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Notas de acontecimientos

Jüdische Soldaten in deutschen Armeen

Erste Tagung des Bundes jüdischer Soldaten

Jüdische Soldaten in einer deutschen Armee – das war vor 1933 nichts Ungewöhnliches. Zwölf Jahre später jedoch, nach dem durch die Nationalsozialisten entfachten Holocaust, war es kaum mehr vorstellbar. Dennoch hat die Bundeswehr heute wieder einige Mitglieder jüdischen Glaubens, und diese schlossen sich am 8. November 2006 zum „Bund jüdischer Soldaten“ zusammen, um auf die große Tradition hinzuweisen, in der Juden in deutschen Armeen stehen. Ein besonderes Anliegen des Vereins ist das Schicksal der ehemaligen jüdischen Frontsoldaten des Ersten Weltkriegs, aber auch das Andenken an die jüdischen Soldaten in den Kriegen des 19. Jahrhunderts soll gewahrt werden. Eine gute Woche nach dem Jahrestag der Gründung kam der Bund nun in Berlin zusammen, um dieses Andenken auf einer Tagung zu pflegen. Unterstützt wurde er dabei vom Zentralrat der Juden und der Konrad-Adenauer-Stiftung.

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In seinem Grußwort hob der Generalinspekteur der Bundeswehr General Wolfgang Schneiderhan die große Bedeutung dieses Bundes innerhalb der Bundeswehr heraus. Er zeige, dass der Verrat, den die Deutschen während des Nationalsozialismus an ihren jüdischen Mitbürgern geübt haben, für die heutige jüdische Bevölkerung keine unüberwindbare Hürde darstelle, ihrem deutschen Vaterland zu dienen: „Dies belegt, dass die Bundesrepublik Deutschland aufgrund ihrer freiheitlichen demokratischen Grundordnung und Dank ihres aufrichtigen Bemühens, die Vergangenheit nicht zu verdrängen sondern sich ihr zu stellen, es wert ist, geschützt und verteidigt zu werden.“

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General Wolfgang Schneiderhan (Foto: H. Lüders)

Oberstleutnant i.G. Dr. Gideon Römer-Hillebrecht warf mit seinem Vortrag dann einen Blick auf die Situation jüdischer Soldaten in der Bundeswehr. Sie fühlten sich oftmals „zwischen allen Stühlen“, so Römer-Hillebrecht, da sie sich zum einen mit ihrer eigenen Kultur in eine funktionale Parlamentsarmee einbringen müssten und dabei andererseits auf inner-jüdische Vorbehalte stießen: „In der jüdischen Gemeinschaft war und ist die Wehrpflicht angesichts der traumatischen Erfahrungen mit deutschem Militär im NS-Regime für viele eher ein Unthema.“ Die Mitglieder des Bundes jüdischer Soldaten dienten hierbei als Projektionsfläche für die Identitätssuche vieler deutscher Juden im Allgemeinen. Wer die Gründung des Bundes dabei als jüdischen „Hurra-Patriotismus“ ablehne, der übersehe, dass der Verein nicht in der ungebrochenen Tradition eines nationalistischen deutsch-jüdischen Patriotismus stehe, sondern eine Form jüdischer Teilhabe am Geschehen in Deutschland sei. Dennoch sei die Entscheidung für oder gegen Wehrdienst für junge Juden in Deutschland eine schwierige: „Oft betrifft sie die noch immer von der Shoa tief geprägte Gefühlswelt anderer Familien- oder Gemeindemitglieder.“ Ob sich langfristig ein jüdisches Modell für die Bundeswehr durchsetze, hänge aber auch von der Mehrheitsgesellschaft ab.

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Verleihung der Bernhard-Weiß-Medaille an den Bundesvorsitzenden des BundeswehrVerbandes Oberst Bernhard Gertz durch den Vorsitzenden des Bundes jüdischer Soldaten Hauptmann Michael Berger (Foto: H. Lüders)

Im Zentrum des ersten Tagungsteils stand dann die erste Verleihung der Bernhard-Weiß-Medaille, die der Bund jüdischer Soldaten gestiftet hat, um Angehörige der Bundeswehr zu ehren, die sich in besonderer Weise um die Verständigung zwischen unterschiedlichen Religionen und Kulturen verdient machen. Erster Preisträger war der Bundesvorsitzende des BundeswehrVerbandes Oberst Bernhard Gertz, den der Vorsitzende des Bundes jüdischer Soldaten Hauptmann Michael Berger in seiner Laudatio als engagierten Befürworter des freiheitlichen und pluralistischen Charakters der Bundeswehr würdigte. In seinem Festvortrag vor der Verleihung der Medaille hob Gertz den hohen Standard an politischer Bildung der deutschen Soldaten hervor und forderte ein besonderes Gewicht für die historische Bildung. Für Mitbürgerinnen und Mitbürger sowie Kameraden jüdischen Glaubens trage die Bundeswehr eine besondere Verantwortung: „Die Behandlung der Kameraden jüdischen Glaubens durch die Nazis hätte eigentlich allen den soldatischen Werten verpflichteten Angehörigen der Reichswehr beziehungsweise Wehrmacht die Augen öffnen müssen. Das war weitgehend nicht der Fall. Das gibt Anlass zur Scham.“

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Michael Fürst (rechts) mit seinen alten Kameraden Bodo Gideon Riethmüller (links) und Inspekteur des Heeres Generalleutnant Hans-Otto Budde (Foto: H. Lüders)

Mit mehreren Vorträgen warf die Tagung in der Folge dann verschiedene Schlaglichter auf die Aspekte des Themas „Jüdische Soldaten in deutschen Armeen“. Besonders eindrücklich war dabei der Bericht des Ehrenvorsitzenden des Bundes jüdischer Soldaten Michael Fürst, der im Oktober 1966 als erster Jude nach dem Holocaust der Bundeswehr beitrat. Ausführlich sprach er über das Erbe seiner Vorfahren, die für ihr deutsches Vaterland im Ersten Weltkrieg gekämpft hatten, und ebenso erinnerte er an andere Juden, die in den sechziger Jahren wieder damit begannen, jüdische Teilhabe an der deutschen Gesellschaft aufzubauen. Seine Zeit in der Bundeswehr bereue er nicht, so Fürst, der unter vielen Anekdoten aus seiner Armeezeit zwar auch die Begegnung mit einem antisemitischen Hörsaalleiter einstreute, jedoch bis heute der festen Meinung ist, dass es Miteinander nur auf der Basis gemeinsamer Werte geben kann. Weitere Vorträge kamen vom Vorsitzenden der Orthodoxen Rabbinerkonferenz in Deutschland, Rabbiner Yitzchak Ehrenberg, zum Dienst an der Waffe aus halachischer Sicht, sowie vom Generalsekretär des Zentralrats der Juden Stephan J. Kramer, der über den bedenklichen Anstieg antisemitischer Straftaten im heutigen Deutschland sprach.

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Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden Stephan J. Kramer

Der Vorsitzende des Bunds jüdischer Soldaten Hauptmann Michael Berger erinnerte im zweiten Teil der Tagung an den Reichsbund jüdischer Frontsoldaten, der zwischen 1919 und 1938 unter zunehmend schwierigeren Bedingungen an die Leistung der jüdischen Soldaten im Ersten Weltkrieg erinnerte. Akribische Recherchearbeit lag dem Vortrag von Hauptmann Michael Esser zu Grunde, der im Anschluss das Schicksal jüdischer Frontsoldaten aus dem Rhein-Sieg-Kreis nachzeichnete. Dabei machte er an über zehn Einzelschicksalen deutlich, wie verdiente Soldaten des Ersten Weltkriegs zusammen mit ihren Familien von den Nationalsozialisten deportiert und umgebracht wurden. Den abschließenden Vortrag der Tagung hielt Oberstleutnant Bernhard Fischer, der die Brücke zu den jüdischen Soldaten in der Armee Israels schlug und deren Bedeutung seit der Staatsgründung demonstrierte.

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