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Carsten Linnemann, Pressefoto Carsten Linnemann, Pressefoto © Thorsten Schneider/www.carsten-linnemann.de

Carsten Linnemann

Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsunion von CDU/CSU (MIT), Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Stellvertretender Vorsitzender der CDU Deutschlands, Leiter der CDU-Grundsatzprogrammkommission, kommissarischer Generalsekretär der CDU Deutschlands Diplom-Volkswirt, Dr. rer. pol. August 10, 1977 Paderborn
by Philip Rosin

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Herkunft und Ausbildung

Carsten Linnemann wurde am 10. August 1977 als Sohn der Buchhändler Antonius und Katharina Linnemann in Paderborn geboren. Im Jahr 1997 absolvierte er das Abitur am Reismann-Gymnasium Paderborn. Anschließend leistete er Wehrdienst und arbeitete nebenher einige Monate in der elterlichen Buchhandlung. Seit seiner Jugendzeit ist Linnemann politisch interessiert und engagiert. Er trat 1994 der Jungen Union und 1998 der CDU bei. Von 1997 bis 2001 war er Vorsitzender der Jungen Union im Gemeindeverband Egge und gehörte von 2004 bis 2008 dem Gemeinderat von Altenbeken im Kreis Paderborn an. 

Von 1999 bis 2002 studierte Linnemann Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in Paderborn und erwarb dort den Akademischen Grad des Diplom-Kaufmanns. Anschließend absolvierte er ein Promotionsstudium der Volkswirtschaftslehre an der TU Chemnitz und wurde 2006 zum Dr. rer. pol. promoviert.  In den Jahren 2003/04 war er zudem als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter am Lehrstuhl für Makroökonomie der TU Chemnitz tätig. Von 2004 bis 2006 war er Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung.

2006 trat Linnemann eine Stelle als Volkswirt bei der Deutsche Bank Research in Frankfurt am Main an und wurde Assistent des Chefvolkswirts Norbert Walter. Im Jahr 2007 wechselte er zur IKB Deutsche Industriebank in Düsseldorf, wo er das Themenfeld Konjunktur und Mittelstand bearbeitete. Eine Karriere in der (Finanz-)Wirtschaft schien vorgezeichnet zu sein. Doch stattdessen zog es Linnemann in die Politik.

 

Bundestagsabgeordneter und Wahl zum Vorsitzenden der MIT

Am 10. September 2008 setzte sich Linnemann in einer Kampfabstimmung gegen zwei Mitbewerber um die CDU-Kandidatur im Bundestagswahlkreis Paderborn durch. Bei der Bundestagswahl vom 27. September 2009 gewann er mit 52,1 Prozent der Stimmen das Direktmandat. Er wurde ordentliches Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales sowie stellvertretendes Mitglied im Finanzausschuss. Darüber hinaus war er Stellvertretender Vorsitzender der Jungen Gruppe der Unionsabgeordneten und Mitglied des einflussreichen Parlamentskreises Mittelstand, dessen Vorstand er seither angehört. In der Folgezeit trat er mit Äußerungen zur Wirtschafts- und Rentenpolitik hervor. Dabei scheute er auch nicht davor zurück, wirtschaftsliberale Positionen vorzutragen, die von der Regierungslinie abwichen. So lehnte er nicht nur die Pläne der damaligen Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen zur Einführung einer beitragsfinanzierten Zuschussrente für Geringverdiener ab, sondern er wandte sich auch gegen Bundeskanzlerin Angela Merkels Rettungspolitik in der Krise der Europäischen Währungsunion.

Bei der Bundestagswahl vom 22. September 2013 erzielte er mit 59,1 Prozent das beste CDU-Erststimmenergebnis in Nordrhein-Westfalen. Die Wähler seiner ostwestfälischen Heimat zeigten damit große Zustimmung zu Linnemanns Wirken im Bundestag. Als Mitglied der Verhandlungsgruppe Arbeit und Soziales wandte er sich in den Koalitionsverhandlungen mit der SPD gegen deren Forderungen nach der Einführung eines Mindestlohns und nach Steuererhöhungen.

Im Oktober 2013 wählte die Mittelstands- und Wirtschaftsunion von CDU/CSU (MIT) Linnemann mit 71,1 Prozent zu ihrem Vorsitzenden.  Er setzte sich dabei in einer Kampfabstimmung gegen den Finanzfachmann Oswald Metzger durch, der von Bündnis 90/Die Grünen zur CDU gewechselt war. Seitdem gehört er auch dem CDU-Bundesvorstand an.

 

Krisenpolitik und inhaltliche Profilierung    

Seit Ende der 2000er Jahre war Deutschland mit einer Reihe von Krisen konfrontiert: die Eurokrise, die Migrationskrise, der sogenannte Brexit und die Covid-19-Pandemie. Als direkt gewählter Abgeordneter beharrte Linnemann auf seiner Unabhängigkeit als Parlamentarier und vertrat vor allem in der Eurokrise und in der Migrationskrise eigenständige Positionen. So forderte er in der Währungskrise eine Insolvenzordnung für Staaten mit den Optionen Sanierung oder Austritt. Mit Blick auf die Migrationspolitik schrieb er 2015 in einem Aufsatz: „Kein Land in der Welt ist dazu in der Lage, auf Dauer einen Zustrom von Menschen zu verkraften, die die Landessprache nicht sprechen, ein deutlich niedrigeres Qualifikationsniveau haben und einen völlig anderen sozio-kulturellen Hintergrund mit sich bringen.“ Er warnte vor einem wachsenden Misstrauen in der Bevölkerung, „das letztlich wie Gift wirken wird und droht, die Gesellschaft zu verändern“. In beiden Fällen wich er deutlich von den Positionen seiner Partei und der Bundesregierung ab.

Unter dem Titel „Die machen eh, was sie wollen.“ Wut, Frust, Unbehagen. Politik muss besser werden" veröffentlichte Linnemann 2017 sein erstes programmatisches Buch, in dem er die zunehmende Entfremdung zwischen der etablierten Politik und Teilen der Bevölkerung beschrieb. Im Sommer 2019 erregte er Aufsehen mit dem Vorschlag, dass Schüler, die kein oder nur wenig Deutsch sprechen, zunächst eine Vorschulklasse zur Verbesserung ihrer Sprachkompetenz besuchen sollten. Einige Medien und politische Gegner entstellten diesen Vorschlag als die Forderung nach einem „Grundschulverbot“, während ihm Experten aus der Praxis zustimmten, etwa Lehrerverbände und Sprachwissenschaftler.

Das Herzensthema des promovierten Volkswirts und Anhängers der „Freiburger Schule“ ist die Stärkung und Erneuerung der Sozialen Marktwirtschaft. Das Motto Ludwig Erhards „Wohlstand für alle“ ist für ihn handlungsleitend. Er kritisiert, der Staat habe sich in der Wirtschaftspolitik „immer mehr von einem Schiedsrichter zu einem engagierten Mitspieler entwickelt. Dadurch verursacht er selbst viele Ungerechtigkeiten, um sie hinterher zu beklagen.“ Ebenso beschäftigen die Fragen der Zukunftsfähigkeit des Rentensystems und der Generationengerechtigkeit Linnemann, seit er als junger Abgeordneter in den Bundestag einzog. Mit Erfolg hat er sich für die von ihm vorgedachte Einführung einer „Flexi-Rente“ eingesetzt, die eine Art Gegenmodell zu der von der Sozialdemokratie in der Großen Koalition durchgesetzten „Rente mit 63“ darstellte, mit der eine Weiterbeschäftigung von Mitarbeitern über die Regelaltersgrenze hinaus ermöglicht wird. Dem Model der zwischen 2014 und 2017 in mehreren Schritten eingeführten „Flexi-Rente“ lag laut ihrem Erfinder folgende Überzeugung zugrunde: „Wer freiwillig länger arbeiten möchte, dem legt der Staat keine Steine in den Weg. Im Gegenteil: Er unterstützt ihn. Der individuelle Übergang ins Rentenalter ist die richtige Antwort auf den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel.“                       

 

Aufstieg in die Fraktions- und Parteiführung

CDU/CSU und SPD konnten sich nach der Bundestagswahl von 2017 erst nach Monaten, am 7. Februar 2018, auf eine Koalition einigen. Linnemann hatte sein Direktmandat mit 53,1 Prozent abermals verteidigt und stieg zum zweiten Stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion auf, mit Zuständigkeit für die Themen Wirtschaft, Mittelstand und Tourismus.

Die enormen Schwierigkeiten bei der Regierungsbildung sowie die Covid-19-Pandemie prägten die politische Arbeit in dieser Legislaturperiode in besonderem Maße. Hinzu kamen die schnellen Wechsel an der CDU-Parteispitze von Angela Merkel über Annegret Kramp-Karrenbauer zu Armin Laschet. Das Ergebnis der Bundestagswahl 2021 bedeutete dann für die Unionsparteien den Machtverlust nach 16 Jahren Regierungszeit. Gegen den Trend konnte sich Linnemann in seinem ostwestfälischen Wahlkreis mit 47,7 Prozent der Erststimmen behaupten. Im November 2021 kündigte er seinen Rückzug vom Vorsitz der MIT an, zeigte sich aber offen für die Übernahme neuer Parteiämter. In der Presse wurde er nach dem Rücktritt Laschets vom Parteivorsitz als möglicher Nachfolger gehandelt, er kandidierte jedoch nicht.

Auf dem digitalen CDU-Bundesparteitag wurde Friedrich Merz im Januar 2022 zum neuen CDU-Parteivorsitzenden gewählt. Die Wahl bestätigte das Ergebnis der vorausgegangenen Mitgliederbefragung. Linnemann hatte Merz schon bei dessen früheren Bewerbungen unterstützt. Nun wurde er zu einem seiner Stellvertreter im Parteivorsitz gewählt.  Merz beauftragte Linnemann im Februar 2022 auch mit der Leitung der Kommission zur Erarbeitung eines neuen CDU-Grundsatzprogramms. Aus Sicht Linnemann soll der Grundsatzprogrammprozess vor allem dem Ziel einer schärferen Profilierung der CDU dienen.

      

Berufung in das Amt des CDU-Generalsekretärs

Mit der Veröffentlichung seines zweiten programmatischen Buchs leistete Linnemann 2022 außerdem einen persönlichen Beitrag zur Debatte über das künftige Selbstverständnis und die inhaltliche Ausrichtung der CDU. Darin nahm er eine kritische Bestandsaufnahme ungelöster Probleme in Deutschland sowie von Defiziten innerhalb der CDU vor und präsentierte 15 eigene politische Ideen, darunter eine Amtszeitbegrenzung für politische Spitzenämter und die Einführung eines Digitalministeriums.

Am 12. Juli 2023 berief Merz Linnemann als Nachfolger von Mario Czaja zum CDU-Generalsekretär. Der CDU-Bundesvorstand folgte seinem Vorschlag einstimmig. Bis zu seiner offiziellen Wahl beim nächsten CDU-Bundesparteitag übt Linnemann sein Amt kommissarisch aus.

Curriculum vitae

  • 1994 Eintritt in die Junge Union
  • 1997 Abitur am Reismann-Gymnasium Paderborn
  • 1997–2001 Vorsitzender der Jungen Union im Gemeindeverband Egge
  • 1998 Eintritt in die CDU
  • 1997–98 Wehrdienst
  • 1999–2002 Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in Paderborn (Diplom-Kaufmann)
  • 2002–2006 Studium der Volkswirtschaftslehre an der TU Chemnitz
  • 2003–04 Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter am Lehrstuhl für Makroökonomie der TU Chemnitz
  • 2004–2008 Mitglied des Gemeinderats von Altenbeken
  • 2004–2006 Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung
  • 2006–07 Volkswirt bei Deutsche Bank Research, Frankfurt/Main, Assistent des Chefökonomen Norbert Walter
  • 2007–2009 Volkswirt bei der IKB Deutsche Industriebank Düsseldorf
  • seit 2009 Mitglied des Deutschen Bundestags
  • seit 2009 Mitglied im Vorstand des Parlamentskreises Mittelstand (PKM)
  • seit 2010 Mitglied im Landesvorstand der CDU Nordrhein-Westfalen
  • 2013–2021 Bundesvorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung von CDU/CSU (MIT)
  • 2012 Gründung des Vereins „Lebenslauf“ zur Förderung sozial benachteiligter Jugendlicher
  • seit 2013 Mitglied im CDU-Bundesvorstand
  • seit 2016 Kurator des Fraunhofer-Instituts für Entwurfstechnik Mechatronik IEM
  • seit 2016 Mitglied der Ludwig-Erhard-Stiftung
  • 2018–2021 Stellv. CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender
  • 2020 Wolfram-Engels-Preis der Stiftung Marktwirtschaft
  • seit 2022 Stellv. CDU-Bundesvorsitzender und Leiter der Grundsatzprogrammkommission
  • seit 2023 Generalsekretär der CDU Deutschlands (komm.)

Veröffentlichungen

Auswahl:

  • „Die ticken doch nicht richtig!“ Warum Politik neu denken muss. Freiburg 2022.
  • Deutschland im Krisenmodus. Plädoyer für ein allgemeines Gesellschaftsjahr, in: PM Nr. 574 (Mai/Juni 2022), S. 56-60.
  • gemeinsam mit Winfried Bausback (Hgg.): Der politische Islam gehört nicht zu Deutschland. Wie wir unsere freie Gesellschaft verteidigen. Freiburg 2019.
  • „Die machen eh, was sie wollen“. Wut, Frust, Unbehagen. Politik muss besser werden. Freiburg 2017.
  • Soziale Marktwirtschaft, in: Paul Ziemiak (Hg.): Die Zukunftsmacher. 40 kluge Köpfe unter 40. Und wohin sie unser Land führen wollen. Berlin 2017, S. 74–76.
  • Die Flexi-Rente. Alter neu denken, in: Thomas Köster (Hg.): Zukunftsfeste Rente. Neue Impulse für die Alterssicherung. Freiburg 2017, S. 170–176.
  • Kein Wirtschaftswunder, in: Jens Spahn (Hg.): Ins Offene. Deutschland, Europa und die Flüchtlinge. Freiburg 2015, S. 171–180.  
  • gemeinsam mit Wolfgang Bosbach: Der Koalitionsvertrag darf nicht das letzte Wort sein, in: FAZ vom 30.11.2013.

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Dr. Philip Rosin

Philip Rosin

Referent Zeitgeschichte

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