Asset-Herausgeber

Essays on Product Quality, International Trade and Welfare

Zusammenfassung der Dissertation

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Silja Baller

Volkswirtschaftslehre, Internationale Handelsökonomie

University of Oxford

Polarisierung ist ein häufig festgestellter Nebeneffekt der Globalisierung. Dies trifft nicht nur, wie oft diskutiert, auf die Einkommensverteilung zu, sondern auch auf die Globalisierungsgewinne von Firmen innerhalb einer Industrie. Während manche Firmen den Ausbau ihrer Marktposition dank Globalisierung beschleunigen können, schrumpfen andere oder werden gar ganz aus dem Markt verdrängt. In der Bestimmung der Globalisierungsgewinne oder -verluste einzelner Firmen kommt der Produktqualität eine zentrale Rolle zu. Dies zeigt diese Dissertation im Rahmen einer breit angelegten Analyse von Tauschgewinnen.

Die empirische Handelsliteratur der letzten zehn Jahre hebt die Produktqualität generell als wichtigen Faktor im internationalen Wettbewerb hervor. Daraus ergaben sich für mich drei konkrete Hauptforschungsfragen: (i) Wie wirkt sich endogene Produktqualität theoretisch auf Tauschgewinne aus? (ii) Profitieren Firmen, die hochwertige Produkte herstellen, mehr von der Globalisierung als ihre Konkurrenten, die niedrigere Qualität anbieten, und was bedeutet dies für Tauschgewinne? (iii) Inwiefern trägt der Faktor Produktqualität bei unvollkommenem Wettbewerb zur Verzerrung des effizienten Marktgleichgewichts bei, und wie interagieren Globalisierungsvorgänge mit dieser Art von Ineffizienz?

Theoretische Grundlage der Analysen ist ein Modell von Melitz und Ottaviano (2008, Review of Economic Studies), welches Mechanismen für Tauschgewinne unter monopolistischem Wettbewerb zwischen Firmen mit unterschiedlicher Produktivität formalisiert (ein sog. „heterogeneous firms trade model“). Globalisierung, in diesem Fall äquivalent mit einer Vergrößerung des Marktes, führt hier zu einer Verschiebung in der Zusammensetzung der Industrie, indem die weniger produktiven Firmen vom Markt verdrängt werden, während die produktiveren Firmen ihre Marktanteile ausbauen können. Es ergeben sich Tauschgewinne durch eine höhere Durchschnittsproduktivität, was sich wiederum in niedrigeren Preisen niederschlägt und somit den Konsumenten Wohlfahrtsgewinne beschert. Außerdem steigt die Produktvielfalt durch Markteintritte neuer Firmen – ein weiterer Mechanismus für Tauschgewinne.

Meine Dissertation übersetzt diese Mechanismen in einen Kontext, in dem Firmen, die sich nach wie vor in ihrer Produktivität unterscheiden, zusätzlich in Qualität investieren können. Produktqualität wird hier rein als objektive Qualität interpretiert und nicht als eine durch Marketing erzeugte Scheinqualität.

Ich zeige, dass zusätzliche Tauschgewinne theoretisch nun durch eine im Schnitt höhere Qualität entstehen. Dies geschieht über drei Mechanismen: (i) Firmen, die höhere Qualität produzieren, wachsen bei einer Marktvergrößerung disproportional; (ii) die Firmen, die die niedrigste Qualität produzieren, werden aus dem Markt verdrängt; (iii) wenn Qualitätsinvestitionen von Skaleneffekten profitieren (d.h. die Kosten, die mit der Produktion von Qualität verbunden sind, fallen, je mehr pro Firma produziert wird), gibt ein größerer Markt Firmen Anreize in höhere Qualität zu investieren. Je nach Definition der Konsumenten-Präferenzen können weitere Tauschgewinne durch größere Produktvielfalt entstehen. Meine Arbeit zeigt jedoch auch, dass die angebotene Vielfalt schrumpfen kann, wenn starke Qualitätspräferenzen der Konsumenten zusammen mit einer Marktvergrößerung den Qualitätswettbewerb so verschärfen, dass disproportional viele Firmen vom Markt verdrängt werden.

In einer empirischen Analyse mit französischen Firmendaten zeige ich, dass der Polarisierungs-Mechanismus tatsächlich in den Daten existiert: in einem größeren Markt expandieren Firmen, die höhere Qualität produzieren, disproportional. Ich teste diese Voraussage im Kontext der französischen Champagner-Industrie, die einzige Industrie für die differenzierte Qualitätsbewertungen auf Firmenebene existieren. Dies erlaubt mir, den Effekt eines größeren Marktes auf Produzenten verschiedener Qualität zu identifizieren. Die Schätzungen weisen darauf hin, dass tatsächlich ein Wohlfahrtsgewinn durch eine höhere Durchschnittsqualität entsteht.

Des Weiteren analysiere ich in der Dissertation theoretisch die Effizienz des Marktgleichgewichts unter unvollkommenem Wettbewerb mit Qualitätsinvestitionen. Hier arbeite ich mit einer vereinfachten Version meines Hauptmodells, das anstatt von heterogenen Firmen von symmetrischen Firmen ausgeht. Diese Vereinfachung erlaubt mir gleichzeitig, die Rolle, die Firmenheterogenität in meinem Hauptmodell spielt, zu isolieren. Ich weise nach, dass der Markt im Vergleich zur effizienten Lösung unter einem "Social Planner" sowohl zu wenig Output als auch zu niedrige Qualität produziert. 1 Produktvielfalt kann je nach Parameterwerten entweder zu hoch oder zu niedrig sein. Eine Marktvergrößerung im Zuge der Globalisierung vermindert Ineffizienzen der dezentralisierten Allokation nur zum Teil; Investitionen in Produktqualität verhindern, dass der Markt im Grenz zur Lösung des Social Planner’s konvergiert. Das Resultat, dass starker Qualitätswettbewerb Produktvielfalt verringern kann, bleibt auch in der vereinfachten Version des Modells bestehen.

Wirtschaftspolitische Schlußfolgerungen

A priori deutet die Analyse potentieller Tauschgewinne und die Effizienzanalyse darauf hin, dass Schritte hin zu weiterer Marktöffnung neue Wohlfahrtsgewinne ermöglichen. Zwei Caveats jedoch zu dieser Schlussfolgerung:

  1. Der theoretische Rahmen lässt eine alternative Qualitätsinterpretation zu, nach der „Qualität“ rein durch Marketing erzeugt werden kann. Aus Wohlfahrtsperspektive kommt es dann darauf an, ob man annimmt, dass Marketing zusätzliche nutzensteigernde Informationen über ein Produkt gibt/Konsumenten rein aus einem Prestigegewinn Nutzen ziehen oder ob Werbung schlicht Präferenzen verändert und somit nicht zum Wohlfahrtsgewinn beiträgt.
  2. Die Analyse geht von einem „repräsentativen Konsumenten“ aus, d.h. es werden Tauschgewinne für den durchschnittlichen Verbraucher ermittelt. Dies ist im Hinblick darauf angebracht, dass hier der Gesamtwohlfahrtsgewinn ausgewertet wird. Darüber hinaus ermöglicht die Modellierung von Verbraucherheterogenität die Auswertung von Verteilungsaspekten, die im Zusammenhang mit Globalisierung unter Qualitätswettbewerb relevant werden. Eine weitere interessante Frage ist die Gewichtung von Konsumenten einerseits und Firmen andererseits in der Verteilung der Tauschgewinne. Diese Fragen sind Gegenstand meiner derzeitigen Forschungsprojekte.

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