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Verhaftungen im Mordfall Djindjic

kohta Henri Bohnet

Mehr als ein Schlag gegen das organisierte Verbrechen

Das Attentat auf den ersten demokratisch gewählten Ministerpräsidenten Serbiens Zoran Djindjic im Jahr 2003 stellte einen schweren Rückschlag für Serbiens Reform- und EU-Integrationsprozess dar. Neun Jahre später ist es nun im spanischen Valencia gelungen, die vermutlich letzten Mitglieder des in den Anschlag verwickelten „Zemun-Clans“ zu verhaften. Damit kann ein Schlussstrich unter ein dunkles Kapitel der jüngsten serbischen Geschichte gezogen werden, das den Übergang vom Regime Milosevics der kriegsgeschüttelten Neunziger Jahre zur europäischen Öffnung des heutigen Serbien mitgeprägt hat.

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Am 9. Februar 2012 wurden in Valencia Luka Bojovic, Vladimir Milisavljevic, Vladimir Mijanovic und Sinisa Petric von der spanischen Polizei verhaftet, vier Mitgliedern der nach einen Belgrader Stadtteil benannten mafiösen Gruppierung „Zemun-Clan“. Internationale Bekanntheit erlangte der „Zemun-Clan“ vor allem durch exzessiven Drogenhandel und Mordserien zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts, insbesondere aber durch dessen Verstrickung in den Mord an Zoran Djindjic.

Zu Lebzeiten galt Djindjic als ein aktiver Verfechter freiheitlich demokratischer Werte. Bei seinem entschlossenen Kampf gegen die Überreste eines korrupten Systems scheute Djindjic auch nicht den Konflikt mit dem organisierten Verbrechen – ein Umstand, der ihm 2003 zum Verhängnis wurde.

Der Zemun-Clan

Der Clan rekrutierte sich in erster Linie von ehemaligen Mitgliedern der von Zeljko Raznatovic (genannt „Arkan“) gegründeten paramilitärischen Organisation „Arkans Tiger“, die während der Jugoslawienkriege durch zahlreiche Kriegsgreuel auf dem Territorium Ex-Jugoslawiens Angst und Schrecken verbreiteten. Unter der Diktatur von Slobodan Milosevic agierte der Mafiaclan unbehelligt durch die Justiz, genoss politischen Schutz, und kooperierte mit den Geheimdiensten als Staat im Staate.

Mit dem Zusammenbruch Milosevics autokratischer Herrschaft und dem demokratischen Wandel unter Zoran Djindjic, bzw. durch dessen entschlossenes Vorgehen gegen Korruption und die organisierte Kriminalität, lief die Gruppe Gefahr, ihren Nährboden zu verlieren. Zwar bleiben die konkreten Auftraggeber für den Mord an Djindjic, und daran möglicherweise beteiligte politische Entscheidungsträger, bis heute unbekannt, doch werden diese im Dunstkreis des „Zemun-Clans“ vermutet. Die Inhaftierung der letzten gesuchten Anführer der kriminellen Gruppierung bietet nun die Chance, die genauen Umstände des Attentats aufzuklären.

Verurteilt für den Mord an Djindjic wurde bereits Milorad „Legija“ Ulemek, einer der berüchtigsten Mitglieder von Arkans „Tiger“-Miliz und der Kommandeur einer geheimen Spezialeinheit des Innenministeriums, die nach Milosevics Umsturz weiter existierte. Sie wurde erst mit der Untersuchung zu den genauen Umständen des Attentats von 2003 aufgelöst. Legija ebenfalls Teil des Zemunclans, verbüßt bereits seit 2005 eine langjährige Haftstrafe in Serbien.

Mit Milisavljevic befindet sich nun ein weiterer der wichtigsten mutmaßlichen Drahtzieher des Attentats an Premier Djindjic in Gewahrsam. Bereits 2010 war er von einem serbischen Gericht in Abwesenheit zu 35 Jahren Haft verurteilt worden; ein internationaler Haftbefehl führte ihn und seine Komplizen nun ins Netz.

Die Festsetzung Bojovics, eines wegen mehrfachen Mordes in Serbien, Spanien und den Niederlanden gesuchten Komplizen Milisavljevics, der anderen im Kontext des Mordfalls am serbischen Premier in Verdacht stehenden zur Flucht verholfen haben soll, schaltet einen weiteren Anführer des Clans aus. Der serbische Innenminister Dacic kommentierte die Verhaftungen damit, dass „..nun effektiv alle Mitglieder des Zemun-Clans, mit Ausnahme von Milan Jurisic und Ninoslav Konstantinovic verhaftet (sind) – und von diesen wissen wir noch nicht einmal, ob sie noch leben“. Die Überstellung der jahrelang Gesuchten durch die spanischen Behörden an die serbische Justiz ist beantragt, steht aber zurzeit noch aus. Nach Einschätzungen des serbischen Justizministeriums ist aber mit einer baldigen Auslieferung der Festgenommenen zu rechnen.

Doch die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Besorgniserregend ist, dass kurz vor dem Arrest ein spektakulärer Ausbruchversuch zweier weiterer, bereits ihre Haft in Belgrad absitzenden ehemaligen Mitglieder des „Zemun-Clans“ nur knapp vereitelt wurde. Sretko Kalinic, ebenfalls wegen seiner Verwicklung in den Mord an Djindjic inhaftiert, und Zeljko Milovanovic, erhielten dabei offenbar, so berichteten die Medien, Hilfe „von innen“. Es schient, als ob die Folgen der Verbrechenswelle vor einem Jahrzehnt immer noch in Politik und Verwaltung nachwirken.

Doch steht fest: Ebenso wie nach den Festnahmen und Überstellungen der beiden mutmaßlichen Kriegsverbrecher Mladic und Hadzić an das Haager Tribunal stellt die Inhaftierung und de facto Zerschlagung des „Zemun-Clans“ einen wichtigen Erfolg im Kampf gegen die Geister der Vergangenheit Serbiens dar. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Etappensieg beim Vorgehen gegen Korruption und das organisierte Verbrechen jetzt detailliert aufgearbeitet wird. Nur dann kann dieses dunkle Kapitel der Vergangenheit geschlossen und die Voraussetzung für das Vertrauen der serbischen Zivilgesellschaft in die Rechtsstaatlichkeit geschaffen werden.

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