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kurzum

Kulturen des Streitens verstehen und stärken

z Thomas Köhler, Dr. Jochen Roose

Ein Schwerpunkt der Konrad-Adenauer-Stiftung

Demokratien leben davon, sich in geordneter und ziviler Weise miteinander auseinanderzusetzen – zu streiten. Die Regeln des Streitens sind dabei von großer Bedeutung. Sie sollen unterschiedlichen Sichtweisen und Argumenten Raum geben, die Unterschiede sichtbar machen und zur Entwicklung von Gemeinsamkeiten und Kompromissen führen. Was beim demokratischen Streiten erwartet werden kann, was erlaubt ist und was Grenzen überschreitet – diese Fragen der Sprach- und Streitkultur gilt es, immer wieder neu zu verhandeln. Die Konrad-Adenauer-Stiftung widmet sich in ihrem Schwerpunkt dem Wandel der Sprach- und Streitkultur.

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Eindrücke einer Streitkultur unter Druck

Vielfach entsteht der Eindruck, die gesellschaftliche Auseinandersetzung, das Streiten über die gemeinsamen Anliegen, stehe unter Druck. Die Globalisierung hat die Lebenswelten unterschiedlicher werden lassen und wirft die Frage auf, ob noch alle in die Verhandlung der gemeinsamen Anliegen eingebunden sind und sich einbinden lassen. Die Veränderung des Parteiensystems löst eine lange eingewöhnte Ordnung der Debatte zwischen zwei großen politischen Lagern auf. Die Digitalisierung lässt die Orte des Streitens unübersichtlicher werden. Lange gültige Konventionen des Umgangstons scheinen ihre Gültigkeit verloren zu haben. Es sind verschiedene Eindrücke, die einen genaueren Blick auf Veränderungen der Sprach- und Streitkultur herausfordern. In einem Schwerpunkt will die Konrad-Adenauer-Stiftung sowohl die Wahrnehmungen von vermeintlichen Veränderungen genauer prüfen als auch den Wirkungen von Veränderungen nachgehen. Dies soll vor dem Hintergrund einer Verständigung über normative Anforderungen an eine Sprach- und Streitkultur geschehen.

Welche Streitkultur brauchen wir?

Regeln werden vor allem dann bewusst, wenn ihre unhinterfragte Geltung nicht mehr gegeben ist. Dies gilt auch für die Normen, Werte und unterstellten Wirklichkeitsannahmen, die sich auf die Auseinandersetzung miteinander beziehen – die Streitkultur. Die aktuellen Herausforderungen führen vor Augen, dass es eine neue Verständigung über die Streitkultur braucht. In der normativen Demokratietheorie finden sich verschiedene Vorstellungen, welchen Regeln der demokratische Streit zu folgen habe. Während die repräsentativ-liberale Theorie auf eine fachlich korrekte, im Umgangston distanzierte und zivile Auseinandersetzung Wert legt, fordert die kons­truktivistische Theorierichtung die Einbindung aller in den Diskurs, unabhängig von ihrer Expertise oder Ausdrucksweise. Eine Verständigung darüber, welche Art von Streitkultur wir möchten, erfordert zunächst, die unterschiedlichen Vorstellungen mit ihren Folgen sowie ihren Vor- und Nachteilen sichtbar zu machen.

Arenen der Öffentlichkeit

Die Arenen, in denen demokratisches Streiten stattfindet, sind diverser und unübersichtlicher geworden. Die Dominanz der klassischen Massenmedien, Fernsehen, Radio und Presse, wird ergänzt und grundlegend verändert durch die Onlinekommunikation. Hier bestehen Möglichkeiten der Einbindung vieler mit ihren Meinungen und Sichtweisen, aber sie machen auch das Feld unübersichtlicher und verringern den Einfluss von professioneller Qualitätsprüfung und eröffnen neue Möglichkeiten, Diskussionsbeiträge in manipulativer Absicht zu verbreiten. Welche Effekte diese Veränderung der Öffentlichkeitsarenen hat und was dies für Kommunikationsformate bedeutet, gilt es neu zu erkunden.

Ursachen von Veränderungen der Sprach- und Streitkultur

Wenn Regelbrüche in einer Streitkultur über Einzelfälle hinausgehen und als zunehmend häufiger wahrgenommen werden – und es vielleicht auch sind – dann stellt sich die Frage nach den Ursachen dieser Veränderung. Dabei wird eine Reihe von Ursachen diskutiert wie das strategische Nutzen von Empörungsaufmerksamkeit, Folgen der Veränderung von Medien mit beispielsweise schnellerer oder anonymer Kommunikation oder die Verschiebung des politischen Feldes mit einer neuen Gegenüberstellung von Befürwortern und Gegnern einer Öffnung des Nationalstaates hin zu einem offenen Europa und einer globalisierten Welt. In welchem Maße diese oder andere Ursachen für manche Veränderungen der Sprach- und Streitkultur verantwortlich sind, muss im Detail geprüft werden.

Wege in eine wehrhafte demokratische Streitkultur

Veränderungen der Sprach- und Streitkultur werfen die Frage nach Reaktionen auf. Die vielfältigen Verschiebungen der Formen und Strukturen von Öffentlichkeit lassen sich nicht mit der einen Reaktion beantworten. Es gilt, Vorstellungen über eine angemessene Sprach- und Streitkultur zu entwickeln, die Vielfalt zulässt und erfolgreich Grenzen setzt, wo die Auseinandersetzung inzivil und am Ende undemokratisch wird. Dafür braucht es eine Erkundung der Einflussmöglichkeiten. Eine breite Vielfalt von Akteuren, die an der öffentlichen Debatte teilnehmen und auf Beiträge anderer reagieren, ist gefragt, ihren Beitrag zu leisten. Der Weg zu einer wehrhaften demokratischen Streitkultur ist eine Herausforderung, die neues Wissen, sorgfältige Abwägung und Innovation auf vielen Ebenen erfordert. Die Konrad-Adenauer-Stiftung macht sich mit dem Schwerpunkt „Wandel der Sprach- und Streitkultur“ auf diesen Weg.

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