Spätestens seit der bundesweiten Razzia gegen die Reichsbürgerszene am 7. Dezember 2022, bei der fortgeschrittene Umsturzpläne sowie ein beachtliches Waffenarsenal gefunden wurden, gelten Reichsbürger als neue Gefahr für die Demokratie in der öffentlichen Wahrnehmung. Im Fokus dieser Analyse steht, wie weit Reichsbürger-affine Einstellungen in der Gesellschaft verbreitet sind und welche Gruppen eher eine Nähe zum Gedankengut der Reichsbürgerbewegung haben. Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat diese Potenziale in einer Studie zum Thema Meinungsvielfalt in einer offenen Gesellschaft vermessen. Weitere Einstellungen, beispielsweise zum Institutionenvertrauen oder zu populistischen Aussagen, können Aufschluss über die Charakteristika der Reichsbürger-affinen Gruppe geben. Darüber hinaus zeigen sich deutliche Unterschiede bei Reichsbürger- und Populismus-nahen Einstellungen in den unterschiedlichen Anhängerschaften der Parteien.
Einige Hauptergebnisse unserer Studie sind:
- Jede/r 20. Deutsche weist Reichsbürger-affine Einstellungen auf. Überdurchschnittlich hoch fällt die Zustimmung bei AfD-Anhängerinnen und -Anhängern aus.
- Bei Einschätzungen zu anderen, an Verschwörungstheorien angelehnte Aussagen sowie ausländerfeindlichen Einstellungen finden sich innerhalb der AfD-Anhängerschaft ebenfalls erhöhte Zustimmungswerte. Damit unterscheiden sich die AfD-Anhängerinnen und -Anhänger deutlich von allen anderen Parteianhängerschaften.
- Reichsbürger-affine Personen leben öfter nach eigenen Regeln und ignorieren die des Staates. Zudem zeichnet sich die Gruppe durch ein sehr niedriges Vertrauen in die Regierung, den Bundestag und die öffentlich-rechtlichen Medien aus. Eine große Mehrheit der Reichsbürger-affinen glaubt, dass geheime Mächte die Welt steuern. Zudem werden Überschneidungen zum Rechtsextremismus deutlich.
- Unter Reichsbürger-affinen Personen zeigt sich ein deutlich erhöhtes Gewaltpotenzial im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt. Die Zahl der potenziellen Gefährderinnen und Gefährder mit Reichsbürgerhintergrund könnte somit höher ausfallen als bisher vermutet.
Lesen Sie die gesamte Studie „Kein Staat, meine Regeln“ hier als PDF.