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„Viel Glück gehabt“

Zeitzeuge Christoph Becke berichtet von seiner „Flucht“ aus der DDR

Am 25.04. zeigte die KAS ihre Ausstellung „DDR – Mythos und Wirklichkeit“. Eine Schulklasse des bremischen Alten Gymnasiums erhielt die Möglichkeit, mit dem DDR-Flüchtling Christoph Becke zu sprechen und die Ausstellung zu besichtigen. Becke hielt einen Vortrag und stellte sich den Fragen der Schüler. Die Tagungsleitung übernahm Jochen Leinert.

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Beckes Mutter war Sudentendeutsche, musste aber am Ende des Zweiten Weltkrieges aus ihrer Heimat fliehen und gelangte nach Eisenach im heutigen Thüringen. Dort lernte Sie Beckes Vater kennen. Da auf der Potsdam Konferenz aber die Besatzungszonen der Siegermächte festgelegt wurden und Eisenach sich in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) befand, zog es Beckes Eltern schon bald in Richtung Westen. Sein Vater studierte daraufhin in München Medizin, aber ein Verwandter, welcher in Mitteldeutschland verblieben war, berichtete immer wieder davon, wie großartig das Leben dort doch sei, nun, da der Sozialismus herrsche. Dies veranlasste, trotz einer gewissen Skepsis auf Seiten von Beckes Mutter, die Eltern dazu, zurück in die DDR zu ziehen. Um den Hausfrieden zu wahren und eine gewisse Nähe zum „Westen“ zu behalten, zogen Sie in die Nähe von Berlin. In der Anfangszeit konnte noch die Grenze überquert und der westliche Teil der Stadt bereist werden. Dies änderte sich aber abrupt mit dem im August 1961 beginnenden Bau der Berliner Mauer.

Spätestens ab hier wurde für Becke deutlich, dass die politische Einstellung in der DDR eine höchst delikate Angelegenheit war. Schon während der Schulzeit warnte seine Mutter Ihn davor, private Gespräche mit Mitschülern oder Lehrern zu teilen. So lernte Becke in der Schule nicht zuletzt, seine Lehrer anzulügen bzw. ihnen zu erzählen, was sie hören wollten und mit der eigenen Meinung oder auch einfach nur mit kritischen Fragen hinter dem Berg zu halten. Trotz diesen Differenzen sah er sich dazu gezwungen, in die Freie Deutsche Jugend (FDJ) einzutreten, da es ein unausgesprochenes Gesetz war, wer nicht in der FDJ war, konnte kein Abitur machen. Mit bestandenem Abitur war Becke damit klar: Er wollte bloß keinen Job ergreifen, welcher mit der Politik zu tun hatte, da bereits bei Lehrern das „politische Verhalten“ den Erfolg im Beruf ausmachte und damit auch weitgehend den Lebensstandard bestimmte. Die einzige Alternative hierzu war lediglich der Tauschhandel als „Handel unter dem Tisch“, für welchen man aber immer „Jemanden kennen“, also soziale Beziehungen mit den richtigen Personen haben musste.  Als aus dem Westen eingewanderter Arzt wurde seinem Vater zum Beispiel das Privileg gewährt, eine Privatpraxis zu führen. Somit konnte dieser durch das Anbieten von medizinischer Behandlung unteranderem Baumaterial von Handwerkern „organisieren“.

Als Student eines technischen Faches begegnete er zwar auch immer wieder der politischen Ideologie und lernte über den „westlichen Imperialismus“ und die angeblichen Kriegspläne der NATO, dennoch beschäftigte ihn inzwischen auch ein anderes Problem. Für Studenten wie ihn war es vorgesehen, „an der Seite der Arbeiterklasse“ für einige Zeit in Industriebetrieben, meistens dem Kohlebergbau, zu arbeiten. Dies missfiel ihm jedoch. Es kam ihm zugute, dass er bereits oft, wenn auch per Anhalter, in andere „Ostblockländer“ gereist war. Somit kannte er unterschiedliche Mangellagen an Gütern, in Rumänien gab es zum Beispiel im Gegensatz zur DDR kein Kaugummi, und konnte diese ausnutzen, um sich Reisen, unter anderem in die Sowjetunion, zu finanzieren.

Im Laufe der Zeit kristallisierte sich so bei ihm der starke Wunsch heraus, in den Westen „überzusiedeln“. Zuerst mit seinem Bruder, aus Sicherheitsgründen im Unwissen der Familie, geplant, setzte er deshalb mit seiner damaligen Ehefrau nach Ungarn über. Bis kurz vor der jugoslawischen Grenze ging es per Anhalter, danach zu Fuß, weiter. Sie wussten nicht, wie weit sie gekommen waren, als sie von einem bewaffneten Soldaten gefunden, getrennt und in Haft genommen wurden.

Daraufhin verbrachte Becke einige Monate in verschiedenen ungarischen und später DDR-Gefängnissen, oftmals isoliert in engen Räumen mit Vorschriften zur Haltung im Schlaf, wenig Sonnenlicht und regelmäßigen Befragungen durch die Staatssicherheit („Stasi“), bei welchen er seinen Wunsch, in den Westen zu gelangen, offen zugab. Während seiner Gefängnisaufenthalte lernte er auch neue Wege im Umgang mit dem System „DDR“ kennen. Ein Beispiel hierfür war ein Jude mit dem Namen „Horst“, welcher, als ihm im Gefängnis nicht ermöglicht wurde, seine Religion auszuleben, Vergleiche zwischen seiner jetzigen Situation und der Behandlung durch die Nationalsozialisten zog. Dies war der auf Antifaschismus großen Wert legenden Staatsmacht, so vermutet Becke heute, so peinlich, dass besagter Horst nach drei Monaten nach Israel abgeschoben wurde. Auch Beckes Gefängniszeit war nach einigen Monaten zu Ende und trotz vieler Versuche, Ihn zunächst dazu zu überzeugen, freiwillig zu bleiben, wurde ihm schließlich die Staatsbürgerschaft entzogen und er wurde in die BRD abgeschoben, wo er seine damalige Ehefrau wiederfand. Er Sein Studium wurde teilweise weder anerkannt und im Laufe der Zeit hatte auch wieder Kontakt mit seiner Familie.

Vor dem Hintergrund dieser Lebensgeschichte, resümierten Becke und Leinert, dass sie insbesondere die im Westen vorherrschenden Freiheiten sehr wertschätzen, da man in der Freiheit solche Probleme nicht habe und inzwischen zu oft vergessen werde, dass diese Freiheiten nicht selbstverständlich seien.

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Kontaktisikud

Dr. Ralf Altenhof

Dr

Landesbeauftragter und Leiter Politisches Bildungsforum Bremen

ralf.altenhof@kas.de +49 421 163009-0 +49 421 163009-9

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