Asset-Herausgeber

Restoring Incentives and Liability – Bank Regulation and Bank Risk in the Post-Crisis Era

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Dr. Josef Korte

Volkswirtschaftslehre

Universität Frankfurt am Main

Motivation und Problemaufriss

Die Regulierung von Banken und Finanzinstituten ist ein Forschungsthema, wie es aktueller kaum sein könnte: Insbesondere die Umsetzung der regulatorischen Antworten auf die Finanz- und Staatsschuldenkrisen steht teilweise noch aus oder muss aus Sicht der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung noch untersucht und bewertet werden. Empirisch fundierte Politikempfehlungen und Evaluationen der neuen Bankregulierungsregime sind noch immer rar. Die Analyse des Zusammenspiels von Bankinsolvenzregulierung, Bankverhalten und Bankrisiken sowie Staatsrisiken und letztlich der Realwirtschaft ist damit ein hochaktuelles und aus praktischer wie akademischer Sicht hochrelevantes Forschungsgebiet. In der Dissertationsschrift werden mehrere Teilaspekte der Aus- und Wechselwirkungen von Regulierung auf Finanz- und Realwirtschaft unter Nutzung moderner ökonometrischer Methoden untersucht. Durch zahlreiche Vorträge auf akademischen Konferenzen und Fachkonferenzen von Regulatoren und Zentralbanken konnten viele der Methoden und Erkenntnisse nicht nur in den kritischen Diskurs gestellt werden, sondern konnten auch in die konkrete Arbeit der Bankregulierung einfließen. Im Folgenden soll ein kurzer Überblick über die Fragestellungen und die Kernergebnisse der Forschungspapiere gegeben werden, die zusammen die Dissertationsschrift ergeben.

Forschungsfokus 1: Wishful Thinking or Effective Threat? Tightening Bank Resolution Regimes and Bank Risk-Taking

In diesem Forschungspapier wird untersucht, inwieweit sich Änderungen der Bankinsolvenzregulierung auf die Risiko- und Investitionsentscheidungen von Geschäftsbanken auswirken. Konkretes Beispiel ist die Einführung der „Orderly Liquidation Authority“ (OLA) in den USA im Rahmen der generellen Überarbeitung des US-Bankregulierungsregimes nach der internationalen Finanzkrise (Dodd-Frank Act). Mit der OLA findet eine Ausdehnung eines geordneten (und in der Vergangenheit hundertfach angewendeten) Bankeninsolvenzverfahrens auf Finanzinstitute statt, für die es vorher kein spezialisiertes Abwicklungsverfahren gab. Unter Nutzung eines ausführlichen Datensatzes für rund 7.000 US-Banken (der von der Regulierungsbehörde zur Verfügung gestellt wurde) kann empirisch nachgewiesen werden, dass Banken, die von der Einführung der OLA besonders stark betroffen sind, das Gesamtrisiko ihrer Geschäftsmodelle signifikant reduzieren. Damit scheint die reine Verfügbarkeit eines geeigneten Abwicklungsmechanismus das Risikoverhalten der Banken generell zu beeinflussen. Allerdings findet sich dieser Effekt nicht bei den größten und systemisch relevantesten Banken. Das vieldiskutierte „too-big-to-fail“-Phänomen scheint daher mit der Einführung der OLA nicht gelöst zu sein.

Forschungsfokus 2: Catharsis – The Real Effects of Bank Insolvency and Resolution

In diesem Forschungspapier werden die Auswirkungen regelbasierter Bankinsolvenzen und Abwicklungen insolventer Finanzinstitute auf die Realwirtschaft analysiert. Insbesondere werden spezielle Insolvenzregeln definiert und ihre Umsetzung für rund 10.000 Banken aus 39 Staaten berechnet. Kern der Arbeit ist die ökonometrische Untersuchung der Auswirkungen dieser Insolvenzregeln und ihrer Umsetzung auf die Entwicklung des realwirtschaftlichen Wachstums. Hierzu wird ein repräsentativer Datensatz mit über 2 Millionen Unternehmen empirisch analysiert. Tatsächlich lässt sich ein wachstumsfördernder Effekt von regelgebundener Bankabwicklung, insbesondere für Unternehmen aus bankabhängigen Branchen sowie für besonders profitable Unternehmen nachweisen. Dieser liegt in der sorgfältigeren und effizienteren Kreditvergabepraxis von Banken, die einer möglichen Abwicklung im Falle der Insolvenz ausgesetzt sind, begründet. Findet sich hingegen kein regelgebundener Insolvenzmechanismus (bzw. wird dieser nicht umgesetzt), kommt es zu Verzerrungen in der subjektiven Risikobereitschaft von Banken („Moral Hazard“) und verzerrten Anreizen in der Kreditvergabe, die letztlich zu suboptimalen Allokationsergebnissen führen und dem Wachstum der Realwirtschaft insgesamt schaden. Diese Ergebnisse stützen eine Politik der regelgebundenen Abwicklung insolventer Finanzinstitute.

Forschungsfokus 3: Zero Risk Contagion – Banks' Sovereign Exposure and Sovereign Risk Spillovers

Dieses Forschungspapier widmet sich der Frage, wie Investitions- und Risikoentscheidungen von Banken mit Risikobewertungen von Staaten (z.B. in Form von Preisen für Kreditausfallversicherungen oder Credit Default Swaps) zusammenhängen. Hintergrund ist die Staatsschuldenkrise der letzten Jahre, die deutlich gemacht hat, dass Risikoentscheidungen von Banken durchaus auf die Risikoeinschätzungen von Staaten bzw. Staatsanleihen zurückwirken können. Einen möglichen Transmissionsmechanismus können dabei die Bilanzen und Risikopositionen nationaler Banken und deren regulatorische Kapitalhinterlegung darstellen. Aus den empirischen Analysen ergibt sich, dass das Risiko von Staatsanleihen tatsächlich (u.a.) durch Bankbilanzen im Zusammenspiel mit regulatorischen Regelungslücken (z.B. Null- Risikogewicht für europäische Staatsanleihen im Rahmen der Kapitalanforderungs-Richtlinie/ Basel-Umsetzung auf europäischer Ebene) determiniert wird. Kurz gesagt: Steigt das Risiko der EU-ausländischen Staatsanleihen, die Banken in ihren Bilanzen halten, so steigt wegen mangelnder Kapitalhinterlegung (in Folge des Null-Risikogewichts für Staatsanleihen) auch das Ausfallrisiko des Heimatstaats. Diese Ergebnisse sprechen für eine (zumindest schrittweise) Abschaffung des Null-Risikogewichts für Staatsanleihen in der europäischen Bankkapital-Regulierung.

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