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„Nachbarschaft ist etwas, das gepflegt werden muss“

Deutschlandbilder - „Mein Deutschland“ - Blick aus der Schweiz

Im Mittelpunkt der Veranstaltung „Deutschlandbilder“ steht die Frage, ob und wie sich das Bild des wiedervereinigten Deutschlands bei den europäischen Nachbarländern verändert hat.Das dritte „Deutschlandbild“ des Jahres 2009 hat der Schweizerische Botschafter Dr. Christian Blickenstorfer präsentiert.

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Mit einem ganz persönlichen Bezug zu Deutschland begann der Schweizerische Botschafter Dr. Christian Blickenstorfer seinen Vortrag über das Verhältnis zwischen Deutschland und der Schweiz. „Meine Mutter war im Internat in der französischen Schweiz und teilte das Zimmer mit einem Mädchen aus einer Berliner Familie“, erzählte der Botschafter. So kam es, dass diese Familie vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg öfter in die Schweiz zu Besuch kam. Blickenstorfer scherzte: „Als Vierjähriger war ich des Hochdeutschen nicht mächtig und verstand den Berliner Akzent nicht.“

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Der Botschafter beleuchtete verschiedene Etappen der bilateralen Beziehung und eröffnete den geschichtlichen Rückblick mit dem Staatsbesuch von Kaiser Wilhelm II. im Jahre 1912, den er als „ein Staatsakt sondergleichen“ beschrieb. Fast märchenhaft schilderte der Botschafter: „Überall strömte die Bevölkerung herbei und die Schweiz ließ sich diesen Besuch etwas kosten. Noch nie zuvor und nie mehr danach wurde ein Staatsmann so pompös empfangen.“

Nach einer Periode der Abgrenzung während des Zweiten Weltkrieges, erinnerte Blickenstorfer an die schon fast vergessenen und doch so wichtigen Kinderzüge. In den ersten Nachkriegsjahren reisten auf Einladung des Schweizerischen Roten Kreuzes 44.000 unterernährte und kranke deutsche Kinder zu einem mehrmonatigen Erholungsaufenthalt in das Alpenland. Viele Familien nahmen die Kinder bei sich auf. „Sie spürten, welch ein Glück sie hatten, nicht im Krieg involviert gewesen zu sein. Aus diesem Gefühl heraus wollten die Schweizer helfen, vor allem den Kindern, die das Dritte Reich nicht zu verantworten hatten“, sagte Blickenstorfer.

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Beeindruckend ist die Geschichte des Gebäudes der Schweizerischen Botschaft. Es überlebte als einziges Gebäude im Spreebogen die Bombardierungen des Regierungsviertels im Zweiten Weltkrieg. Der Botschafter betonte: „Das war wie ein Wunder, denn Berlin war ein Trümmerhaufen.“ Als die Regierung nach Bonn zog, wurde durch den Bau der Mauer die isolierte Position der Botschaft verschärft. Bern wollte das Gelände loswerden, doch es fand sich kein Käufer. Und nun liegt die Botschaft erneut wieder mitten im Regierungsviertel. Die Antwort auf die Frage, ob sich das Bild des wiedervereinigten Deutschland bei den Nachbarn verändert habe, brachte Blickenstorfer mit seinem Bezug auf die Lage der Schweizerischen Botschaft auf den Punkt: „Willkommen zurück in Berlin! Wir freuen uns die Regierung als Nachbarn zu haben."

Als einen erfreulichen Bereich bei der Entwicklung der bilateralen Beziehungen nannte Blickenstorfer die Zuwanderung hochqualifizierter Kräfte: „Deutsche Ärzte, Manager und Wissenschaftler nehmen in der Schweiz wichtige Positionen an, aber auch andersrum sind in Deutschland viele Schweizer erfolgreich.“ Die Integrationsbereitschaft sei auf Grund der gemeinsamen Sprache, der Kultur- und Mentalitätsnähe sehr groß, so der Botschafter. Momentan leben rund 230.000 Deutsche im Alpenland, und die Schweiz ist wichtigstes Auswanderungsland für Deutsche geworden. Rund 75.000 Schweizer haben umgekehrt in Deutschland ihren Wohnsitz. Doch nicht nur in der Wirtschaft und Wissenschaft würden die zwei Länder voneinander profitieren. Auch der Kunst- und Kulturbereich sei für beide Seiten wichtig. Der Botschafter erinnerte an das Züricher Schauspielhaus während des Zweiten Weltkrieges – die einzig freie Bühne im deutschsprachigen Raum. Hier wurden viele Stücke von deutschen Regisseuren uraufgeführt. Andersrum ist in den letzten Jahren vor allem Berlin „ein Mekka für Schweizer Künstler geworden“, erzählte Blickenstorfer.

Der Schweizerische Botschafter äußerte sich angesichts des aktuellen Streits über Steueroasen ausführlich zum Steuer- und Finanzsystem im Alpenland. Mitte März hatte der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück unkooperativen „Steueroasen“ mit Peitsche und Kavallerie gedroht und damit viele Schweizer empört. Die Schweiz sei keine Steueroase, bewege sich doch die Abgabequote im OECD-Durchschnitt. Das Bankgeheimnis schütze zudem zwar den Kunden vor willkürlicher Schnüffelei der Steuerbehörden, nicht aber vor Verfolgung von Steuerdelikten. Außerdem, betonte Blickenstorfer, würden die Banken, anders als oft vermutet, lediglich neun Prozent zum Bruttoinlandsprodukt der Schweiz beitragen. Der Wohlstand beruhe viel mehr auf der Innovationsfähigkeit der in der Schweiz lebenden Menschen, d.h. vom Werk und Forschungsplatz Schweiz.

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„Das Deutschlandbild der Schweiz ist vielschichtig und facettenreich“, kommentierte Blickenstorfer zum Abschluss. Dieses Bild war über die Jahre beachtlichen Schwankungen unterworfen. „Doch wir haben mit keinem anderen Land so enge Verbindungen, wie zu Deutschland, nicht nur politische und wirtschaftliche, sondern auch menschliche“, sagte der Botschafter. Eine Nachbarschaft sei nie einfach, vor allem wenn der Größenunterschied so deutlich sei: „Die Nachbarschaft ist daher etwas, das gepflegt werden muss.“

Tipp: Das nächste "Deutschlandbild" kommt aus Polen. Dr. Marek Prawda, Botschafter der Republik Polen, wird am 8. September 2009 in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung die Reihe fortsetzen.

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