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Leben wir länger, um krank zu werden?

Auf breiter Front steigt die Lebenserwartung, nicht unbedingt auch die Gesundheit. Wie aber wird man Volkskrankheiten los? Auf Antwortsuche im Feriendomizil Adenauers.

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"Wir sind inzwischen so gesund, dass wir alt werden, dass wir wieder krank werden." Dieser denkwürdige Satz zur Lage der Volksgesundheit stammt von einem selten verdrossenen Chirurgen aus Aachen, der seine Instrumente längst für die "Alterschirurgie" gerüstet und die ausweglos scheinende Situation der öffentlichen "Gesundheitspflege" - nach Rudolf Virchow - täglich auf dem Operationstisch zu liegen bekommt. Volker Schumpelick beschreibt die Situation in Zahlen: Fast zwei Drittel der über Sechzigjährigen leide an schwerer Arthrose, die Zahl der stationären Fälle bei den Sechzig- bis Achtzigjährigen habe sich verdreifacht, und am Ende steht immer öfter: das künstliche Hüftgelenk. Humanität durch Technik. "Ein erfolgreiches Konzept", meint Schumpelick, der seit Jahrzehnten als Operateur an der Klinik der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen tätig ist, doch von der Prävention wünsche er sich schon etwas mehr Unterstützung.

Damit war die schwierige Aufgabe skizziert, die sich ein paar Dutzend Ärzte, Wissenschaftler, Politiker, Unternehmer und Gesundheitsadministrative auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung am Comer See vorgenommen haben. Auf dem Gelände der Villa Collina, dem Feriendomizil Adenauers, gleichsam "kaserniert", diskutierten die Experten tagelang über "Volkskrankheiten" und die damit damit immer enger verwobene Frage, wie eigentlich das Gesundheitssystem mit dieser demographisch nahezu unausweichlichen Last künftig umzugehen gedenkt.

Prävention und "Public Health" also war das Thema. Um Vorbeugung ging es, wie von anderen zuvor schon - ob von Virchow oder Leibniz - vor anderthalb Jahrhunderten propagiert, aber in den heutigen Möglichkeiten und Schwierigkeiten kaum vorausgeahnt wurde. Beispiel Alzheimer-Demenz: Wie die Gelenkarthrose eine Volkskrankheit auf dem Vormarsch, im Jahr 2050 mit schätzungsweise 1,6 Millionen Betroffenen doppelt so viele wie heute. Oder Depression: Schon zehn Prozent der Kinder, berichtete Kurt Hahlweg von der Universität Braunschweig, werden mit depressiven Episoden diagnostiziert, ein Viertel der Frauen erfährt mindestens einmal im Leben eine vier- bis fünfmonatige Depressionsepisode, das Durchschnittsalter sinkt. Oder Krebs: Leicht sinkende Sterblichkeit, aber die Häufigkeit nimmt deutlich zu. Nicht zu reden von Schmerz: Rainer Freynhausen von der Universität Düsseldorf berichtet von hochgerechnet etwa 900 000 Migräneattacken täglich im Land, von sieben Milliarden Euro Wertschöpfungsverlusten jährlich allein durch Kopfschmerzen. Von den rund 250 Milliarden Euro Gesundheitsausgaben insgesamt fallen Wolfgang Glahn von der Allgemeinen Hospitalgesellschaft zufolge, gut zwei Drittel auf chronische, und von diesen eben zu großen Teilen auch verhinderbare oder jedenfalls eingrenzbare Krankheiten. Beispiel Bluthochdruck: Die Hälfte der über Fünfzigjährigen leidet daran, der Zusammenhang mit der zunehmenden Fettleibigkeit - jeder Fünfte gilt inzwischen als zu dick - ist unbestritten. Doch das System versagt: Weder die Eigenverantwortung" oder das "Freiheitsvertrauen" in die eigene Gesundheit, für das der ehemalige Bundesverfassungsrichter Paul Kirchhof aus Heidelberg warb, noch die Mitverantwortung der Ärzte verhindert, dass Deutschland auf das Niveau Ägyptens abrutscht: Nur ein Drittel der Hochdruckpatienten, mahnte Peter Sawicki vom Kölner Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, werde adäquat kontrolliert. Schuld sei die "Geisel des Ungehorsams", medizinisch "Non-Compliance" - hier wie dort: "Viele Ärzte können auch nach dem Studienabschluss nicht richtig den Blutdruck messen." Selbstmessung werde immer wichtiger, aber entsprechende Schulungszentren und -kliniken seien abgeschafft worden.

Eine "Kultur des angemessenen Verhaltens" wurde eingeklagt, am lebhaftesten von dem unerschütterlich optimistischen Züricher Philosophen Hermann Lübbe. Für ihn ist es das humane Gegenkonzept einer "fortschreitenden Moralisierung des Lebens". Solcher Optimismus ist freilich stets auch in der Gefahr der Desillusionierung. "Man bekommt das Gefühl, die Menschen sind belehrungsresistent", so der Kölner Medizinhistoriker Klaus Bergdolt. Beispiel Diabetes: 98 Prozent der übergewichtigen Zuckerkranken können die erforderliche Gewichtsabnahme nicht über mehrere Jahre halten. Manfred Müller, Ernährungsmediziner und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Adipositas, konstatierte die Kapitulation im Angesicht der grassierenden Epidemie: "Es gibt nach allen bisherigen Versuchen offenbar keine wirksame Strategie gegen Übergewicht, und wir haben auch bis heute keine Antworten auf die Fragen der Politik." Von fünfzehntausend Schulkindern, die seine Mitarbeiter in verschiedenen Kieler Stadtteilen für eine Studie befragt hatten, werde kein einziges optimal ernährt, drei Prozent allenfalls "gut" und ein Drittel "ausgesprochen ungesund". Müller: "Ernährungserziehung ist höchst unwirksam und nicht nachhaltig." Der Mensch lebe vielfach in fettsuchtfördernden, "adipogenen Lebenswelten" - angetrieben von übermäßiger Lebensmittelproduktion und zu hohem Konsum. Die grassierende Fettleibigkeit, warnte der Münsteraner Präventionsmediziner Ulrich Keil, könne schließlich einen "Knick in der Lebenserwartung" bewirken: "Die Dinge ändern sich schnell derzeit"

Welche Art von Lebensstil aber, fragte an dieser Stelle der Kölner Jurist Wolfram Höfling, sollten wir uns aufzwingen lassen? Wie steht es um die vielfach favorisierte "Eigenverantwortung" oder - mit den Worten des Bundesverfassungsrichters Herbert Landau - wie lässt sich die gewünschte "Autonomie" in der Lebensführung gegen die Schadensbilanzierung der Kassen verteidigen? Wer zahlt also in der selbstverschuldeten Morbidität, wer trägt Verantwortung? Den Staatskommissar jedenfalls, der die tägliche Bewegungseinheit mit Stechuhr kontrolliert, will man nicht. Darin war man sich in Cadenabbia mit Kirchhof einig.

Um andere Antworten allerdings war man wiederholt verlegen, auch wenn es an Ratschlägen kaum mangelte. "Gesundheitscoaching" und "Motivationstrainer" könnten dem TK-Kassenvertreter Christoph Straub zufolge gerne das Zepter übernehmen und damit neue Angebote wie das amerikanische "Chronic Care Modell" Schule machen. Aber meint jemand, solche "Kunst der guten Lebensführung" sei am Ende kostenlos?

"Jeder ist gefordert das zu tun, was seine Gesundheit fördert", mahnte Gert Nachtigall für den Bundesverband der Arbeitgeber. Schon Spazierengehen beispielsweise könnte die Krankheitskosten von Diabetikern rapide sinken lassen. Moderate Bewegung, ermittelte der Sportmediziner Herbert Löllgen vom Sana-Klinikum Remscheid in seiner Metaanalyse, lindert Herzschwäche, verzögert Altersbeschwerden, senkt den Blutdruck ähnlich wirksam wie Medikamente und mindert die Sterblichkeit von Frauen um 35, von Männern um 25 Prozent. Studien aber bleiben Studien. Die wenigsten im Land treiben Sport. Konjunktur hat dagegen Wellness: Löllgen: "Mit Gesundheit hat das nichts zu tun."

JOACHIM MÜLLER-JUNG

Mit freundlicher Genehmigung der FAZ

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