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Po wydarzeniach KAS

Zwischen „Anhimmeln und Verteufeln"

z Prof. Dr. Michael Braun

Christentum und Islam im Dialog

Veranstaltung der KAS in Bonn mit Klaus Berger und Navid Kermani

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„Ich bin ein Muslim und ein Schriftsteller, aber kein muslimischer Schriftsteller“: so brachte der Kölner Autor und Islamwissenschaftler Navid Kermani auf den Punkt, dass die Aufgabe der Literatur im interreligiösen Dialog eine andere ist als die der Theologie. Beide Seiten können aber zu einem friedlichen Konsens der Religionen ihren Beitrag leisten. Genau darum geht es bei der Veranstaltungsreihe der Konrad-Adenauer-Stiftung zum „Dialog der Religionen“, in der, ausgehend vom Jahr der Bibel, die kulturelle Verständigung zwischen den Weltreligionen im Mittelpunkt steht. Auch diesmal war der Besucherandrang gewaltig; der Saal war schon eine halbe Stunde vor Beginn gefüllt, die übrigen Gäste konnten das Geschehen per Videoübertragung im Foyer verfolgen.

Nach der Eröffnungsveranstaltung und der folgenden Veranstaltung zum Protestantismus stand diesmal der Dialog zwischen Christentum und Islam im Mittelpnkt. Ein brisantes Thema: Einerseits liefern Fundamentalismus und Extremismus ein abschreckendes Beispiel dafür, wie religiöse Motive für gewalttätige Zwecke missbraucht werden können. Andererseits streben die etwa 3,4 Millionen Muslime, die in Deutschland leben, viele von ihnen schon seit Jahrzehnten, nach Integration und gesellschaftlicher Anerkennung. Einerseits ist, unabhängig von der religiösen Zugehörigkeit, ein deutlicher Autoritätsschwund religiöser Verbindlichkeiten und Glaubensinhalte festzustellen. Andererseits gibt es ein erstarktes Bedürfnis nach Werten, die eine transzendental obdachlos gewordene Gesellschaft zusammenhalten können. Einerseits kann die westliche Kulturgemeinschaft nicht über religiöse und ethische Differenzen zum Islam hinwegsehen. Andererseits empfiehlt der Staatsrechtler Udo Di Fabio beiden Seiten im christlich-islamischen Dialog die „Fähigkeit zur Selbstkritik und zur kritischen Rezeption des Anderen“. Kurzum: Die Antworten auf diese Fragen müssen „zwischen Toleranzgebot und Identitätsbehauptung“ der Religionen gefunden werden.

Als Eröffnungsredner sprach Klaus Berger, seit 1974 Professor für neutestamentliche Theologie an der Universität Heidelberg und langjähriger Vertrauensdozent der KAS, über Grundlagen eines künftigen Dialogs der Religionen. Er erinnerte an die kühne (von ihm und seiner Frau übersetzte) Schrift „De pace fidei“, mit welcher der deutsche Kardinal Nikolaus von Kues auf die desaströse Lage – 1453 war die alte Kaiserstadt Byzanz an die Türken gefallen war – mit dem Entwurf einer friedlichen Koexistenz der Religionen geantwortet hatte. Solche Visionen seien auch heute gefragt, sagte Berger, allerdings nicht mit dem Ziel, die Moslems zu christianisieren, sondern einen Mittelweg zu finden „zwischen Anhimmeln und Verteufeln der Religionen“. Berger unterstrich die Gemeinsamkeiten der Religionen in Schrift und Tradition, Eschatologie und Rechtfertigungslehre, praktischer Frömmigkeit und offiziellem Glauben, ohne wechselseitige Ärgernisse wie Säkularisierung, Scheinheiligkeit, Fundamentalismus und Differenzen zwischen den Religionen zu verschweigen: „Der Islam ist einfacher als das Christentum, das Christentum ist älter als der Islam.“

Eine große Gemeinsamkeit hob in seiner Lesung Navid Kermani hervor: Querdenker beider Religionen haben sich mit der Frage nach dem Sinn des Leids beschäftigt, auf der einen Seite der „metaphysische Revolutionär“ Hiob, auf der anderen der klassische persische Dichter, Apotheker und Mystiker Attar, der mit seinem „Buch der Leiden“ um 1200 die Tradition des Haderns mit Gott aufgriff. In seinen Erzählungen stellte Kermani Wertekonflikte zwischen Islam und westlich-multikultureller Gesellschaft heraus, von denen sich tiefgründig und ernst (Gleichstellung von Mann und Frau), aber auch heiter und humorvoll erzählen lässt – wie der Autor selbst erfuhr, als sein kleiner Sohn den christlichen Nikolaus in den islamischen Festkalender einzuführen suchte.

Welche Rolle spielt die Literatur im Dialog der Glaubensgemeinschaften? Über diese Frage diskutierten Berger und Kermani, kundig gelenkt von Stephan Conermann, Direktor des Instituts für Orient- und Asienwissenschaften der Universität Bonn. Schon Günther Rüther, Leiter Begabtenförderung und Kultur der KAS, hatte in seinem Grußwort auf die literarischen Grundlagen von Christentum und Islam hingewiesen: Bibel und Koran. Schriftsteller und Künstler haben zu allen Zeiten Motive und Themen dieser Glaubensbücher gestaltet, die zugleich Werke der Weltliteratur sind. Doch im Unterschied zu den Theologen, deren Sache die Bewahrung, Verteidigung und Erklärung des Glaubens ist, liefert der Schriftsteller Erzählungen und multiple, mehrdeutige Wahrheiten. Er kann neue, andere und auch kritische Lesarten religiöser Texte und Traditionen entdecken, sollte sich aber um so mehr, wie der Theologe, vor schrankenloser Esoterik und geistigem Indifferentismus schützen und vor gewaltbereitem Fundamentalismus warnen.

Ein Dialog der Religionen bedarf vor allem der Sprache, die gegenseitiges Verstehen ermöglicht und die Kenntnisse der jeweils anderen Religion verbessern kann. Übersetzungen spielen dabei eine ganz große Rolle; so ist es ein enormer Unterschied, ob man den islamischen Gottesnamen „Allah“ mit Gott oder wörtlich mit „Allah“ ins Deutsche überträgt. Doch es gibt auch -noch direktere Wege des religiösen Dialogs, wie Klaus Berger berichtete. In einem algerischen Zisterzienserkloster betete einst der Prior liegend vor dem Altar. Zu ihm gesellte sich ein Muslim. Das Gebet jedes einzelnen zu dem gemeinsamen Gott stiftete einen Dialog der Religionen, der in einer Atmosphäre wohlwollender Toleranz stattfand. Und eben diese Atmosphäre vermag auch die Literatur zu erzeugen.

Ausgewählte Bücher:

Klaus Berger:

- Jesus. München: Pattloch, 2004.

- Nikolaus von Kues. Vom Frieden zwischen den Religionen / De pace fidei. Übersetzt von K. B. und Christiane Nord. Frankfurt a.M.: Insel, 2002.

- Widerworte. Wieviel Modernisierung verträgt Religion? Frankfurt a.M.: Insel, 2005.

Navid Kermani:

- Dynamit des Geistes. Martyrium, Islam und Nihilismus. 2. Aufl. Göttingen: Wallstein, 2003.

- Nach Europa. Rede zum 50. Jahrestag der Wiedereröffnung des Burgtheaters Wien. Zürich: Ammann, 2005.

- Der Schrecken Gottes. Attar, Hiob und die metaphysische Revolte. München: Beck, 2005.

- Strategien der Eskalation. Der Nahe Osten und die Politik des Westens. Göttingen: Wallstein, 2005.

- Vierzig Leben. Zürich: Ammann, 2004.

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