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D-Day für die weißen Farmer in Simbabwe

Heute endet in Simbabwe ein Ultimatum an die weißen Farmer, ihre Farmen zu verlassen. Die Enteignung der Weißen ist das Kernstück einer "Landreform", mit der die Regierung Mugabe nach eigenen Angaben Reste des kolonialen Unrechts beseitigen will.

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Interview mit Anton Bösl, Auslandsmitarbeiter der KAS in Simbabwe

Quelle: N-TV vom 8. August 2002

Heute endet in Simbabwe ein Ultimatum an die weißen Farmer, ihre Farmen zu verlassen. Die Enteignung der Weißen ist das Kernstück einer "Landreform", mit der die Regierung von Präsident Robert Mugabe nach eigenen Angaben Reste des kolonialen Unrechts beseitigen will. Tatsächlich hat diese Landreform bereits jetzt für eine Verknappung der Lebensmittel gesorgt. Über den Hunger und das Ultimatum sprach n-tv.de mit Anton Bösl, der seit zwei Jahren für die Konrad-Adenauer-Stiftung in Harare tätig ist.

Bis vor wenigen Jahren hat Simbabwe Lebensmittel exportiert, nun droht dem Land eine Hungersnot. Was sind die Ursachen: Dürre oder "bad governance" - schlechtes Regieren?

Anton Bösl: Die Dürre ist nur zum Teil Ursache der aktuellen Hungersnot; Hauptgrund für die Misere bei der Lebensmittelversorgung hier sind sicherlich die derzeitige Landreform und Missmanagement, weshalb Simbabwe auch viel schwerer betroffen ist als alle Nachbarländer.

Die Enteignung der Großfarmer hat vermutlich auch drastische Folgen für den Arbeitsmarkt in Simbabwe.

Bösl: Das ist richtig. Von den Enteignungen sind nicht nur etwa 2.900 weiße Farmer und ihre rund 5.000 Farmen betroffen, sondern auch die Angestellten. Nach offiziellen Angaben sind dies 232.000 Farmarbeiter und ihre Familien, also rund eine Million Menschen, die ihre Heimat verloren haben und nirgendwo hingehen können. Sie sind überwiegend malawischer und sambischer Herkunft, und die dortigen Regierungen haben angedeutet, dass sie diese Farmarbeiter, die in der zweiten oder dritten Generation als Gastarbeiter in Simbabwe leben, nicht aufnehmen können.

Ist mit Widerstand von Seiten der weißen Farmer zu rechnen?

Bösl: Nicht wenige Farmer haben das Land bereits verlassen, viele hofften bis zuletzt auf Gespräche mit der Regierung, um das Ultimatum abzuwenden. Einige versuchten, wenigstens etwas persönliches Hab und Gut von ihren Farmen zu retten - alles landwirtschaftliche Gerät müssen sie ohnehin zurücklassen. Viele Farmen werden bereits seit Tagen belagert. Vermutlich werden sich nur sehr wenige Farmer dem Druck der Regierung widersetzen und Leib und Leben riskieren. Die meisten von ihnen sitzen auf gepackten Koffern. Für den 8. August wird ein "Siedlertreck" in die größeren Städte des Landes erwartet. Es gibt nur eine kleine Anzahl von Farmern, die juristisch gegen die Enteignungen kämpfen wollen.

Trotz der Landreform sind bisher relativ viele Farmer in Simbabwe geblieben.

Bösl: Viele lebten in der dritten Generation auf den Farmen, das ist ihre Heimat. Andere haben all ihr Erspartes in eine Farm investiert, etwas aufgebaut, sind professionelle Farmer, die für sich keine andere Beschäftigungsmöglichkeit sehen. Außerdem hegten viele vor allem bis zu den Präsidentschaftswahlen im März die Hoffnung, dass - wenn die Opposition an die Macht kommt - eine transparente Landreform nach dem Modell des UN-Entwicklungsprogramms UNDP durchgeführt wird.

Der "Zimbabwe Independent" berichtete am 2. August, dass es Gespräche zwischen der CFU, der Commercial Farmers Union, und der Regierung gebe. Solange seien die Räumungen ausgesetzt.

Bösl: Es gibt Gespräche zwischen der Regierung und der CFU, in der die Großfarmer organisiert sind. Allerdings wird das Enteignungsgesetz, das am 8. Mai mit einem Ultimatum von 90 Tagen verabschiedet wurde, durch die Gespräche nicht in Frage gestellt. Von der Räumung ausgenommen werden sollen lediglich jene wenigen Farmen, die noch nicht offiziell von der Regierung "gelistet" worden sind und derzeit häufig illegal belagert werden.

Wohin gehen die Farmer, wenn ihre Farmen geräumt werden? Angeblich will Uganda ihnen staatseigenes Land verpachten.

Bösl: Ja, es gibt Angebote verschiedener afrikanischer Länder an diese Farmer. Uganda, Sambia und Mosambik haben Farmer offiziell mit relativ attraktiven Angeboten eingeladen, um in diesen Ländern kommerziell zu farmen. Die Mehrzahl der Farmer dürfte aber nach Australien und Neuseeland emigrieren.

Das Thema Bodenreform berührt einen Punkt, der wohl auch in Südafrika und Namibia für kontroverse Debatten sorgt: post-koloniale Verteilungsgerechtigkeit zwischen Schwarz und Weiß. Wie werden die Farm-Enteignungen in der Öffentlichkeit in Simbabwe diskutiert: als gerechter Ausgleich oder als ungerechte Vertreibung von Bürgern?

Bösl: Die Kampagne der Regierung läuft bereits seit den Parlamentswahlen 2000 auf vollen Touren. Über das staatlich kontrollierte Fernsehen und über einige Printmedien hat die Regierung versucht, dieses Thema in der Bevölkerung als die Wiederherstellung von gerechten Bodenstrukturen zu verkaufen. Ihrer Propaganda zufolge wird das Land nun an die eigentlichen Eigentümer zurückgegeben. Ob sie damit die Mehrheit im Land überzeugt hat, möchte ich allerdings bezweifeln. Zum einen wissen die Menschen, dass von der Landverteilung überwiegend Mitglieder der Regierungspartei profitieren und die meisten leer ausgehen. Zum anderen haben wir in einer repräsentativen Meinungsumfrage unter jungen Leuten Ende letzten Jahres festgestellt, dass die große Mehrheit der jungen Menschen weniger an Land und Landwirtschaft interessiert ist, sondern vielmehr an guten Jobs, einer vernünftigen Ausbildung; dass ihnen Demokratie und die Bekämpfung der grassierenden Korruption wichtiger ist. Nur die wenigsten jungen Menschen hier wollen Farmer werden; die meisten schwarzen Simbabwer bedauern, dass die weißen Farmer mit ihrem Know How das Land verlassen.

Wie sehen Sie persönlich das Thema Bodenreform unter dem Aspekt einer Verteilungsgerechtigkeit?

Bösl: Als Folge des Kolonialismus war die Landverteilung in Simbabwe tatsächlich völlig ungerecht. Allerdings hatte Mugabe über 20 Jahre lang Zeit, dieses Thema anzugehen; er übernahm die Regierung 1980, als das Land unabhängig wurde. Es gab zwei, drei Anläufe zu einer Bodenreform, die von der britischen Regierung als ehemaliger Kolonialmacht finanziell unterstützt, aber wegen Korruption wieder eingestellt wurden. Großfarmen wurden damals nur zum Teil unter die schwarze landlose Bevölkerung verteilt. Viele Farmen gelangten an Regierungsvertreter.

Am 6. August hat die EU Simbabwe neue Nahrungsmittelhilfen zugesichert. Das Online-Nachrichtenportal zwnews.com schrieb dazu am selben Tag: "Westliche Hilfe fließt jetzt zu den Leuten, die in den vergangenen zwei Jahren Ernten zerstört, landwirtschaftliche Geräte lahm gelegt oder gestohlen und Farmen geschlossen haben."

Bösl: Man muss hier differenzieren. Es gibt das World Food Programme der Vereinten Nationen (WFP), an dem auch die EU mit 32 Mio. Euro allein für Simbabwe beteiligt ist. Auch die Bundesregierung hat für das südliche Afrika wohl insgesamt 7,7 Mio. Euro zugesagt, von denen bereits eine Mio. Euro nach Simbabwe geflossen sind. Auch die USA haben Mittel für das WFP bereitgestellt. Die WFP-Mittel werden derzeit von vier Organisationen im Lande verteilt, unter anderem Oxfam und Care. Diese Verteilung verläuft relativ vernünftig und zielt auf die tatsächlich am stärksten Betroffenen ab.

Anders sieht es aus im Bereich der Lebensmittelverteilung durch die Regierung. Hier werden Regionen, die als oppositionsnah gelten, wohl benachteiligt oder ausgeschlossen. Es wird berichtet, dass man einen Mitgliedsausweis der Regierungspartei ZANU-PF vorlegen muss, um vom Amt für Lebensmittelverteilung berücksichtigt zu werden.

Der dritte Kanal, über den Lebensmittel in Simbabwe verteilt werden, ist der private Sektor, also Kirchen und Nichtregierungsorganisationen. Häufig kommt es hier zu Übergriffen und Plünderungen durch Kriegsveteranen, die Mugabe loyal sind. Ein Minister verbot sogar dem katholischen Erzbischof von Bulawayo, einem scharfem Kritiker Mugabes, 4.000 Vorschulkinder und Schwangere weiter zu speisen, weil dadurch ein paralleles Verteilungssystem zur Regierung aufgebaut würde. Kriegsveteranen haben daraufhin das Lebensmittellager geplündert. Von derartigen Vorfällen hört man immer wieder.

Hier in Europa wurde über Simbabwe zuletzt im März ausführlich berichtet, als dort gewählt wurde. Was macht die Oppositionspartei Movement for Democratic Change (MDC), was Morgan Tsvangirai, der damalige Herausforderer von Präsident Mugabe?

Bösl: Gegen Tsvangirai läuft nach wie vor ein Verfahren wegen Hochverrats. Darauf steht in Simbabwe die Todesstrafe. Tsvangirai befindet sich allerdings gegen Kaution auf freiem Fuß. Vor den Wahlen war die Bevölkerung sehr enthusiastisch und hat die MDC stark unterstützt. Die Opposition hat es nach dem so genannten Wahlsieg Mugabes jedoch nicht geschafft, die Menschen zu mobilisieren, um gegen offensichtliche Manipulationen bei den Wahlen zu protestieren und etwas an Zuspruch verloren. Hinzu kommt, dass die Menschen hungrig sind; sie haben die Nase voll von Politik, zumal sie wissen, dass sie gegen das System Mugabe ohnehin nichts ausrichten können.

(Die Fragen stellte Hubertus Volmer.)

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