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Chile: Beben der Stärke 8,8 im Zentrum des Landes

kohta Dr. Martin F. Meyer, Winfried Jung

Schwerstes Erdbeben seit 40 Jahren fordert über 700 Menschenleben und richtet großen Sachschaden an

Am 27. Februar hat am frühen Samstagmorgen (3.34 Uhr Ortszeit) eines der stärksten jemals registrierten Erdbeben den chilenischen Andenstaat heimgesucht. Der geologische Dienst der USA gab die Stärke des Erdstoßes mit 8,8 auf der Richterskala an – das zweitstärkste Beben weltweit in den letzten zwanzig Jahren.

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In den Folgestunden wurden mehr als 90 Nachbeben mit einer Stärke von bis zu 6,2 Punkten registriert. Das Epizentrum des Bebens lag den Seismologen zufolge rund 35 Kilometer unter der Oberfläche des Pazifischen Ozeans, 115 Kilometer entfernt von der Stadt Concepción und rund 320 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Santiago. Nach offiziellen Angaben der chilenischen Notfallbehörde (ONEMI) kamen aufgrund der Naturkatastrophe bisher über 711 Menschen ums Leben. Die Zahl der Todesopfer dürfte in den nächsten Tagen jedoch weiter steigen, da etliche weitere Opfer unter den Trümmern vermutet werden. Gegenwärtig bemüht sich die deutsche Botschaft um Aufklärung, ob unter den Betroffenen auch deutsche Staatsangehörige sind.

Laut der chilenischen Präsidentin Michelle Bachelet wurden rund zwei Millionen Chilenen direkt von den Folgen des Erdbebens betroffen. Es werde jedoch mehrere Tage dauern, um die Gesamtschäden zu ermitteln. Nach ihren Angaben müssen wohl schätzungsweise 1,5 Millionen Häuser sowie Hunderte Straßen und eingestürzte Brücken wieder aufgebaut werden. Die Küstenstadt Concepción mit ihren 200.000 Einwohnern wurde am stärksten betroffen. Doch auch der internationale Flughafen der Hauptstadt wurde aufgrund schwerer Schäden für mindestens 72 Stunden geschlossen, ebenso wie die wichtigste Straßenverbindung von Santiago in die betroffenen Gebiete. Internet und Telefone funktionierten zeitweise nicht, während die Strom-, Gas- und Wasserversorgung in einigen Regionen zusammenbrach und auch am frühen Montagmorgen noch nicht wiederhergestellt wurde. Nahe der Stadt Chillán zerstörte das Beben die Mauern eines Gefängnisses, was 269 Insassen zur Flucht nutzten.

Nachdem am Sonntag etliche Geschäfte und Supermärkte geplündert worden waren, rief die Präsidentin für die besonders betroffenen Regionen Biobío und Maule den Notstand aus. In Concepción wurde eine nächtliche Ausgangssperre von 21:00 bis 6:00 Uhr verhängt. Über 10000 Soldaten sollen nun die öffentliche Ordnung und die Sicherheit der Bevölkerung gewährleisten. Viele Ortschaften sind weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten und die Vorräte werden knapp – die Regierung hat sich daher bereit erklärt, kostenlos Lebensmittel an die Bevölkerung zu verteilen.

Ein großer Teil der Schäden wurde nicht durch das Beben selbst sondern durch eine ausgelöste Flutwelle verursacht. Weite Küstenstriche wurden von einem Tsunami verwüstet. Die Stadt Talcahuano wurde komplett überschwemmt. Auf der zu Chile gehörenden Inselgruppe Juan Fernández rund 600 Kilometer westlich des Festlandes forderten die Flutwellen bisher acht Menschenleben. Verteidigungsminister Vidal warf der chilenischen Marine vor, die Gefahrenlage falsch diagnostiziert zu haben. Für nahezu die gesamte Pazifik-Region wurde eine Tsunami-Warnung ausgesprochen, die befürchtete Katastrophe blieb jedoch aus.

Der Wiederaufbau stellt die künftige Regierung unter dem designierten Präsidenten Sebastian Piñera gleich zum Anfang der am 11. März beginnenden Amtszeit vor eine enorme Herausforderung. Zur Beseitigung der Schäden sprach er die Bereitstellung von öffentlichen Sondermitteln zu. Diese zusätzlichen Mittel würden sich jedoch nicht auf sein Regierungsprogramm auswirken. Denn trotz aller Betroffenheit über die Auswirkungen der Naturkatastrophe geht man von verhältnismäßig geringen Schäden aus – der soliden Bauweise im Lande sei Dank. Chile gilt seit jeher als erdbebengefährdet: 1960 verwüstete das schwerste jemals gemessene Beben die Stadt Valdivia im Süden des Landes, 1655 Menschen kamen dabei ums Leben. Aufgrund der Erfahrung früherer Erdbeben ist Chile heute auf solche Katastrophen vorbereitet. Im wohlhabendsten Land Lateinamerikas gibt es strikte Bauvorschriften, die in der Regel auch eingehalten werden, außerdem existiert ein Katastrophenplan, der nach dem schweren Beben umgehend zum Tragen kam. „Wir verfügen über die notwendige Organisationsstruktur, um auf Krisen vorbereitet zu sein“, so der chilenische Oberst Hugo Rodriguez. „Und das gilt ganz besonders für Naturkatastrophen, denn die kommen in Chile häufig vor“.

Auch wirtschaftlich dürfte sich Chile relativ schnell erholen. Das vielfach als wirtschaftliches Musterland bezeichnete Land weist pro Kopf die höchste Wirtschaftsleistung in Lateinamerika auf. Seit Januar ist Chile als einziges Land Südamerikas Mitglied der OECD. Zudem hat die Regierung in den vergangenen Jahren Rücklagen aus dem Kupferexport in einem staatlichen Stabilisierungsfonds gebildet, auf die man jetzt zurückgreifen kann. Die Kupferproduktion, die allein mehr als die Hälfte der Exporteinnahmen des Landes einbringt, wurde vom Beben weitgehend verschont, da die größten Bergwerke im Norden weit vom Epizentrum entfernt liegen. Laut des chilenischen Außenministers Mariano Fernández hat das Land ausreichend Reserven, um sich selbst zu helfen, und benötige daher vorerst nicht die von vielen Seiten angebotene internationale Hilfe. Auch die EU hatte sich bereit erklärt, drei Millionen Euro Soforthilfe zur Verfügung zu stellen. Fernández dankte für die vielen Solidaritätsbekundungen und Hilfsangebote, die Regierung wolle jedoch zunächst eine Bewertung der Schäden vornehmen, bevor sie auf mögliche Hilfen zurückgreife.

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Andreas Michael Klein

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Leiter des Regionalprogramms Politikdialog Asien

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