Während die Gemeinsamkeiten im Friedensprojekt der Europäischen Union bröckeln, werden weltweit 222 Konflikte gewaltsam ausgetragen. Besonders die humanitäre Katastrophe in Syrien zeigt, wie ungläubig, apathisch oder hilflos die Reaktionen auf diese kriegerischen Entwicklungen bleiben. Aber längst nicht allein moralische, sondern eisenharte real- und sicherheitspolitische Gründe zwingen dazu, dem Scheuklappendenken zu entsagen. Der innerstaatliche Syrienkrieg ist zu einem regionalen und internationalen Konflikt mit einer unüberschaubaren Zahl von Akteuren und widerstreitenden Interessen eskaliert. Jederzeit könnten sich die Feindseligkeiten zu einem Flächenbrand ausweiten. Die europäischen Länder taumelten nicht zuletzt aus Fatalismus gegenüber der Komplexität damaliger Krisen in den Ersten Weltkrieg. Im heutigen Europa ist eine ähnliche Erschöpfung spürbar, die die neu-autoritären Führer dieser Welt noch dazu mit gezielter Provokation und Eskalation genussvoll für sich ausschlachten. Europa und der Westen sind nicht davor gefeit, ihre Gemeinsamkeit weiter zu schwächen, obwohl letztlich die Glaubwürdigkeit der Vereinten Nationen und aller Mechanismen zur Verhinderung und Beilegung internationaler Konflikte weiterhin von ihr abhängen. Die neue Welt-Unordnung beginnt bei uns und nicht in Syrien, aber Syrien könnte den Ausgangspunkt eines erneuten Totalversagens markieren: „Urkatastrophe“ des 21. Jahrhunderts?
Inhaltsverzeichnis anzeigenAsset-Herausgeber
Syrien - die Folgen des Krieges
Inhalt
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Editorial, Ausgabe 553
von Bernd Löhmann
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Fotostrecke: Jenseits der Flüchtlingszahlen
Die surrealen Inszenierungen des Fotografen Omar Imam
Syrien - die Folgen des Krieges
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Wiederaufbau jetzt?
Die Rolle Deutschlands und Europas
von Roderich Kiesewetter
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Kein Ende der Geschichte
Der Syrienkrieg und die Gefahr für die liberale Weltordnung
von Thomas Birringer
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Interview: "Wer Krankenhäuser bombardiert, gehört bestraft"
Albrecht von Boeselager, Großkanzler des Malteserordens, über die Möglichkeiten und Grenzen humanitärer Hilfe in Syrien
von Albrecht von Boeselager, Bernd Löhmann
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Assads afghanische Söldner
Der Einsatz der Fatemiyoun in Syrien
von Nils Wörmer
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Teufelskreis der Gewalt
Die Syrien-Konferenzen als Beispiel für die Herausforderung internationaler Konfliktlösung
von Carsten Wieland
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Exempel für den Weltmachtstatus
Russlands Rolle im Syrien-Konflikt
von Kristin Helberg
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Vom Iran- zum Syrien-Krieg?
Die Unsicherheitsarchitektur der USA am Golf
von Josef Braml
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Irans Interessen
Positionen zwischen Syrienkrieg und Atomabkommen
von Oliver Ernst
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Israel und Syrien
Zwischen humanitärem Engagement und Sicherheitsüberlegungen
von Nir Boms
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Zerbrechliche Akzeptanz
Die politische Dimension der syrischen Flüchtlingskrise in der Türkei
von M. Murat Erdogan
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Zwischen den Fronten
Die Kurden in Syrien
von Gülistan Gürbey
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Jenseits des Streits
Die Leistungen der Europäischen Union seit der Migrations- und Flüchtlingskrise
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Sehnsucht nach der Vorkriegszeit
Zur Situation der Christen in Syrien
von Otmar Oehring
Kommentiert
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Fern von Aleppo
Wie ich als Syrer Deutschland erlebe
von Faisal Hamdo
Spotlights
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Nachbar in Nöten
Auswirkungen des Syrienkrieges auf den Libanon
von Malte Gaier, Michaela Balluff
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Kein Ende in Sicht
Weshalb Syrien instabil bleiben wird
von Sebastian Gerlach, Hannes Pichler
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Erhöhter Druck
Die syrische Flüchtlingskrise und Jordanien
von Annette Ranko, Leontine von Felbert
Seitenblick
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Garant internationaler Identität
Parlamentarismus im Spannungsfeld zwischen Globalisierung und staatlicher Souveränität
von Bronislaw Maria Karol Komorowski
Erinnert
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Veritable Revolution
Was die Forschung über die Weimarer Republik beschäftigt
von Wolfram Pyta
Gelesen
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Aus den Fugen
Die arabische Welt zerfällt, der Westen bleibt ratlos
von Edmund Ratka
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Weimar und wir
Die Bedeutung der katholischen Soziallehre für das Gesellschaftsmodell der Bundesrepublik
von Norbert Lammert
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Demokratie in Gefahr!
Über wachsende autoritäre Erosionskräfte
von Hanns Jürgen Küsters