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Die Rolle Frankreichs

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Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich hatte in der Côte d´Ivoire lange Jahre einen sehr starken Einfluss. Beide Länder waren wirtschaftlich stark miteinander verflechtet und die militärische Präsenz der Franzosen garantierte die innere und äußere Sicherheit im Land. Bis zum Jahr 2002 konnten sich die jeweiligen Herrscher zudem auf die französische Anerkennung von Wahlergebnissen verlassen, die offensichtlich nicht durch freie und faire Wahlen zustande gekommen waren.

Seit dem Ausbruch der Rebellion hat sich die Beziehung zwischen den beiden Staaten jedoch stark verschlechtert. Zwar sendeten die Franzosen nach dem versuchten Staatsstreich am 19. September 2002 mehrere hundert Soldaten Verstärkung in die Côte d´Ivoire und verhinderten mit ihrem Auftreten den Vormarsch der Rebellen nach Abidjan. Die Regierung in Paris war jedoch nicht bereit, wie zuvor in anderen ehemaligen Kolonien, im Sinne des Präsidenten militärisch gegen die Streitkräfte der Rebellen vorzugehen. Die französischen Soldaten sicherten stattdessen nach Anfrage der CEDEAO (Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft) seit Oktober 2002 den zwischen Regierung und Rebellen erreichten Waffenstillstand. Im Dezember 2002 wurde die Truppenstärke auf 2500 Mann erhöht und der Einsatz seitdem unter dem Namen Operation Licorne (Einhorn) geführt.

Die Rolle des neutralen Vermittlers, welche die Franzosen zu spielen versuchten, wurde jedoch schnell von der ivorischen Regierung in Frage gestellt. Die Regierung warf den Franzosen vor, dass sie die ivorische Armee daran hindern würde, militärisch gegen die Rebellen vorzugehen. Der Präsident Gbagbo wurde weiter verstimmt, als das französische Außenministerium am Quai d’Orsay, zunächst ohne ihn versuchte, ein Friedensabkommen zwischen allen Parteien und Rebellengruppen herzustellen. Später wurde den Franzosen vorgeworfen, sie würden die Rebellen nicht ausreichend zum Entwaffnungsprozess anhalten.

Wegen der von ihm empfundenen französischen Feindseligkeit erhöhte Laurent Gbagbo den Druck auf die in der Côte d´Ivoire lebenden Franzosen. Spätestens seit Januar 2003 wurde durch die staatlichen und regierungsfreundlichen Medien, sowie durch von der Regierung bezahlte Jugendbanden wie die Jeunes Patriotes, die Öffentlichkeit gegen die Franzosen aufgehetzt. Diese Propaganda zeigte Wirkung. Nicht nur, dass häufig französische Geschäfte zerstört wurden. Nachdem im Oktober 2003 ein Polizist den Korrespondenten des Senders RFI (Radio France International) in der Côte d´Ivoire ermordet hatte, bildeten sich kurz darauf mehrere Unterstützungsgruppen für den Polizisten.

Der Höhepunkt anti-französischer Stimmung wurde ohne Zweifel im November 2004 erreicht. Nachdem Flugzeuge der ivorischen Armee bei einem Bombenangriff auf die von Rebellen besetzte Stadt Bouaké neun französische Soldaten getötet hatten, zerstörten Einheiten der Licorne-Streitkräfte einen Großteil der ivorischen Luftwaffe. Es folgten vereinzelte Feuergefechte zwischen französischen Soldaten und der ivorischen Armee, wie zum Beispiel am Internationalen Flughafen von Abidjan, wo erstere stationiert waren. In Abidjan kam es außerdem zu mehreren Konfrontationen zwischen französischen Einheiten und Unterstützern von Präsident Laurent Gbagbo, bei denen eine ungeklärte Anzahl der Protestler getötet wurden. In der wirtschaftlichen Hauptstadt der Elfenbeinküste kam es zur gleichen Zeit zu schweren Ausschreitungen gegen französische und andere ausländische Zivilisten. Dutzende Wohnhäuser und Geschäfte wurden geplündert und zerstört und mindestens zwei französische Schulen wurden in Brand gesteckt. Kurz darauf wurden ca. 8000 Franzosen unter dem Schutz der eigenen Soldaten aus der Côte d´Ivoire ausgeflogen. Nachdem der ivorische Präsident Gbagbo über einen Regierungssprecher dazu aufgerufen hatte, die Angriffe auf Franzosen und französisches Eigentum einzustellen, beruhigte sich die Lage wieder etwas.

Trotz der Bedrohung durch wütende Gbagbo-Anhänger und nationalen Druck auf die französische Regierung, die Operation Licorne zu beenden, entschied sich Präsident Chirac für deren fortbestehen. Zum einen hatten die Soldaten weiterhin ein internationales Mandat – sie ergänzte seit April 2004 die Friedensmission der ONUCI (Organisation des Nation Unies en Côte d´Ivoire) – und zum anderen lebten weiterhin 15000 französische Staatsbürger in der Côte d´Ivoire. Außerdem hätte Frankreich bei einem Abzug, besonders in Afrika, viel Ansehen und Respekt verloren. Im weiteren Verlauf der Krise kam es immer wieder zu Demonstrationen von Gbagbo-Anhängern gegen die französische Truppenpräsenz, eine Wiederholung der Eskalation vom November 2004 blieb jedoch aus.

Mit der Amtseinführung von Nicolas Sarkozy im Mai 2007 hat sich das Verhältnis zwischen den beiden Ländern, zumindest auf der Regierungsebene, wieder leicht entspannt. Nachdem sich die beiden Staatschefs bereits telefonisch unterhalten und bei mehreren Gipfeltreffen gesehen hatten, reiste der französische Außenminister Bernard Kouchner im Juni 2008 für zwei Tage nach Abidjan. Dort traf er sich nicht nur mit Präsident Gbagbo und Premierminister Guillaume Soro, sondern auch mit den politischen Schwergewichten Bédié und Ouattara.

Die Entspannung hängt allerdings nicht nur mit dem Personalwechsel, sondern auch mit dem, seit dem Abkommen von Ouagadougou neubegonnenen Friedensprozess und der Aussicht auf Wahlen zusammen. Trotz dieser Schritte ist es noch ein langer Weg bis zur Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden Ländern. So sind, auch wenn die ivorische Regierung für Franzosen mit kleinen Firmen, die durch die Unruhen geschädigt wurden einen Unterstützungsfond ins Leben gerufen hat, bisher sind nur wenige der Geflüchteten wieder in die Elfenbeinküste zurückgekehrt. Gleichzeitig machte Präsident Gbagbo auch deutlich, dass er, nach Beendigung der Operation Licorne, gegen ein Fortbestehen französischer Militärbasen in der Côte d´Ivoire sei. Eine Rückkehr zu früheren Zeiten und den Verhältnissen der Françafrique ist daher, nicht zuletzt wegen dem von Nicolas Sarkozy erklärten Kurswechsel der französischen Afrikapolitik, eher unwahrscheinlich.

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Kontakt

Klaus D. Loetzer

Head of the KAS office in Tunisia
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