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Vom Hafenarbeiter zum Kapitän

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Es riecht nach frittiertem Essen und Schiffsabgasen. Julian Zimmermann ist 19 Jahre alt. Er ist auf dem Schiff Comodore, hinter der Theke und putzt Gläser. Julian hat kurze helle Haare und einen Dreitagebart. Er ist groß und kräftig gebaut, denn er sagt oft, dass sein Beruf nichts zum Ausruhen sei, denn er muss am Tag ziemlich viele 50 Liter Fässer heben und das kann schon mal in die Arme gehen.

Julian macht eine Ausbildung als Hafenschiffer und ihm gefällt es auf der Comodore. Julian hat einen Hauptschulabschluss gemacht, aber danach gleich mit der Ausbildung angefangen. Er muss jeden Morgen ungefähr eine Stunde mit dem Auto nach Hamburg fahren, das macht ihm aber nicht viel aus. Nach seiner Ausbildung will er das Hafenpatent erwerben, mit dem er alle Hafenfahrzeuge bedienen kann. Mit 21 Jahren möchte er noch die Personenbeförderungsbescheinigung machen, damit er selber auch Touristen herum fahren kann. Seine Kollegen, wie sein Chef Ali sind alle total freundlich.

Unten im Schiff befinden sich blau bezogene Sitze und weiße Tische, auf denen Blumen stehen. Dies erinnert an ein gemütliches Mittagessen in Omas Wohnzimmer. Ein Geruch aus Kaffee, Bier und Süßgebäck charakterisieren den großen Raum.

Der 19 Jährige hat sozusagen jeden Job auf dem Schiff. Manchmal lenkt er selber das Schiff, oder hilft hinter der Theke oder er hilft Kapitän Ali beim „Klagen“. So nennt man das, wenn man probiert Kundschaft für die nächste Hafenrundfahrt einzutreiben. Der Kapitän Ali sagt oft zu weiblichen Passantinnen: „Wir brauchen noch Schönheiten an Board, wollt ihr nicht auch mitfahren?“ Viele Frauen lachen nachdem sie das hörten, wollten aber trotzdem nicht mitfahren.

Der Hauptjob von Julian ist aber das Moderieren während der Schiffsfahrt. Draußen weht ein kräftiger Wind und man sieht den Leuten an, dass es nicht sehr warm ist, denn sie drücken ihre Nasen ganz weit in ihre Schals. „Als kleiner Junge war ich oft mit meinem Opa und mit meiner Oma hier am Hamburger Hafen Schiff fahren und Ferien habe ich auch oft hier gemacht“, erzählt Julian begeistert. Man merkt ihm an, dass er den Hafen liebt und hier her gehört.

Das Schiff legt ab und Julian hilft beim Ablegen. Dann geht er ans Mikrofon und fängt an mit der Begrüßung und mit den wichtigsten Infos. Julian ist zwar kein gebürtiger Hamburger, kennt sich aber wie in seiner rechten Jackentasche aus. Während der ganzen Fahrt unterhält er die Passagiere mit einem Gemisch aus Informationen, Fakten und Witzen. Nach jedem Witz lachen die Leute, aber danach ist es wieder sehr ruhig und die Leute hören Julian aufmerksam zu. Der Barkeeper ist eher im Hintergrund, ist aber auch total beschäftigt mit Bestellungen aufnehmen und Servieren.

Im oberen Teil des Schiffes ist es sehr windig und die Sonnenstrahlen kommen nur teilweise hinter der Wolkendecke hervor. Die Passagiere haben dicke Jacken an, aber lassen sich wegen etwas Wind nicht von ihren Bierpartys abhalten. „So ich lege jetzt mal eine kleine Pause ein“, sagt Julian mit freundlicher Stimme. Gerade als er dies ausgesprochen hat, fängt das grosse Gerede an. Von überall hört man Gelächter und laute Stimmen. „Jetzt habe ich euch lange genug verschont“, sagt er und fuhr mit dem Moderieren fort. Die Fahrt verging wie im Fluge. Er fragte noch für kleine Spenden, die man am Ausgang abgeben konnte.

Julian erzählte von einem älteren Seemann, der einmal bei ihm mitgefahren war. Er sagte, dass dieser Mann zum Abschied etwas zu ihm gesagt hat, dass er sich noch gut merken konnte: „Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel“. Das bedeutet so viel, dass alles gut geht oder dass das Boot nicht auf Grund auflaufen wird. Julian denkt auch, dass sein eigenes Boot auch nicht auf Grund auflaufen wird und vielleicht auch eines Tages mal ein guter Kapitän wird.

Von Philipp Nicolai

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