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"Dresden war eine Zeitenwende"

25. Jahrestag der Rede von Helmut Kohl vor der Ruine der Frauenkirche

Am 19. Dezember 1989 besuchte der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl Dresden und hielt vor der Frauenkirche seine vielleicht schwierigste Rede, wie er in seinen Memoiren schrieb. In einer höchst angespannten Zeit fand er dennoch die richtigen Worte, als er zehntausende Demonstranten als „liebe Landsleute“ begrüßte und versprach, bei seinem Streben nach einer deutschen Wiedervereinigung Verbündete und Nachbarländer einzubinden. Auf den Tag 25 Jahre später kamen über 600 Gäste nach Dresden, um den Kanzler der Einheit im Albertinum zu feiern.

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„Im Herbst 1989 demonstrierten zehntausende für die Freiheit und die Revolution blieb Gott sei Dank friedlich“, sagte Dr. Hans-Gert Pöttering in seiner Eröffnung. Doch nach dem Mauerfall habe die Ungewissheit eingesetzt, so der Vorsitzende der Adenauer-Stiftung und Präsident des Europäischen Parlaments a.D. „Die Menschen wollten die Einheit, aber viele hatten Angst, dass die Revolution scheitert und ihr Traum platzt.“ Doch Kohl habe erkannt, dass die Einheit schneller als erwartet kommen könnte und „seine Rede war ein Schlüsselereignis auf dem Weg zur Einheit unseres Vaterlandes“.

Helma Orosz erinnerte daran, dass die rückblickend scheinbar selbstverständliche Abfolge von Mauerfall, Verhandlungen und Wiedervereinigung mitnichten zwingend war. „Doch Helmut Kohl hatte eine klare politische Agenda: Wiedervereinigung ja, aber nur mit Zustimmung der Verbündeten und eingebettet in Europa“, so Dresdens Oberbürgermeisterin. Dieser Kurs, zusammen mit der Botschaft der DDR-Bürger ‚Wir sind ein Volk’, habe den Weg zur deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 geebnet.

"Nach Dresden war alles anders als davor"

„Personen machen Geschichte, doch gleichzeitig formt die Geschichte Persönlichkeiten“, sagte Wolfgang Schüssel in seiner Festrede. Der Kommunismus sei 1989 am Ende gewesen, der Rüstungswettlauf für die Sowjetunion verloren und der Eiserne Vorhang nicht mehr finanzierbar, so Österreichs ehemaliger Bundeskanzler. Doch auch er erinnerte daran, dass seinerzeit nicht sicher war, ob die Revolution friedlich bleiben würde, wie das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking mit tausenden Toten nur Wochen zuvor gezeigt hatte. Denn es gab Kräfte, die Michail Gorbatschow aufgefordert hätten, militärisch einzugreifen. „In dieser angespannten Gemengelage hätte ein falscher Zungenschlag in Kohls Rede alles gefährdet.“ Am Ende sei jedoch ein „Kunstwerk“ dabei herausgekommen, das alle Beteiligten abgeholt und eingebunden habe. „Nach Dresden war alles anders als davor, es war eine Zeitenwende.“

Schüssel wagte einen Ausblick, indem er Lehren aus dieser Zeit für heute zog. „Politik bedeutet, zu entscheiden und das oft in drehbuchfreien Momenten. Doch wer entscheidet, muss Kritik aushalten können.“ In diesem Zusammenhang warb er um mehr Verständnis für die politisch Handelnden, die in ihren Entscheidungen oftmals alleine seien. „Gerade dann ist es jedoch wichtig, enge Berater zu haben, die einem auch widersprechen, wenn es einmal nötig ist.“ Grundsätzlich spiele Vertrauen in der Politik damals wie heute eine entscheidende Rolle. Keiner habe damals mehr in alle Richtungen mit allen Beteiligten kommuniziert, als Helmut Kohl, so Schüssel. Deshalb hätten am Ende auch alle gewusst, „dass wir uns auf den Riesen (sic!) verlassen können“. Diese Vorarbeit sei wichtig gewesen, denn die Menschen bräuchten nicht nur Entscheidungen, sondern auch Erklärungen und sie wollen mitgenommen werden.

"Das Erbe der friedlichen Revolution muss uns Verpflichtung sein"

In seinem Schlusswort dankte Stanislaw Tillich dem Altkanzler im Namen Sachsens. „Als Sie die Demonstranten mit ‚liebe Landsleute’ begrüßten, zeigte das Verbundenheit und die Nachricht ‚wir lassen euch nicht im Stich’, so der Ministerpräsident des Freistaates. 25 Jahre nach dem Fall der Mauer sollte man nun nicht mehr von Ost und West, Alten und Neuen Bundesländern sprechen, „denn über alle regionalen Besonderheiten hinweg bleiben wir alle Deutsche“.

Er sei den Bürgern im Westen dankbar dafür, dass sie seit der Wende auf einen Teil ihres Wohlstands verzichtet haben, um den Osten aufzubauen. Bezugnehmend auf die aktuellen PEGIDA-Proteste in Dresden und anderswo, lautete sein Appell: „Zeigen wir diese Solidarität auch denen, die heute zu uns kommen. Kohl hat in seiner Rede damals gesagt, dass aus Ängsten nichts Gutes wachsen kann.“ Daher dürfe man heute nicht zulassen, dass die Sorgen der Menschen zu Ängsten würden. „Das kostet Überwindung und Einsatz, aber das Erbe der friedlichen Revolution muss uns Verpflichtung sein.“

Auch Pöttering schlug in seiner Rede einen Bogen zu PEGIDA und fand deutliche Worte. „Es darf bei uns keinen Platz für Fremden-, Islam- oder Menschenfeindlichkeit geben, denn das ist weder patriotisch, noch europäisch.“ Gleichzeitig warnte er, sich nicht für falsche Zwecke missbrauchen zu lassen, denn die Geschichte habe uns gelehrt, wohin das führen kann. Orosz kritisierte PEGIDA dafür, sich mit ‚Wir sind ein Volk’ auf den Schlachtruf von damals zu beziehen, denn die Protestbewegung missbrauche ihn heute als Abgrenzung zu anderen. Dennoch mahnte sie, die Sorgen der Menschen anzuhören. „Doch wir dürfen uns auch nicht scheuen, unbequeme Wahrheiten zu verkünden.“ Auch in dieser Hinsicht sei die Rede von Kohl ein wertvolles Leitbild.

Für die Vorberichterstattung hatte Dr. Helmut Kohl folgendes Zitat aus seinem Dankwort freigegeben (Es gilt das gesprochene Wort)
    "Ich bin sehr froh, heute hier bei Ihnen in Dresden zu sein. Der 19. Dezember 1989 ist ein historischer Tag für alle Deutschen, und er hat auch für mich persönlich eine ganz besondere Bedeutung. Es ist gut, dass wir diesen Tag gemeinsam würdigen. Und wenn ich die Reaktionen der Menschen der vergangenen Tage und hier heute Abend nehme, weiß ich: Es ist auch ein berührender Anlass.

    Vor 25 Jahren habe ich hier eine der schwierigsten Reden meines Lebens gehalten, vielleicht sogar die schwierigste Rede meines Lebens. Ich werde nie vergessen, mit welcher Begeisterung und auch Erwartung ich schon am Flughafen von unseren Landsleuten hier in der damaligen DDR empfangen wurde. An diesem Tag - sechs Wochen nach dem Fall der Mauer und drei Wochen nach Vorstellung meines 10-Punkte-Plans im Deutschen Bundestag - ist mir ganz klar geworden: Die Menschen in der damaligen DDR wollten die Einheit, sie wollten sie wirklich, und sie wollten sie bald. Diese Erinnerung werde ich immer mit Dresden verbinden. Und ich bin dankbar, dass Sie heute alle hierhergekommen sind und dass ich heute hier in Dresden bei den Menschen sein kann."

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