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"Clamavi ad te"

Ein Überlebender des KZ Langenstein-Zwieberge berichtet

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mit Roger Leroyer (Paris)

Erfurt (15. September 2004)

Der Franzose Roger Leroyer wurde im August 1944 verhaftet und musste einen Monat in einer Einzelzelle des Gefängnisses von Ratingen verbringen. Die Nationalsozialisten verschleppten ihn zunächst weiter ins Konzentrationslager Sachsenhausen, später nach Langenstein-Zwieberge, einem Außenlager des KZ Buchenwald. Der im Jahr 1922 geborene Leroyer musste wie alle Franzosen seines Jahrgangs in Deutschland Zwangsarbeitsdienst leisten. Im Büro des Arbeitslagers riss er ein Hitler-Bild von der Wand, wurde verraten und musste als politischer Häftling die brutale Strafe antreten. Nur mit letzter Kraft überlebte Leroyer die Qualen des KZ. Nachdem Langenstein-Zwieberge am 13. April 1945 von der US-Amerikanern befreit worden war, verbrachte der geschwächte und auf 34 kg abgemagerte junge Mann drei Wochen im Krankenhaus Halberstadt. In dieser Zeit verarbeitete er in Gedichten und kurzen Prosatexten das Leid, was ihm in den Lagern angetan wurde. Erst 1996 erschienen diese Texte im Buch „Clamavi ad te“ zunächst in französischer Sprache, 2003 auch in Deutsch. Auf Einladung des Bildungswerks Erfurt der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. weilte Roger Leroyer im September 2004 in Erfurt, stellte in der Buchhandlung Peterknecht sein Buch vor und berichtete über sein Schicksal. Er las in französischer Sprache; die Übersetzerin Gesine Daifi trug die Texte in Deutsch vor.

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Roger Leroyer liest in Erfurt.

Die Nationalsozialisten errichteten das Außenkommando Langenstein-Zwieberge im Frühjahr 1944. Bei den so genannten Thekenbergen in der Nähe von Halberstadt im Harz wählten sie das Gelände für eine Verlagerung der Flugzeug-Produktion für die Junkerswerke. Untertage sollten Häftlinge des KZ Buchenwald für die Rüstungsindustrie zwangsarbeiten. Zunächst für 2.000 Häftlinge konzipiert, wuchs das Lager schnell auf 5.000 Personen aus 23 Ländern, die unter unwürdigsten Bedingungen ein 13 km langes Stollensystem mit bis zu sechs Metern Höhe in den Berg hineintrieben. Die SS gab dem Bauvorhaben die Tarnbezeichnung „Malachit“. Über 2.000 Menschen überlebten die Qualen in Langenstein-Zwieberge nicht. Mehrere tausend Menschen verstarben zudem auf einem Todesmarsch, mit dem die SS die letzten Überlebenden zwei Tage vor Befreiung des Lagers „evakuierte“ – ein Euphemismus der Nazi-Sprache angesichts der hohen Sterblichkeit auf diesen Märschen.

Der Schrecken des Lagers Langenstein-Zwieberge kommt in den Gedichten und Prosatexten Leroyers zum Ausdruck. Er beschreibt seine Qualen angesichts der schweren Arbeit, seine Ängste, die Schläge durch die SS, den Hunger, die Kälte, die Krankheiten, die Demütigungen durch die zivilen „Vorarbeiter“, aber auch seine Hoffnungen und seine Gedanken an die geliebte Familie zuhause in Frankreich. Beim Überleben half ihm der tiefe christliche Glauben und seine humanistische Einstellung. Als Kind und Jugendlicher hatte er elf Jahre in einem Priesterseminar gelebt, später den christlichen Glauben in Paris studiert. Mit dieser Kraft durch den Glauben konnte er trotz seiner Schwächung auch andere Häftlinge unterstützen, doch viele Kameraden überlebten das Grauen nicht.

Im Gedanken an die ermordeten bzw. vor Hunger und Schwäche ausgezehrten und verstorbenen Mithäftlinge hat er das Buch geschrieben. Doch es soll nicht nur an Vertreibung, Deportation und Tod erinnern, sondern auch die jüngeren Generationen wachrütteln und vor einer Wiederkehr eines extremistischen Systems warnen. Die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit ist für den Autor eine der wichtigsten Aufgaben. Leroyer war 1980 erstmals in Sachsenhausen, doch hatte er damals keine Kraft, das ehemalige Lager zu betreten. Viele Jahre mussten vergehen, bis er die Gedenkstätte wieder aufsuchte und an die Orte seines Leids zurück kehrte. So konnte er auch die eigene Vergangenheit bewältigen.

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Das Buch:Clamavi ad te. Der Schrei nach Freiheit, Jena, Quedlinburg 2003 (Verlag Dr. Bussert & Stadeler), 176 Seiten, 29,90 €

Verlag Dr. Bussert & Stadeler

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Sankt Augustin Deutschland