Am 26. Juni 2025 begrüßte Felix Kraft zur Veranstaltung „Gedient – vergessen? Veteranen im Schatten ihrer Einsätze“, die anlässlich des neu eingeführten nationalen Veteranentags stattfand. Gemeinsam mit dem Journalisten und ehemaligen Bundeswehr-TV-Redakteur Hans-Ulrich Schimmelpfennig wurde die gesellschaftliche Stellung von Veteraninnen und Veteranen in Deutschland kritisch beleuchtet. Der Abend bot anhand von Filmausschnitten, historischen Rückblicken und internationalen Vergleichen einen tiefgehenden Einblick in ein Thema, das lange Zeit in Deutschland kaum öffentlich diskutiert wurde.
Der Begriff „Veteran“ wird in Deutschland erst seit wenigen Jahren offiziell verwendet. Laut Bundesministerium der Verteidigung ist Veteran oder Veteranin, wer aktuell Soldat oder Soldatin ist oder ehrenhaft aus dem Dienstverhältnis ausgeschieden ist. Dies betrifft rund zehn Millionen Menschen. Die Volksarmee der DDR gilt offiziell nicht als Veteranentruppe. Doch wer sich tatsächlich als Veteran fühlt, ist eine ganz andere Frage – viele bringen den Begriff ausschließlich mit aktiven Kampfeinsätzen in Verbindung.
Der Beschluss zur Einführung des nationalen Veteranentags am 15. Juni wurde am 25. April 2024 durch den Bundestag gefasst. SPD, CDU/CSU, Grüne und FDP stimmten gemeinsam für diesen Schritt. Ein früherer Vorschlag von Verteidigungsminister de Maizière (2012), den Tag mit dem Volkstrauertag zu verbinden, wurde abgelehnt – nicht zuletzt, weil es an diesem Tag nicht um Trauer, sondern um Anerkennung und Würdigung gehen soll.
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat die Bundeswehr in Deutschland jedoch wieder präsenter gemacht. Davor, so merkte Schimmelpfennig an, sei seit der Aussetzung der Wehrpflicht die gesellschaftliche Distanz zur Bundeswehr gewachsen. Der neue Veteranentag soll unter anderem helfen, diese Lücke zu schließen – indem er Sichtbarkeit und Anerkennung für die geleisteten Einsätze schafft. Erste zentrale Veranstaltungen in Berlin, etwa vor dem offenen Reichstag, haben bewusst die Rolle der Bundeswehr als Parlamentsarmee betont.
Andere Länder wie Frankreich oder die USA gehen deutlich öffentlicher mit ihren Veteranen um. In den Vereinigten Staaten gehört die Veteranenidentität fest zur Gesellschaft – mit eigenen Feiertagen für Soldaten und Soldatinnen wie dem Veterans Day, dem Armed Forces Day und dem Memorial Day. In Deutschland hingegen mussten sich Veteranengruppen lange selbst organisieren, etwa mit Initiativen wie dem Marsch der Fallschirmjäger zum „Wald der Erinnerung“. Ein offizieller Umgang war nicht etabliert.
In eindrucksvollen Videoausschnitten wurde unter anderem der erste Auslandseinsatz der Bundeswehr in Bosnien und Herzegowina gezeigt – inklusive Konfrontationen mit verminten Straßen, Aufbauhilfe und der ersten Verwundung eines deutschen Soldaten im Ausland. Diese Einsätze markierten einen Wendepunkt für die deutsche Verteidigungspolitik und waren die erste Bewährungsprobe für die Bundeswehr. Auch der Auslandseinsatz in Afghanistan rückte – verstärkt nach dem Karfreitagsgefecht – in den Fokus. Erst danach folgte eine bessere Ausstattung der Soldatinnen und Soldaten vor Ort.
Schimmelpfennig merkte an, dass die Abwesenheit von Krieg nicht unbedingt Frieden bedeute. Der Veteranentag sei ein wichtiger Schritt – aber noch kein Abschluss des Prozesses. Es gehe darum, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist, und Veteraninnen und Veteranen zu würdigen. Die Veranstaltung machte deutlich: Die deutsche Gesellschaft steht noch am Anfang eines echten Dialogs über den Dienst in der Bundeswehr. Es braucht offene Gespräche, mehr Sichtbarkeit – und politische wie gesellschaftliche Initiativen, die den Dienst für das Gemeinwesen wirklich anerkennen.
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