Detalles

Die Niederländerin Hebe Kohlbrugge wurde 1914 geboren und wuchs in einem protestantischen Elternhaus auf. Nach dem Abitur ging sie nach England – als Au-Pair-Mädchen in die Familie von John Churchill, einem Neffen von Winston. Ihr weiterer Lebensweg führte Frau Kohlbrugge im Olympia-Jahr 1936 ins nationalsozialistische Deutschland, wo sie sich in der Bekennenden Kirche engagierte. Dafür wurde sie mit Ausweisung aus dem Deutschen Reich bestraft.

Nach dem Überfall der Wehrmacht auf die Niederlande schloss sich Hebe Kohlbrugge dem Widerstand an, verteilte gemeinsam mit ihrer Schwester Hanna illegale Flugblätter und brachte als Kurierin wichtige Dokumente über die Grenze. Nach ihrer Verhaftung 1944 saß sie als politischer Häftling im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück ein, musste in der Krankenbaracke arbeiten. Der Freundschaft zur einer Gruppe von Tschechinnen verdankt sie ihr Leben.

In der Nachkriegszeit errichtete Kohlbrugge unter dem Dach der Kirche ein Versöhnungswerk zwischen den Niederländern und ihren einstigen Besatzern. Damit trug sie maßgeblich dazu bei, die Freundschaft zwischen den Nachbarn zu errichten. Sie selbst habe keinen Hass auf die Deutschen gespürt, nur auf Hitler und die Nationalsozialisten.

Ihr christliches Engagement ließ Hebe Kohlbrugge nach dem Erstarken neuer Diktaturen in Osteuropa erste Löcher in den Eisernen Vorhang reißen: Über Jahrzehnte baute sie Kontakte zu Gemeinden in den kommunistisch beherrschten Staaten auf, reiste oft in die Tschechoslowakei, nach Rumänien, Ungarn oder Polen, auch in die DDR und sogar in die Sowjetunion: Jahrzehnte vor dem Fall der Mauer errichtete sie erste Brücken über dieses Bollwerk, das zwei Welten trennte.

In ihrem Buch „Zwei mal zwei ist fünf. Mein unberechenbares Leben seit 1914“, Leipzig 2003 (Evangelische Verlagsanstalt) blickt Hebe Kohlbrugge auf ihr langes Leben zurück, in dem sie jenen Menschen half, die unter dem Joch totalitärer Diktaturen litten.