets in den Hintergrund, tatsächlich aber war Ewald Heinrich von Kleist eine Persönlichkeit der Zeitgeschichte und sein Wirken hat Spuren hinterlassen. Als überlebender Angehöriger des militärischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus gründete er 1952 die Gesellschaft für Wehrkunde, um Adenauers Politik der Westbindung zu unterstützen. Zu Beginn der 1960er Jahre initiierte er die Münchner Sicherheitskonferenz, die er von 1963 bis 1998 leitete.
Die hier publizierten Essays befassen sich in knapper Form mit politischen und historischen Themen und stellen wissenschaftliche und publizistische Standpunkte zur Debatte.