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Die Vorsitzenden der Stiftung

aus dem Buch "Die Konrad-Adenauer-Stiftung" von Günter Beaugrand

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MIT WEITSICHT UND ENGAGEMENT

Die Vorsitzenden der Stiftung

Blickt man zurück in die Geschichte der Konrad-Adenauer-Stiftung, dann lässt sich seit dem Gründungsjahr ihres Vorläufers, der Ende 1955 errichteten "Gesellschaft für christlich-demokratische Bildungsarbeit e. V.", bis in die Gegenwart erkennen, wie stark die Stiftung durch ihre jeweiligen Vorsitzenden geprägt wurde.

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Arnold Bergstraesser
Arnold Bergstraesser

Erster Vorsitzender in der Gründungsphase war von 1956 bis 1958 Bruno Heck. Als die "Gesellschaft für christlich-demokratische Bildungsarbeit" im Jahr 1958 in "Politische Akademie Eichholz e.V." umbenannt wurde, folgte Bruno Heck dem 1896 in Darmstadt geborenen Arnold Bergstraesser ins Amt des Vorsitzenden. Seine Vorstellungen von staatsbürgerlicher Bildung wurden zum Leitmotiv für die spätere Arbeit der Akademie, die dem 1935 emigrierten und 1954 als Professor für Wissenschaftliche Politik und Soziologie an der Universität Freiburg nach Deutschland zurückgekehrten Staatsrechtler den direkten Kontakt zu Forschung und Lehre und zugleich ihre spezifische Ausrichtung der Seminare und Tagungen verdankt. Arnold Bergstraesser war u.a. mehrjähriger Präsident der deutschen UNESCO-Kommission und Direktor des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Als Initiator bedeutender Institutionen der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung gab er der Akademie durch die nachhaltige Förderung des während seiner Amtszeit im Jahr 1962 gegründeten "Instituts für Internationale Solidarität" in die Zukunft weisende Impulse. Mit seinem überraschenden Tod am 24. Februar 1964 verlor die Politische Akademie einen weit vorausblickenden Inspirator und Freund.

Wenige Monate nach seinem Tod folgte am 13. Oktober 1964 im Zusammenhang mit der Neuwahl des Vorstandes die Umwandlung der Politischen Akademie Eichholz in die "Konrad-Adenauer-Stiftung für politische Bildung und Studienförderung e. V." Als gleichberechtigte Vorsitzende wurden Alfred Müller-Armack (geb. 1901 in Essen, gest. 1978 in Köln) und Franz Thedieck (geb. 1900 in Hagen, gest. 1995 in Bonn) von der Mitgliederversammlung gewählt - zwei Persönlichkeiten, die bisher als Staatssekretäre in der Regierung Adenauer gewirkt hatten und nun ihre Kenntnisse und Erfahrungen für die neue Stiftung bis zum Jahr 1968 zur Verfügung stellen konnten.

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Alfred Müller-Armack
Alfred Müller-Armack

Alfred Müller-Armack, seit 1950 Professor für Wirtschaftliche Staatswissenschaften an der Universität Köln, war von 1952 bis 1958 Abteilungsleiter, anschließend Staatssekretär im von Ludwig Erhard geführten Bundesministerium für Wirtschaft und kehrte dann auf seinen Lehrstuhl und zu seinen Forschungen zurück. Er gehörte zu den engagiertesten Vertretern der Sozialen Marktwirtschaft, hat aber zugleich an der Realisierung der europäischen Vereinigung aktiv mitgewirkt. Gerade auf seinem Fachgebiet bewährte er sich als kompetenter Berater der immer intensiver ausgeweiteten Bildungsarbeit der Stiftung, die bei Tagungen und Seminaren in vielen Formen und Farben die Information junger Nachwuchspolitiker und politisch engagierter Persönlichkeiten mit hohem Qualitätsanspruch realisierte.

Alfred Müller-Armack war ein Gelehrter von internationalem Ruf und Autor zahlreicher wirtschaftswissenschaftlicher Standardwerke, unter denen das 1947 erschienene Buch "Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft" vor allem deshalb besondere Beachtung fand, weil es die Grundgedanken der von Ludwig Erhard mit durchschlagendem Erfolg verwirklichten "Sozialen Marktwirtschaft" enthielt. So wurde Müller-Armack weithin als geistiger Urheber des späteren "Wirtschaftswunders" angesehen. Er befasste sich überdies mit Konjunkturforschung und Konjunkturpolitik, mit den Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus und Fragen der Wirtschafts- und Kultursoziologie, veröffentlichte aber auch religionssoziologische Bücher.

Die Persönlichkeit Müller-Armacks hat den "Hofchronisten" und Beobachter der Bonner Szene Walter Henkels so beeindruckt, dass er ihm im Mai 1959 in der FAZ ein liebenswürdiges Porträt unter dem Titel "Optimist wie

Erhard" widmete, in dem es heißt: "Wer Müller-Armacks Statur sieht, das breitflächige, etwas rustikale Gesicht, den Kopf zwei Zentimeter zu tief eingezogen, wer ihn dann auf einer Leiter an einer Bücherwand sähe, ihn anspräche, wie er seine Brille auf die Nasenspitze schöbe und die Brille über den Brillenrand hinweg herunterschickte: Spitzwegs Bücherwurm stünde da. Er stammt aus Essen. Der Menschentypus aus dieser Stadt gilt als wenig händlerisch und wenig spekulativ veranlagt. Wort für Wort hat das Gültigkeit; Müller-Armack ruht sehr fest in sich selbst. Er ist ein Mann des Ausgleichs, kein Polterer, kein Doktrinär, und ein Postulat bei ihm heißt wohl: Der Mensch ist gut. Vom Wesen her ist er, wie Ludwig Erhard, Optimist."

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Franz Thedieck
Franz Thedieck

Franz Thedieck, der sich schon während der Weimarer Republik in der Zentrumspartei engagiert und von 1923 bis 1930 die stellvertretende Leitung der "Preußischen Abwehrstelle für die besetzten Gebiete im Rheinland" Übernommen hatte, war schon seit 1945 Mitglied der CDU und wirkte von 1945 bis 1950 als Oberregierungsrat beim Regierungspräsidenten in Köln. Von 1950 bis 1964 Staatssekretär im Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen wurde er während seiner Amtszeit als Stiftungsvorsitzender 1966 Intendant des Deutschlandsfunks bis 1972.

Während der Weimarer Zeit und im Dritten Reich hatte Franz Thedieck bereits Kontakt mit Konrad Adenauer. In einem aufschlussreichen Gedenkartikel zu seinem Tod 1967 erinnerte er an die damaligen Begegnungen:

"Konrad Adenauer ist in meinem Leben die große zentrale Persönlichkeit gewesen, der ich immer - auch in Stunden bedeutender Meinungsverschiedenheiten - mit rückhaltloser Verehrung gegenübergestanden habe. Während der Separatistenaufstände im besetzten Rheinland kam ich zum ersten Mal mit Konrad Adenauer in dienstliche Berührung, ich, der junge stellvertretende Leiter der preußischen Abwehrstelle im Rheinland, mit ihm, dem schon weithin bekannten Oberbürgermeister von Köln. Aus der genauen Kenntnis dessen, was Adenauer damals wollte und tat, habe ich mich in späteren Jahren immer mit Leidenschaft gegen diejenigen gewandt, die Adenauer einen ,Separatisten' nannten. Sein ganzes Bestreben war damals darauf gerichtet, das Rheinland beim Reich zu halten. Im Gegensatz zu der Auffassung, die ich aus meiner Überzeugung und gegenüber den Pflichten meines Amtes vertrat, war er der Meinung, dass ein von Preußen gelöstes Rheinland besser für das Reich zu erhalten sei. Er wollte das Rheinland im Reichsverband halten, gleichzeitig aber der Aussöhnung mit Frankreich dienen." Auch über die Einstellung Konrad Adenauers zur Wiedervereinigung konnte Franz Thedieck damals, 1967, in seinem Gedenkartikel weit verbreitete Vorurteile korrigieren: "Es gab in jenen Jahren und gibt es bis heute keine schlimmere und unbegründetere Verleumdung als die, dass Konrad Adenauer dem Ziel der Wiedervereinigung uninteressiert, innerlich unbeteiligt oder gar ablehnend gegenübergestanden habe. Ich könnte aus internen Beratungen viele Beweise dafür anführen, dass das genaue Gegenteil richtig ist."

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Bruno Heck
Bruno Heck

Nach der Gründung der "Gesellschaft für christlich-demokratische Bildungsarbeit" übernahm Bruno Heck, der Initiator und Wegbereiter der Bildungsstätte, von 1956 bis 1958 zunächst den Vorsitz bis zur Wahl von Arnold Bergstraesser. Er blieb aber weiterhin eng mit der Politischen Akademie Eichholz und der späteren Konrad-Adenauer-Stiftung verbunden.

Im Jahr 1968 kam es bei der Mitgliederversammlung der Konrad-Adenauer-Stiftung mit der Wahl von Bruno Heck (geb. 1917 in Aalen/Württemberg, gest. 1989 bei Blaubeuren) in das Amt des Vorsitzenden zu einer für die Zukunft entscheidenden Zäsur. Nach dem grundlegenden Aufbau der CDU als Bundesgeschäftsführer von 1952 bis 1958 war Bruno Heck von 1957 bis 1976 Mitglied des Bundestages und von 1962 bis 1968 Bundesminister für Familie und Jugend. Von 1967 bis 1971 erster Generalsekretär der CDU, gelang es ihm, die Partei zu erneuern und sie zu motivieren, den von Adenauer vorgezeichneten Weg christlich-demokratischer Politik unbeirrt weiter zu verfolgen und mit den Anforderungen der Gegenwart zu verbinden.

Trotz seiner kaum übersehbaren Beanspruchung auf vielen Ebenen baute Bruno Heck mit Ideenreichtum und Energie die Konrad-Adenauer-Stiftung, der er sich seit ihrer Gründung eng verbunden fühlte, weiter aus und gab ihr in einer überaus kritischen Zeit die Kraft, allen Widerständen zum Trotz, die Leitidee der nach christlich-demokratischen Prinzipien ausgerichteten staatsbürgerlichen Bildung in Deutschland wachzuhalten. Denn es gab inzwischen starke Strömungen, die das bisherige politische und gesellschaftliche Leben aus den Angeln zu heben drohten und auch den bisherigen Wertekatalog nicht mehr als Maßstab für die Bundesrepublik

ansehen wollten.

Bundeskanzler Ludwig Erhard war am 30. November 1966 zurückgetreten und von Kurt Georg Kiesinger abgelöst worden, der dann mit Willy Brandt als Außenminister und Vizekanzler und dem Gespann Karl Schiller

und Franz Josef Strauß als Wirtschafts- bzw. Finanzminister eine Große Koalition bildete, die nur bis zum Jahr 1969 hielt. Bei den Bundestagswahlen am 28. September erreichte die CDU/CSU 46,1 Prozent der Stimmen und gewann 242 Mandate, während die SPD 42,7 Prozent und 224 Sitze und die FDP 5,8 Prozent und 31 Sitze verzeichnen konnte. SPD und FDP bildeten mit zwölf Sitzen Mehrheit eine sozialliberale Koalition, die erst im September 1982 während der Kanzlerschaft Helmut Schmidts durch ein erfolgreiches konstruktives Mißtrauensvotum den Platz für eine christlich-liberale Koalition unter Bundeskanzler Helmut Kohl räumen musste.

Der CDU und CSU war 1969 die Rolle der Opposition zugefallen. SPD und FDP setzten die bereits in der Großen Koalition begonnene neue Deutschland- und Ostpolitik fort, während die Union an ihren Rechtspositionen (Alleinvertretungsanspruch der Bundesrepublik, Selbstbestimmungsrecht) festhielt und die Kontinuität der Außen- und Deutschlandpolitik wie auch die Stabilität im Inneren zu wahren suchte. Schon während der Großen Koalition von 1966 bis 1969 war es durch den Mentalitätswandel am Ende der Nachkriegszeit und der sich ausbreitenden Wechselstimmung in den 1960er Jahren zu einer krisenähnlichen Situation gekommen, in der eine krasse, ideologisierte Gesellschaftskritik an der Basis der Demokratie rüttelte. Die Konrad-Adenauer-Stiftung war dazu herausgefordert, sich in ihrem gesamten Arbeitsbereich und mit ihren verschiedenen Instituten um die Erhaltung der christlich-demokratischen Lebensprinzipien zu bemühen.

Bruno Heck gelang es, zusammen mit dem geschäftsführenden Vorsitzenden Manfred Wörner (1968- 1974) und dem Stiftungsvorstand, Irritationen aufzufangen und eine aussagekräftige, den Gegebenheiten gerecht werdende Bildungsarbeit durchzuführen. Die Vorstandsmitglieder Bundesminister Kai-Uwe von Hassel, Ministerpräsident Helmut Kohl, die Bundestagsabgeordneten Alphons Horten, Konrad Kraske und Günter Rinsche standen

Bruno Heck mit ihren Kenntnissen und Erfahrungen zur Seite, so dass die Stiftung mit ihren Mitarbeitern und Freunden im In- und Ausland eine wirksame Gegenposition zu den Gesellschaftskritikern aufbauen konnte. Gerade im Ausland konnte das "Institut für Internationale Solidarität" das vielfach bereits in Zweifel gezogene Bild einer demokratischen, den Menschenrechten, der Gerechtigkeit und der Freiheit verpflichteten Bundesrepublik aufrechterhalten.

Bestanden zum Zeitpunkt der Wahl Bruno Hecks 1968 bereits vier ausgefächerte Stiftungsinstitutionen, so kamen in der Zeit nach 1968 noch weitere hinzu. Schloss Eichholz platzte aus allen Nähten. Überall in Bonn verstreut fand die Stiftung, in der inzwischen einige hundert Mitarbeiter im In- und Ausland arbeiteten, außerhalb des Schlosses provisorische Büroräume, bis dank Bruno Hecks Initiative ein repräsentativer Neubau in Sankt Augustin errichtet und im Herbst 1976 bezogen werden konnte.

Bei den alle zwei Jahre erfolgenden Vorstandswahlen nach 1968 stand außer Frage, dass Bruno Heck die bewährte Aufgabe des Vorsitzenden weiterführen sollte. Nach mehr als 20 Jahren übergab er das Amt an seinen

Nachfolger Bernhard Vogel, der vom Vorstand im Jahr 1989 zum Stiftungsvorsitzenden gewählt wurde.

Die Persönlichkeit Bruno Hecks und seine Bedeutung für die Konrad-Adenauer-Stiftung würdigte Paul B. Wink aus Anlass seines zehnten Todestages im Jahr 1999: "Die Stiftung, so wie sie gewachsen ist und sich ausgeprägt hat, ist vor allem das Werk von Bruno Heck. In seiner politischen Laufbahn war der Einsatz für die Ziele und Aufgaben der Stiftung, auch im Sinne des Vermächtnisses von Konrad Adenauer, die Herausforderung seines politischen Lebens. Er übernahm die Verantwortung für die Gestaltung der Stiftung und wirkte so nachhaltig ein auf die politische Kultur in unserem Land. Wir sind Bruno Heck dankbar für seine weitsichtige, prinzipienstarke und geistig unabhängige Führung und gleichzeitig für den Raum, den er uns gegeben hat, am gemeinsamen Auftrag kreativ und konstruktiv mitwirken zu können. Bruno Heck hat dabei weder sich noch seine Mitarbeiter geschont. Er verlangte von uns äußerste Zuverlässigkeit, Loyalität und hohe Leistungen. Er hat sich immer vor uns gestellt, wenn es Anfeindungen von außen gab. Je länger die Zeit zurückliegt, um so dankbarer sind wir für die harte Schule, die wir bei ihm durchlaufen konnten."

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Bernhard Vogel
Bernhard Vogel

Als abzusehen war, dass Bruno Heck bei der Mitgliederversammlung zu Beginn 1989 nicht mehr für das Amt des Stiftungsvorsitzenden, das er 21 Jahre wahrgenommen hatte, kandidieren würde,

war zunächst guter Rat teuer, wer nun in seine Fußstapfen treten und das Erbe übernehmen könnte. Im Stiftungsvorstand kamen einige Kandidaten ins Gespräch, unter ihnen mit Vorrang Bernhard Vogel, der aber durch seine Aufgaben als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz mehr als ausgelastet war.

Doch wie das Leben überhaupt, so bietet auch die Politik oft ungeahnte Überraschungen: Bernhard Vogel war durch seinen Rücktritt vom seit 1976 ausgeübten Amt des Ministerpräsidenten plötzlich "frei" geworden und dazu bereit, sich der Wahl zu stellen. Durch die später gelegentlich als "Königsmord von Koblenz" charakterisierte Abwahl von seiner gleichzeitig ausgeübten Funktion als CDU-Landesvorsitzender beim Landesparteitag am 11. November 1988 hatte Bernhard Vogel sofort die einzige ihm logisch erscheinende Konsequenz gezogen. Der spektakuläre Führungswechsel und der rüde Umgang mit dem beliebten "Landesvater" Vogel irritierte die Wähler jedoch so sehr, dass die CDU bei der nächsten Landtagswahl am 21. April 1991 nach über 40 Jahren die Regierungsverantwortung verlor.

Bernhard Vogel wechselte wenige Monate später, am 28. Februar 1989, in das Amt des Vorsitzenden der Konrad-Adenauer-Stiftung über, deren Mitgliederversammlung sich keinen geeigneteren Nachfolger für Bruno Heck wünschen konnte und ihn einstimmig wählte. Stets hatte Bernhard Vogel neben seinen politischen Aufgaben wichtige Funktionen in Staat, Kirche und Gesellschaft der Bundesrepublik übernommen und ihnen seinen Stempel aufgedrückt. Um nur einige Schwerpunkte aus der Fülle seines Engagements zu nennen: Präsident der Deutsch-Französischen Gesellschaft Mainz von 1968 bis 1977 , Vorsitzender des Bundeskulturausschusses der CDU von 1969 bis 1976, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken von 1972 bis 1976, Mitglied des CDU-Bundesvorstandes seit 1975, Vorsitzender des Verwaltungsrates des ZDF von 1979 bis 1992, anschließend stellvertretender Vorsitzender, Vorsitzender der Jerusalem-Foundation Deutschland von 1980 bis 1989, Präsident des Maximilian-Kolbe-Werkes von 1984 bis

1992.

"Als Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung", so hat Bundeskanzler Helmut Kohl aus Anlass des 60. Geburtstages von Bernhard Vogel im Jahr 1992 seinen langjährigen Weggefährten charakterisiert, "ist Bernhard Vogel in gewisser Weise zu seinen Ursprüngen zurückgekehrt: an die Schnittstelle von Wissenschaft und Politik und zum Dialog zwischen Geist und Macht. Es tut der Politik, der Wissenschaft und dem kulturellen Leben gut, wenn einer wie Bernhard Vogel, der in allen Bereichen zu Hause ist, hier Anstöße gibt." Bernhard Vogel gab als Stiftungsvorsitzer nicht nur neue Anstöße, setzte nicht nur das Werk Bruno Hecks erfolgreich fort, sondern nahm schon bald nach seiner Wahl in vollem Maß die Herausforderung an, die der Stiftung mit dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung gegenübergestellt wurde, wie ausführlich an anderer Stelle dargestellt wird. Er wurde wie kaum ein anderer Politiker zum Motor des Zusammenwachsens der Menschen in West- und Ostdeutschland - noch bevor er am 5. Februar 1992 als Nachfolger des zurückgetretenen Josef Duchac zum Ministerpräsidenten des Freistaates Thüringen gewählt und auch bei den folgenden Wahlen wegen seiner Integrität, Kompetenz und Menschlichkeit immer wieder bestätigt wurde, bei der Wahl im Jahr 1999 sogar mit 51 Prozent der Stimmen, also mit absoluter Mehrheit. Anfang 1995 übernahm Bernhard Vogel auch die Aufgabe des CDU-Landesvorsitzenden in Thüringen und hatte nun die gleiche Doppelfunktion wie vordem in Rheinland-Pfalz: Eine bisher einmalige, 1989 noch nicht vorhersehbare Karriere!

Als Bernhard Vogel am 5. Juni 2003 vom Amt des Ministerpräsidenten zurücktrat und dem Thüringer Landtag seinen Kultusminister und CDU-Fraktionsführer Dieter Althaus als Nachfolger vorschlug, war er mehr als 25 Jahre Regierungschef in zwei Bundesländern: zwölf Jahre in einem alten und mehr als elf Jahre in einem neuen Bundesland, im Freistaat Thüringen, dem er seit 1992 - einer Bitte der Thüringer Christlichen Demokraten folgend, von Bundeskanzler Helmut Kohl unterstützt -durch seine weitreichenden Fähigkeiten und Erfahrungen den Weg für eine neue Zukunft öffnete und ihm einen hervorragenden Platz im wiedervereinigten Deutschland sicherte. Es entsprach ganz dem geistigen Duktus Bernhard Vogels, wenn er in seiner Abschiedsrede vor den Abgeordneten des Erfurter Landtags die Zukunft der Demokratie ins Blickfeld rückte und die Parteien dazu aufrief, den zukünftigen Entwicklungen mehr als den gegenwärtigen Problemen Beachtung zu schenken. Dabei müssten sie sich den Realitäten stellen: "Sagt den Bürgern die Wahrheit! Nüchtern und ungeschminkt. Vor den Wahlen, nicht danach. Parteien müssen den Mut haben, den Wählern etwas zuzumuten. Sie müssen die Zukunft zu ihrer Sache machen - und nicht nur die Gegenwart!"

In seinem Amt als Ministerpräsident Thüringens ab 1992 sah Bernhard Vogel seine Aufgabe als Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung nicht nur als Zwischenspiel zwischen Rheinland-Pfalz und Thüringen an. Trotz unendlich vieler Verpflichtungen und Termine führte er seine Aufgabe weiter, fand aber zu seiner Entlastung während der für ihn strapaziösen Übergangszeit des Jahres 1992 in Dorothee Wilms eine profunde Sachwalterin für viele Stiftungsverpflichtungen.

Bei der Wahl am 20. Januar 1993 wurde Bernhard Vogel von der Mitgliederversammlung als Vorsitzender der Stiftung in seinem Amt bestätigt. Doch nach seiner Wahl zum CDU-Landesvorsitzenden in Thüringen wenig später änderte sich die Situation. Als Parteivorsitzender durfte er nicht zugleich

Stiftungsvorsitzender sein, so dass er sein Amt ruhen ließ. Die Stiftung berief Gerd Langguth in die neu eingeführte Funktion des geschäftsführenden Vorsitzenden. Neben Anton Pfeifer wurde Gerhard Stoltenberg zum weiteren stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.

Bei der nächsten turnusmäßigen Wahl im März 1995 wurde Bernhard Vogel von Günter Rinsche abgelöst, dessen Nachfolger im Jahr 2001 dann wieder Bernhard Vogel hieß, der inzwischen seinen Parteivorsitz abgegeben hatte. Einstimmig votierten die Vereinsmitglieder der Stiftung für den schon in der Zeit von 1989 bis 1995 bewährten alten und neuen Vorsitzenden, der mit dem bei ihm gewohnten Elan die Konrad-Adenauer-Stiftung mit Umstrukturierungen und Innovationen, mit immer neuen Aktivitäten in Deutschland, Europa und weltweit durch den Sturm der Zeit steuerte und

die christlich-demokratische Bildungsarbeit im Geiste Konrad Adenauers weiterführte.

Als der Stiftungsvorsitzende Bernhard Vogel am 9. Januar 2003 im Rathaussaal von Sankt Augustin zu seinem 70. Geburtstag geehrt wurde, erinnerte sein Nachfolger und Vorgänger im Amt des Stiftungsvorsitzenden, Günter Rinsche, in seinem Festvortrag an die schon 1965 beginnenden und

bis heute fortgesetzten persönlichen Begegnungen mit Bernhard Vogel: "Manche Ereignisse und Entwicklungen in der deutschen Politik der letzten Jahrzehnte sind geprägt und mitgestaltet durch die Persönlichkeit des Abgeordneten, Staatsministers, Ministerpräsidenten und Vorsitzenden Bernhard Vogel. In meiner persönlichen Erfahrung begann dies schon 1965 im parlamentarischen

Aufgabenbereich, als wir, Bernhard Vogel, Manfred Wörner,

Reiner Geißler, Hugo Hammans, Willi Rawe, Friedrich Vogel und andere Bundestagsneulinge in die große Politik einzusteigen suchten. Eine weit verbreitete deutsche Tageszeitung schrieb damals einen ganzseitigen

Bericht mit der Schlagzeile ,Die jungen Löwen im Wartestand'. Wir erkannten aber sehr schnell, dass man Reformen und notwendige Veränderungen weder durch drohendes Gebrüll junger Löwen noch durch Reform-Rhetorik

erreichen konnte, sondern nur durch Kreativität in der Konzeption, durch Effizienz in der Organisation, durch Kooperation und Integration und vor allem durch mitmenschliche und freundschaftliche Verbundenheit der politischen Verantwortungsträger." Bernhard Vogel, so Rinsche, habe alle diese Voraussetzungen erfüllt und bereits ab 1967 konkrete Verantwortung als Kultusminister des Landes Rheinland-Pfalz übernommen. In seiner langjährigen politischen Arbeit auf vielen Sektoren habe er aus dieser Verantwortung heraus richtige und rechtzeitige Antworten gegeben auf die großen Fragen unserer Zeit.

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Günter Rinsche
Günter Rinsche

Der am 17. März 1995 gewählte neue Vorsitzende Günter Rinsche (geb. 13. Juli 1930 in Hamm/Westfalen) war mit der Stiftung seit langem eng verbunden und hatte als Vorstandsmitglied seit 1968 großen Anteil an ihrer

Entwicklung im In- und Ausland. Zudem war er als Vorsitzender des Planungsausschusses der internationalen Stiftungsarbeit mit den verzweigten Aufgabenfeldern dieser Institution längst vertraut. Als Mitglied des Europäischen Parlaments seit 1979, später als Vorsitzender der deutschen

CDU/CSU-Gruppe und Vorstandsmitglied der EVP-Fraktion galten bisher Bonn und Brüssel, Luxemburg und Straßburg als die wichtigsten Schaltstellen seiner Aktivitäten für die Vereinigung Europas. Zugleich Vorsitzender der ASEAN-Korea-Delegation des Parlaments, hatte er sich mit besonderem

Interesse dem asiatischen Raum zugewandt, wo seine Fachkenntnis und sein großes Einfühlungsvermögen in die Probleme dieser Region große Anerkennung gefunden hatten. So war es für ihn, dem schon stark durch Reisen und Termine in Europa und der Welt beanspruchten Europapolitiker,

eine schwere Entscheidung, sich 1995 als Nachfolger Bernhard Vogels der Wahl zum Vorsitzenden der Konrad-Adenauer-Stiftung zu stellen und die Verantwortung für eine so komplizierte, so weit gefächerte Organisation zu

übernehmen.

Die Mitgliederversammlung der Stiftung wählte Günter Rinsche 1995 und dann 1997 und 1999 jeweils wieder zwei Jahre einstimmig zum Vorsitzenden, bis Bernhard Vogel im Jahr 2001 seine von 1989 bis 1995 bereits übernommene Funktion als Vorsitzender - im März 2003 wiedergewählt -

fortsetzte.

Als Günter Rinsche am 23. April 1997 zum zweiten Mal mit dem Vorsitz der Stiftung betraut wurde, beschloss die Mitgliederversammlung zugleich eine Strukturänderung der Stiftungsleitung. Die Ämter des bisherigen geschäftsführenden Vorsitzenden und des Hauptgeschäftsführer wurden zusammengelegt und das neue Amt eines Generalsekretärs geschaffen, das Ottfried

Hennig, zuletzt CDU-Landes- und Fraktionsvorsitzender in Schleswig-Holstein, übernahm. Der bisherige geschäftsführende Vorsitzende, Gerd Langguth, schied aus. Die Aufgabe des stellvertretenden Generalsekretärs übernahm der bisherige Hauptgeschäftsführer Lothar Kraft.

Die sechsjährige Amtszeit Günter Rinsches von 1995 bis 2001 war vor allem gekennzeichnet von einer Erweiterung und Festigung des Stiftungsengagements in den neuen Ländern und in Ost- und Südosteuropa. Was unter Bernhard Vogel mit großem Elan angestoßen und auf den Weg gebracht werden konnte, wurde ausgebaut und mit den sich schnell entwickelnden Veränderungen in Einklang gebracht. Zudem war es für Günter Rinsche selbstverständlich, seine europäischen und internationalen Kontakte für die Stiftung ins Spiel zu bringen und neue Initiativen zu entwickeln.

Als Günter Rinsche 1999 nach 20-jähriger Mitgliedschaft aus dem Europäischen Parlament ausschied und von Bundespräsident a.D. Roman Herzog in Anwesenheit von über 500 Gästen aus den europäischen Institutionen, aus Kreisen der Wirtschaft und Diplomatie verabschiedet wurde, nahm er,

wie er in seiner Dankrede sagte, zwar Abschied von seinem politischen Mandat im Europäischen Parlament, aber keinen Abschied von Europa. Für die Konrad-Adenauer-Stiftung hatte das Ausscheiden Rinsches aus den Europa-Funktionen die positive Folge, dass er sich nun noch mehr als bisher den Aufgaben der Stiftung znwenden konnte.

Einer der Höhepunkte während seiner Zeit als Vorsitzender war die am 25. Juli 1998 in Anwesenheit von Bundeskanzler Helmut Kohl und dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen, vorgenommene Eröffnung des neuen Hauses der Konrad-Adenauer-Stiftung im heute wieder entstandenen Zentrum der Bundeshauptstadt Berlin. Am Tiergarten in der Nähe des CDU-Hauses und der Nordischen Botschaften, nicht weit vom Sitz des Bundespräsidenten, des Bundestages, des Bundeskanzleramtes und des Regierungsviertels entfernt, hat die Stiftung nach langer Anlaufzeit seit 1998 einen idealen Ort gefunden. Hier erhielten die Politische Akademie von Sankt Augustin und das Bildungswerk Berlin eine neue Wirkungsstätte.

Bundeskanzler Helmut Kohl brachte in seiner Ansprache die Stimmung des Eröffnungstages zum Ausdruck, als er das neue, architektonisch herausragende Stiftungsgebäude als Erfüllung eines Traumes bezeichnete und an seine langjährige Zusammenarbeit mit Günter Rinsche erinnerte: "Ich habe

gerade mit Günter Rinsche gesprochen. Es sind jetzt, glaube ich, 31 Jahre her, dass wir zusammen in den Vorstand der Konrad-Adenauer-Stiftung gewählt wurden. In diesen Jahrzehnten gab es viele Gespräche darüber, wie sich die Stiftung entwickeln würde, welche Perspektiven sie habe - welche Chancen, welche Hoffnungen. Zu den Hoffnungen gehörte immer, dass das wiedervereinte Berlin, als deutsche Hauptstadt, einen wichtigen Platz für unsere Stiftung einnehmen sollte. Die Stiftung gehört hierher. Das gilt gerade an der Schwelle zum neuen Jahrhundert, das mit vielen Chancen verbunden ist. (...) Für mich ist die Eröffnung dieses Hauses ein Fest. Es verdeutlicht einmal mehr, dass aus Visionen, an denen man unbeirrt festhält, Wirklichkeit werden kann. Die deutsche Einheit ist nach wie vor ein Grund zu großer Freude und Dankbarkeit."

Als Günter Rinsche nach sechsjähriger Tätigkeit als Stiftungsvorsitzender, bei der er durch seine ausgleichende, tolerante Wesensart auch nicht ausbleibende Widersprüche und Konflikte löste und den "Supertanker" Stiftung sicher auf Kurs hielt, das Amt an seinen Vorgänger Ministerpräsident Bernhard Vogel weitergab, konnte er auf eine überaus erfolgreiche Etappe seines vielfältigen Engagements als deutscher Europäer und Weltbürger zurückblicken. Doch als Vorstandsmitglied bleibt er weiter mit der Stiftung verbunden, der er bereits seit 1968 im Vorstand und als Vorsitzender

mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat.

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4 lutego 2004
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