Asset-Herausgeber

Institutions, Institutional Stability and Prosperity

Zusammenfassung der Dissertation

Asset-Herausgeber

Helena Helfer

Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Mein Dissertationsprojekt ist unter dem Titel Institutions, Institutional Stability and Prosperity mit dem Teilprojekt On the transferability of the Social Market Economy and the prosperity effects in dem durch Interdependenz charakterisierten Verhältnis zwischen politischem System, Institutionen und ökonomischer Prosperität angesiedelt. Diese drei Dimensionen bilden ein ergiebiges Spannungsfeld. Aus einer normativen Perspektive heraus bietet sich die Einteilung von politischen Systemen in demokratische und nicht-demokratische Systeme als erste Dimension an. Demokratie ist dabei aber nicht nur auf den etymologischen Sinn einer vom Volk ausgehenden Herrschaft, deren Repräsentanten in freien, geheimen und gleichen Wahlen bestimmt werden, beschränkt, sondern geht mit funktionierenden demokratischen Institutionen, wie der Wahrung von Menschenrechten, Rechtsstaatlichkeit, freier Presse und anderen aus normativer Perspektive wünschenswerten Eigenschaften einer freien Gesellschaft einher.

Die zweite Dimension umfasst die Institutionen, insbesondere solche Institutionen, die als demokratisch empfunden und durch das politische System der Demokratie strukturiert werden. Es gibt keine einheitliche Definition des Institutionen-Begriffs, aber es lassen sich aus verschiedenen gängigen Definitionen grundsätzliche Charakteristika von Institutionen herausdestillieren. So wird im Zusammenhang von Institutionen häufig von formellen oder informellen Regeln oder Regelsystemen gesprochen, die das Verhalten der Wirtschaftssubjekte in ihrem Wirkungsraum steuern sollen. Außerdem sind Institutionen langfristig angelegt und enthalten, je nach Definition, Sanktionsmechanismen, um ihre Implementierung zu garantieren. Institutionen lenken also Entscheidungen und Handlungen von Wirtschaftssubjekten. Sind die Institutionen stabil, führt dies unter anderem zu erhöhter Sicherheit, erhöhter Planbarkeit und geringeren Transaktionskosten für die Wirtschaftssubjekte. Zentrales Ziel eines optimalen Staates ist es daher, für Institutionenstabiliät zu sorgen. Die Stabilität von Institutionen eignet sich jedoch nicht als normative Richtschnur, um einen Ist-Zustand von einem Soll-Zustand abzugrenzen, da auch in nicht-demokratischen Systemen stabile Institutionen vorhanden sein können, wobei die Individuen eben nicht die freie Wahl haben, ob sie sich diesen Institutionen unterwerfen wollen oder nicht. Oft wird die Qualität der Institutionen eines Einzugsgebiets untersucht und es stellt sich daher die Frage, ob die Institutionenqualität anstelle der Institutionenstabilität als normative Richtschnur dienen kann. Es stellt sich insbesondere die Frage nach der Interdependenz von politischem System und Institutionenstabilität sowie von politischem System und Institutionenqualität, und dabei ob diese in demokratischen Ländern notwendigerweise höher ist als in nicht-demokratischen Ländern.

Prosperität als dritte Dimension ist ein Synonym für materiellen Wohlstand. Die wirtschaftliche Prosperität der Nation ist ein zentrales Ziel des Staates und auf individueller Ebene oft auch ein zentrales Ziel für die Wirtschaftssubjekte. Prosperität kann auch dann vorliegen, wenn es einer Elite gut und der breiten Masse schlecht geht. Selbst wenn keine Situation vorliegt, die von sozialer Ungleichheit gekennzeichnet ist und jedes Individuum ein ausreichendes finanzielles Auskommen hat, kann Prosperität auch bestehen, wenn es eine Person gibt, die beispielsweise willkürlich über die Einkommensverteilung aller anderen bestimmt, wenn Minderheiten benachteiligt werden oder keine Möglichkeit zur freien Meinungsäußerung besteht. Als normative Richtschnur zur Beurteilung von Soll- oder Ist-Zuständen eignet sich Prosperität also nicht, stattdessen soll sie als Zustand verstanden werden. Damit ist der den Überlegungen meines Dissertationsprojekts zugrundeliegende Erklärungsrahmen aufgespannt: das politische System, im normativen Idealfall eine Demokratie, strukturiert die Institutionen, welche wiederum auf die ökonomische Prosperität wirken. Damit ist noch keine Aussage hinsichtlich der Wirkungsrichtung getroffen.

Im Kern meiner Arbeit steht dabei die These, dass sich das Institutionengefüge der Sozialen Marktwirtschaft positiv auf die ökonomische Prosperität auswirkt. Daraus ergibt sich auch die entwicklungsökonomische Frage, ob das Institutionengefüge der Sozialen Marktwirtschaft auf Transfer- und Entwicklungsökonomien übertragen werden kann, und aus einer normativen Perspektive, ob es überhaupt übertragen werden sollte, welche Prosperitätseffekte durch eine Übertragung in verschiedenen Ländern und Ländergruppen erzielt werden und wie nachhaltig stabil diese sind.

Das Dissertationsprojekt ist kumulativ angelegt und zerfällt daher in verschiedene Teilprojekte. Im ersten hier beschriebenen Teilprojekt wird ein Index entwickelt, der die Wirtschaftsordnung der Sozialen Marktwirtschaft messbar macht. Die Soziale Marktwirtschaft wird dabei als Bündel guter Institutionen definiert, die im theoretischen Strukturmodell in die drei Kategorien Political Institutional Quality, Economic Institutional Quality und Societal Institutional Quality fallen. Das Modell ist einerseits theoretisch fundiert und fußt folglich in seiner Begründung sowohl auf den Ideen der Väter der Sozialen Marktwirtschaft als auch dem Reformbedarf des Konzepts, andererseits ist das Modell auch am empirisch Machbaren orientiert. Genau dokumentiert wird auch die mathematische Konstruktion des Index, welche das theoretische Modell adäquat widerspiegeln soll. Die Datenbasis für die empirische Analyse liegt in Form eines Paneldatensatzes vor, der sich aus Daten internationaler Organisationen und nationaler statistischer Behörden, sowie aus Daten von Forschungseinrichtungen und kommerziellen Anbietern speist. Aus Gründen der Datenverfügbarkeit wird zunächst ein Zeitraum ab den 1990er Jahren betrachtet, es ist aber geplant den Datensatz später zu erweitern. Für jedes betrachtete Land werden für jedes Jahr Indexwerte für alle drei Kategorien berechnet. Diese drei Indizes werden dann mit Prosperitätsdaten regressiert, um Hinweise auf den möglichen Zusammenhang zwischen Institutionen und Prosperität zu erhalten. Durch die Verwendung der drei verschiedenen Indexkategorien als unabhängige Variablen soll analysiert werden, ob bestimmte Teilbündel von Institutionen stärkeren Einfluss auf die ökonomische Wohlfahrt eines Landes haben als andere. Es bietet sich darüber hinaus an, die Werte der drei Subkategorien zu einem umfassenden Indexwert für Soziale Marktwirtschaft zu aggregieren, um Erkenntnisse über die weltweite Verteilung von Institutionen Sozialer Marktwirtschaft gewinnen zu können. Es ist bekannt, dass die Aussagekraft eines Index‘ erheblich von der Güte seiner Konstruktion abhängt und dass selten mehr als Tendenzaussagen möglich sind. Um einen angemessenen Umgang mit diesem Themenkomplex zu ermöglichen, ist eine umfangreiche technische Dokumentation der Indexkonstruktion selbstverständlich, und Probleme hinsichtlich der Aussagekraft werden offen diskutiert.

Die empirischen Erkenntnisse des ersten Teilprojekts sind zwangsläufig auf die qualitative Perspektive angewiesen, wenn es um praktische Konsequenzen geht. Während die quantitative Analyse diejenigen Institutionen identifizieren soll, die prosperitätsfördernd sind, braucht es auch qualitative Methodik um aufzuzeigen, wie Institutionen in spezifischen Kontexten transplantiert werden können, insbesondere vor dem Hintergrund des Zusammenspiels mit vor Ort vorhandenen formellen und informellen Institutionen. Daher wird es im zweiten Teilprojekt zunächst auf einer wissenschaftstheoretischen Metaebene darum gehen, die unterschiedlichen methodischen Grundannahmen qualitativer und quantitativer Forschung zu überwinden. Anschließend soll anhand meiner Erkenntnisse aus der quantitativen Forschung und den Erkenntnissen meiner Kollegin Pia Becker aus der qualitativen Forschung konkret gezeigt werden, wie der Transfer von Institutionen funktionieren kann.

Im dritten Teilprojekt sollen die Institutionenstabilität und ihre Determinanten im Mittelpunkt der abermals empirischen Analyse stehen, die jedoch gerade in diesem Bereich auf umfangreiche theoretische Modellarbeit angewiesen sein wird. Im Einzelnen sollen ökonomische Anreizstrukturen untersucht werden, die stabilitätsfördernd wirken. Auch steht die Frage im Raum, inwiefern die institutionelle Wirtschaftsordnung auch eine Gesellschaftsordnung darstellt, und ob stabile wirtschaftliche Institutionen somit nachhaltig auf gesellschaftliche Strukturen und gesellschaftliches Verhalten wirken. Weiterhin sollen politische Machtstrukturen analysiert werden, und es soll der Frage nach ökonomischer Legitimation der herrschenden Macht nachgegangen werden. Gerade im Hinblick auf Institutionenstabilität wird es auch interessant sein zu untersuchen, was bestimmende Kriterien für den erfolgreichen Abschluss von Institutionentransfers sind, ebenso Kriterien für den Abbruch im Fall des Misserfolgs.

Mein Dissertationsprojekt wird von Prof. Dr. Thomas Apolte betreut, der den Lehrstuhl für Ökonomische Politikanalyse an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster innehat. Es wird in englischer Sprache abgefasst.

Asset-Herausgeber

Asset-Herausgeber

Asset-Herausgeber