Das Schwarzmeer-Sicherheitsforum ist eine jährliche Veranstaltung, die an der Schwarzmeerküste in Odesa stattfindet und von Oleksiy Honcharenko, einem Mitglied der Europäischen Solidaritätspartei, organisiert wird. Das zentrale Thema der diesjährigen Diskussion war Zbigniew Brzezinskis „Großes Schachbrett“ als Metapher für die geopolitische Bedeutung des Schwarzen Meeres. Die Redner des Forums betonten, dass die Ukraine in dieser Konfrontation nicht länger eine Schachfigur ist, sondern die Rolle einer geopolitischen „Königin“ spielt - ihre Kontrolle über den Süden und das Meer bestimmt das Kräftegleichgewicht in der Region.
Drei Tage lang erörterten politische Experten verschiedene Bereiche der Sicherheit in der Schwarzmeerregion. Die Podiumsteilnehmer betonten, dass es der Ukraine gelungen sei, die russische Hegemonie im Schwarzen Meer zu zerstören, ohne über große Seestreitkräfte zu verfügen, aber mit modernster Waffentechnologie. Die Redner des Forums erkannten Russland als die größte Bedrohung für die Stabilität in der Schwarzmeerregion an. Sie würdigten auch die Bemühungen anderer Schwarzmeerakteure wie der Türkei, Rumäniens und Bulgariens, die Region zu stabilisieren und die freie Schifffahrt im Schwarzen Meer zu gewährleisten.
Die Rolle der anderen Partner der Ukraine im Schwarzen Meer, wie die EU, die NATO und die USA, wurde ebenfalls diskutiert. Die Konferenzteilnehmer betonten die Bedeutung von Allianzen und der Abschreckung hybrider und anderer Bedrohungen, die von Ländern wie Russland, Iran und ihren Partnern ausgehen. Caroline Kanter, stellvertretende Leiterin der Abteilung für europäische und internationale Zusammenarbeit der EZV, brachte die Bereitschaft der neuen deutschen Regierung zum Ausdruck, Verantwortung für die europäische Sicherheit in der Schwarzmeerregion zu übernehmen. Thomas Birringer, Direktor der EZV in der Ukraine, hob die Symbolik des Veranstaltungsortes Odesa als Hafenstadt hervor, in der ein ständiger kultureller Austausch stattfindet.
Roman Kostenko, ukrainischer Abgeordneter und Offizier der Special Operations Forces, betonte während des Forums, dass die Ukraine, solange sie den Süden und das Schwarze Meer kontrolliert, die Chance hat, alle besetzten Gebiete zurückzugewinnen. Der ehemalige US-Außerminister (2018-2021) Mike Pompeo brachte seine Unterstützung für das ukrainische Volk zum Ausdruck und verurteilte jegliche Absicht, die territoriale Zugehörigkeit der Krim zur Russischen Föderation anzuerkennen.
Das wichtigste Ergebnis der Veranstaltung war die Bestätigung der internationalen Gemeinschaft, dass die Ukraine unterstützt und der Druck auf Russland als Aggressor in der Region erhöht werden muss. Die Experten betonten auch die Bedeutung einer vertieften Zusammenarbeit in der Region mit der Stärkung der Seemacht der NATO-Mitglieder Bulgarien und Rumänien, der weiteren Unterstützung des euro-atlantischen Vektors der Ukraine, Georgiens und Moldawiens und der Berücksichtigung der Interessen der Türkei.
KAS-Workshop: Sicherheitsexperten diskutieren Zukunftsszenarien für die Sicherheit im Schwarzen Meer
Im Rahmen des Schwarzmeer-Sicherheitsforums 2025 organisierte die Konrad-Adenauer-Stiftung ein Seminar zum Thema „Sicherheit in der Schwarzmeerregion - Zwischen Waffenstillstand und zukünftiger Sicherheitsarchitektur“. Zu den eingeladenen Experten gehörten Prof. Hanna Shelest (Ukrainian Prism), Amanda Paul (European Policy Centre), Wilfried Jilge (Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik), Prof. Andras Rath (DGAP), Prof. Susan Stewart (Stiftung Wissenschaft und Politik) und Mykhailo Samus (New Strategy Centre).
Die Teilnehmer des Workshops erörterten die künftige Sicherheitsarchitektur der Schwarzmeerregion. Einer der Experten betonte, dass die Sicherheit des Schwarzen Meeres und der Ostsee miteinander verbunden sind, und bezeichnete die Ukraine, die die russische Aggression im Schwarzen Meer aufhält, als einen Schlüsselfaktor für die Sicherheit des euro-atlantischen Raums.
Zu den größten Bedrohungen in der Region zählten Russlands Einsatz von maritimen Drohnen und die so genannte „Schattenflotte“, zu der auch zivile Schiffe gehören, die militärische Aufgaben erfüllen. In diesem Zusammenhang wurde ein neuer strategischer Ansatz der EU gefordert, um insbesondere die Abhängigkeit von den Vereinigten Staaten bei der Sicherheit im Schwarzen Meer zu verringern. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass ein weiterer Waffenstillstand zwischen der Ukraine und Russland nur möglich ist, wenn die Halbinsel Krim vollständig entmilitarisiert wird.
Besonderes Augenmerk wurde auf die Rolle der Zivilgesellschaft bei der Verteidigung und dem Aufbau von Resilienz gelegt. Es wurden drei Bereiche hervorgehoben, in denen zivilgesellschaftliche Organisationen und Denkfabriken eine Schlüsselrolle spielen können: erstens durch die Bereitstellung von regionalem Fachwissen, zweitens durch die Einbindung lokaler Gemeinschaften und drittens durch die Nutzung bestehender Instrumente, wie sie beispielsweise im Rahmen der Östlichen Partnerschaft der EU angeboten werden. Dieser Ansatz ermöglicht es, Sicherheitspolitik mit demokratischer Resilienz zu verbinden.
Während des ersten Panels wurde Hanna Shelest's Forschung "The Black Sea Trends: Strong Currents, Strategic Depth, and High Waves„ vor, die drei mögliche Szenarien für die Entwicklung der Schwarzmeerregion vorschlägt: stabil (“Dead Water Drift„) mit einer Annäherung Moldaus und Georgiens an die EU und einem Rückgang des russischen Einflusses, bedingt stabil (“Choppy Waters„) mit militärischen Übungen und diplomatischen Spannungen zwischen den Anrainern und instabil (“Riptide Zone") mit einem Ausbruch lokaler Konflikte und der internationalen Anerkennung der Besetzung der Krim. Unter den wichtigsten Trends in der Region heben die Autoren den Kampf der Demokratien gegen den Autoritarismus, die wirtschaftlichen Folgen des Krieges (von negativ für die Ukraine bis vorteilhaft für Georgien) sowie die weitere Militarisierung der Region und ihre Aufteilung in Einflusszonen hervor.
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