Der Vormittag gehörte der Jugend
In seiner Begrüßung erinnerte Dr. Mark Speich, Generalsekretär der Konrad-Adenauer-Stiftung, daran, dass der Tag nicht der Stiftung allein gehöre, sondern „der Sache, für die wir stehen – und den Menschen, mit denen wir gemeinsam unterwegs sind, um Demokratie zu gestalten.“
Gerade in einer „Welt in Unordnung“, so Speich, komme es auf diejenigen an, die bereit seien, Verantwortung zu übernehmen und Mut zum Handeln zu zeigen. Daher stand der Tag der Konrad-Adenauer-Stiftung unter dem gleichnamigen Motto "Welt in Unordnung?!".
Musikalisch eröffnet wurde der Tag von Jakob Wöllenstein, Leiter des Regionalprogramms Politischer Dialog Südkaukasus, dessen selbst komponierter „Demokratiesong“ das Thema des Tages klanglich einfing – ein stiller Aufruf, Demokratie als etwas Lebendiges zu begreifen. Ein Geburtstagssong zu 70 Jahren Politischer Bildung.
Im anschließenden Eröffnungspanel sprachen Catarina dos Santos-Wintz MdB, Sasinan Thamnithinan und Luis Brückner über die Herausforderungen, aber auch die Chancen junger politischer Teilhabe.
Dos Santos-Wintz betonte, dass Eigenverantwortung immer gefragt sei – ob im Verein oder in der Nachbarschaft. Die thailändische Parlamentarierin Thamnithinan verwies darauf, wie sich junge Menschen durch soziale Medien in Thailand Gehör verschaffen, und KAS-Jugendbeiratsmitglied Brückner machte deutlich, dass Engagement hilft, Ohnmacht zu überwinden: Demokratie beginne dort, wo gehandelt werde. So entstand aus drei Perspektiven ein gemeinsamer Gedanke: Demokratie ist nicht die Abwesenheit von Unordnung, sondern die Fähigkeit, in Bewegung Orientierung zu finden.
In interaktiven Demokratielaboren erprobten die Teilnehmenden diese Haltung praktisch. Sie diskutierten über journalistische Verantwortung, lernten, hybride Bedrohungen zu analysieren, und befassten sich mit der Geschichte von Überwachung und Zensur in Rumänien. Die Themen waren verschieden, doch die Haltung dieselbe: Demokratie verlangt Urteilskraft – und das Bewusstsein, dass Freiheit immer neu erarbeitet werden muss.
Die Suche nach Ordnung im Wandel
Der Nachmittag des Tags der KAS stand im Zeichen der Politischen Bildung – als Fundament und als Herausforderung zugleich. In einer Zeit, in der digitale Strukturen Meinungen formen und gesellschaftliche Spannungen zunehmen, erinnerte Prof. Dr. Norbert Lammert, Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung, daran, dass auch die politische Bildung selbst Teil eines Wandels sei. „Wir feiern in diesem Jahr ein bedeutendes Jubiläum – siebzig Jahre Politische Bildung“, sagte er. „Doch bei aller berechtigten Begeisterung liegt auch ein melancholischer Schatten über diesem Anlass, der uns die Frage aufgibt: Was müssen wir künftig anders machen?“ Er bezog sich in seinen Worten auf die Herausforderungen von innen sowie von außen. Politische Bildung, so wurde deutlich, sei längst keine statische Vermittlungsaufgabe mehr, sondern eine Bewegung und ein Versuch, Menschen in einer komplexer werdenden Welt Orientierung zu geben.
Karin Prien, Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend, sprach von Mut und Tatkraft. „Die Tat macht stärker als die Angst schwach“, zitierte sie Rita Süßmuth. Politische Bildung müsse Menschen befähigen, Verantwortung zu übernehmen – nicht als Pflicht, sondern als Möglichkeit, gesellschaftliche Entwicklungen aktiv mitzugestalten. „Wenn wir 70 Jahre Politische Bildung feiern, dann feiern wir auch in großen Teilen eine Erfolgsgeschichte. Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat an diesem Zustand einen sehr großen Anteil.“
In der anschließenden Diskussion ging es um Herausforderungen der Demokratie in einer digitalen Gesellschaft. Dr. Melanie Piepenschneider, Leiterin der Hauptabteilung “Politische Bildung”, hob hervor, dass politische Bildung immer ein „Kaleidoskop von Veränderungen“ gewesen sei – ein Prozess, der sich mit jeder neuen gesellschaftlichen Lage anpasse. „Wir müssen etwas bieten und etwas vermitteln, ohne zeitgeistig zu sein“, sagte sie. Sie sprach außerdem von der Notwendigkeit, Menschen dort zu begegnen, wo sie stehen, und betonte, dass Vertrauen in die Demokratie durch reale Begegnungen entstehe. Prof. Dr. Jeanette Hofmann, Forschungs- und Gründungsdirektorin des Alexander von Humboldt Instituts für Internet und Gesellschaft, und Meinolf Ellers, Geschäftsführer der #UseTheNews gGmbH ergänzten diese Perspektive um den digitalen Blick: Während Hofmann daran erinnerte, dass Algorithmen nicht neutral seien und neue Formen sozialer Ungleichheit verstärken könnten, warb Ellers für Zuversicht und neue Formen der Teilhabe, um das Gefühl der Selbstwirksamkeit zu stärken.
#NurZusammenLäufts – Gemeinschaft im Bild
In der Preisverleihung des Fotowettbewerbs #NurZusammenLäufts wurde das abstrakte Thema des Tages sichtbar. Die ausgezeichneten Bilder zeigen Menschen, die einander stützen, Brücken bauen, zuhören. Sie machen deutlich, dass Demokratie nicht nur von Institutionen getragen wird, sondern von den alltäglichen Gesten des Miteinanders.
Bundestagspräsidentin Klöckner: „Unsere Demokratie mag bedroht sein, doch sie ist nicht wehrlos“
Zum Abschluss des Tages führte Prof. Dr. Norbert Lammert die Gedanken des Tages auf ihren Ausgangspunkt zurück. Unter Bezug auf das Motto „Welt in Unordnung?!“ erklärte er, dass nicht zufällig ein Frage- und ein Ausrufezeichen im Titel stünden. Die meisten von uns, so Lammert, hätten wohl den Eindruck, „dass es einen Bedarf des Sortierens gibt – manches aufzuräumen und in Ordnung zu bringen“. Doch Ordnung sei kein Zustand, sondern ein fortwährender Prozess.
An diese Idee knüpfte Julia Klöckner, Präsidentin des Deutschen Bundestages, in ihrer Rede an. „Unsere Demokratie mag bedroht sein, doch sie ist nicht wehrlos,“ sagte sie – ein Satz, der im Saal nachhallte. Auf die Bedrohungen unserer Demokratie von innen und außen, formulierte Klöckner eine These: „Die Demokratie ist gefordert in ihrem Narrativ und sie braucht ein wiederbelebtes Narrativ.“ Um das zu erreichen, präsentierte sie anschließend fünf Vorschläge: Die Debattenkultur stärken, Blockbildung durchbrechen, Pragmatismus liefern, Kommunikation verbessern und politisch bilden.
Demokratie, so Klöckner, habe die Fähigkeit zur Selbstkorrektur, weil sie auf Offenheit und Diskurs gegründet sei. Sie rief dazu auf, politische Kommunikation neu zu denken: verständlich, nahbar, glaubwürdig. „Mit den Menschen sprechen heißt, eine Sprache zu finden, die verstanden wird“, sagte sie. Die Versuchung, den „schrillen Tönen“ zu folgen, sei groß, doch entscheidend sei, dass die Mitte nicht leiser, sondern klarer werde.
In der anschließenden Diskussion mit Volker Resing, Leiter Ressort Berliner Republik beim Cicero, wurde diese Haltung weiter vertieft – als Einladung, Demokratie nicht als abstraktes Ideal zu betrachten, sondern als tägliche Praxis des Zuhörens und Argumentierens.
Verantwortung als Haltung
So endete der Tag der KAS 2025 mit einem Blick nach vorn: Siebzig Jahre politische Bildung sind Anlass zum Feiern – und zugleich Erinnerung daran, dass Demokratie keine abgeschlossene Errungenschaft, sondern eine gemeinsame Lernaufgabe ist, die niemals endet.
Videomitschnitte vom Tag der KAS 2025
JUGENDPOLITIKTAG Einführung
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Preisverleihung vom Fotowettbewerb
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Herausforderungen der Demokratie von innen und außen
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Tag der Konrad-Adenauer-Stiftung - Einführung und Podiumsdiskussion
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Topics
About this series
The Konrad-Adenauer-Stiftung, its educational institutions, centres and foreign offices, offer several thousand events on various subjects each year. We provide up to date and exclusive reports on selected conferences, events and symposia at www.kas.de. In addition to a summary of the contents, you can also find additional material such as pictures, speeches, videos or audio clips.